Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Wien und Mauthausen
Bundeskanzler Kurz: Jüdisches Leben in Österreich aktiv unterstützen und entschieden gegen jede Form des Antisemitismus ankämpfen.
"Als Bundesregierung wollen wir in diesem speziellen Gedenkjahr auch an die dunklen Seiten unserer Geschichte erinnern. Deswegen veranstalten wir heuer erstmals diesen Gedenkakt für die Opfer des Nationalsozialismus, vor dem Mahnmal gegen Krieg und Faschismus", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz bei der gemeinsamen Kranzniederlegung mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Vizekanzler Heinz-Christian Strache beim Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka. "Nur wer sich erinnert, kann die Schrecken der Geschichte anerkennen. Nur wer sich erinnert, kann aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Nur wer sich erinnert, kann es heute und in Zukunft besser machen", so der Kanzler weiter.
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Vizekanzler Heinz-Christian Strache sprachen vor dem Mahnmal. Der Vizekanzler betonte in seiner Rede: "Ich verneige mich vor all jenen, die in dieser Zeit ein furchtbares Schicksal tragen mussten und schon die Erinnerungen an diese Zeit schlagen unvergesslich tiefe Wunden. Dieser Ort hat eine besondere Symbolik. Vor uns steht das Tor der Gewalt. "Das Tor der Gewalt" ist aus Mauthausener Granit gehauen. Dieser erinnert an tausende Häftlinge, die im Steinbruch des Konzentrationslagers Mauthausen auf der berüchtigten Todesstiege ihr Leben lassen mussten."
Bundeskanzler Sebastian Kurz nahm in seiner Rede vor dem Mahnmal auch auf die Befreiung des KZ Mauthausen Bezug: "Gestern vor 73 Jahren wurde das Konzentrationslager Mauthausen befreit. Mauthausen ist jener Ort, wo der Nationalsozialismus in Österreich wahrscheinlich sein hässlichstes Gesicht gezeigt hat."
"Niemals dürfen wir vergessen, dass die Bedingungen in Mauthausen als besonders unmenschlich galten. Niemals dürfen wir vergessen, dass dort fast 100 000 Menschen getötet wurden. Menschen mit Behinderung, Roma und Sinti, Homosexuelle, Menschen mit unterschiedlicher politischer Einstellung und Widerstandskämpfer. Vor allem aber dürfen wir niemals vergessen, dass es eine große Anzahl jüdische Mitbürger waren, die in Mauthausen auf grausamste Weise gequält und umgebracht wurden. Ich erinnere mich noch sehr genau an meinen ersten Besuch in der Gedenkstätte Mauthausen. Ich bin heute noch erschüttert vom Ausmaß der Grausamkeit, das den Menschen dort widerfahren ist. Das ehemalige KZ Mauthausen ist ein Schicksalsort für Österreich. Es erinnert uns daran, dass Österreicherinnen und Österreicher zwischen 1938 und 1945 Opfer, aber genauso auch Täter waren", so der Kanzler weiter. "Erst wenn alle Menschen auf der Welt in Freiheit leben können, ist das Denkmal der Überlebenden aus Mauthausen fertig gebaut", sagte der Bundeskanzler abschließend in seiner Rede vor dem Mahnmal gegen Krieg und Faschismus.
Im Anschluss an die Kranzniederlegungen vor dem Mahnmal gegen Krieg und Faschismus nahmen Bundeskanzler Sebastian Kurz und Regierungsmitglieder an der Internationalen Gedenk- und Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen teil. Anlässlich der 73. Wiederkehr der Befreiung des Konzentrationslagers hatten das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ), die Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) und das Comité International de Mauthausen (CIM) zum gemeinsamen Erinnern eingeladen. Im Gedenkjahr 2018 war die Veranstaltung insbesondere dem Thema "Flucht und Heimat" sowie der Auslöschung Österreichs im Jahr 1938 gewidmet. Auch dieses Jahr begann die Feier – sie ist die größte Gedenk- und Befreiungsfeier weltweit – mit der Verlesung des Mauthausen-Schwurs in verschiedenen Sprachen. Höhepunkt des Festakts war der gemeinsame Auszug – ähnlich der ersten Befreiungsfeiern der KZ-Überlebenden – aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende der Gedenkfeier.
Bundesministerin Juliane Bogner-Strauß und Bundesminister Gernot Blümel gedachten im Rahmen einer Kranzniederlegung vor dem Mahnmal "Am Spiegelgrund" ebenfalls der Opfer des Nationalsozialismus. Die Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof" – das heutige Otto Wagner-Spital im 14. Wiener Gemeindebezirk – wurde in den Jahren nach dem sogenannten Anschluss im Jahr 1938 zum Wiener Zentrum der nationalsozialistischen Tötungsmedizin. Das Mahnmal erinnert an die von den Nationalsozialisten als Euthanasie bezeichnete Ermordung von Kindern und Jugendlichen in der Jugendfürsorgeanstalt "Am Spiegelgrund".
Bilder von den Veranstaltungen am 6. Mai 2018 sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramtes kostenfrei abrufbar.