Männer und Vereinbarkeit von Beruf und Familie
EU-Projekt Männer und Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Wege zur gerechten Verteilung von Karenz-, Betreuungs- und Arbeitszeiten
Ein Projekt des Sozialministeriums in Kooperation mit dem ehemaligen Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, L&R Sozialforschung und der Forschung- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) mit der Dauer vom 10. Dezember 2015 bis 9. Dezember 2017. Als assoziierte Projektpartnerinnen nahmen zudem die Arbeiterkammer, der Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB) und die Industriellenvereinigung teil.
Links zu den Projektpartnerinnen und -partnern
- Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
- L&R Sozialforschung – das Institut für Sozialforschung in Wien
- Forschung- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA)
Hintergrund und Zielsetzung
Bestehende Studien und Umfragen zeigen den wachsenden Wunsch vieler Männer, stärker als bis dato an der Kindererziehungs- und Betreuungsarbeit teilzuhaben. Die Praxis zeigt jedoch, dass es bei der konkreten Realisierung des Wunsches, Elternkarenz oder Elternteilzeit in Anspruch zu nehmen, bei Männern viele Hindernisse gibt. Insbesondere in männerdominierten Branchen scheint es oft einen Mangel an betrieblichen Gleichstellungsstrategien zu geben. Weiters bestehen – aus vielen Gründen – geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der (gesellschaftlichen und familiären) Arbeits(zeit)teilung fort – sei es aufgrund von Karrierechancen, Einkommensunterschieden oder hartnäckigen Rollenbildern.
Neben dem Wunsch der Väter, mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, trägt eine partnerschaftlichere Aufteilung der Erziehungs- und Erwerbsarbeit auch zu einem besseren und früheren Wiedereinstieg von Müttern sowie zu besseren Karrierechancen und Einkommen von Frauen bei. Indirekt kann neben dem Abbau traditioneller Rollenbilder durch die weitere Ermutigung von Vätern zur Übernahme von Familien- und Erziehungsarbeit damit auch zu einer Verringerung der geschlechtsspezifischen Einkommens- und Pensionslücken beigetragen werden. Die Männer können durch eine intensivere Betreuung ihrer Kinder auch eine stärkere Beziehung zu ihnen aufbauen.
Hauptziele des EU-Projekts waren
- Förderung der Geschlechtergleichstellung durch erhöhte Väterbeteiligung in Karenz, (Eltern-)Teilzeit und in der (fortgesetzten) Care Arbeit nach der Karenz
- Verankerung betrieblicher Vereinbarkeitsstrategien insbesondere in männer-dominierten Branchen, die es mehr Männern erlauben, in Karenz zu gehen und an der Erziehung/Sorgearbeit teilzuhaben
- Erhöhung des Bewusstseins über positive Auswirkungen von partnerschaftlicher Aufteilung von Karenz und (Eltern)Teilzeit zwischen Eltern auf Haushalts-, Betriebs- und gesellschaftlicher Ebene
Forschungs- und Projektergebnisse
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 18. Oktober 2017 wurden die wesentlichen Forschungs- und Projektergebnisse und Strategien zur Erhöhung der Väterbeteiligung an der Kindererziehung von Unternehmen und Sozialpartnern präsentiert. Dieses Projekt wurde durch das Programm der Europäischen Union für "Rechte, Gleichstellung und Unionsbürgerschaft" (2014 bis 2020) kofinanziert.
Inhalte, Aktivitäten, Forschungsvorhaben
- Haushaltseinkommensrechner
Der Online-Haushaltseinkommensrechner www.gleich-berechnet.gv.at wurde von der Sektion Frauenangelegenheiten und Gleichstellung als Orientierungshilfe für eine partnerschaftliche Aufteilung von Kindererziehung und Erwerbstätigkeit entwickelt. Der Rechner war von Dezember 2016 bis September 2018 verfügbar und zeigte leicht verständlich die Effekte der Erwerbsarbeitszeit beider Elternteile auf das gesamte Familieneinkommen. - Verbesserung der betrieblichen Rahmenbedingungen für Väterbeteiligung
Zur Erhöhung der Väterbeteiligung wurde ein Handbuch für Betriebe erarbeitet. Dazu erforschte L&R Sozialforschung die betrieblichen Rahmenbedingungen in ausgewählten männerdominierten Branchen: vereinbarkeitsfreundliche Arbeitszeitmodelle, Papamonat, Elternteilzeit etc.. Neben bestehenden Maßnahmen wurde auch der Bedarf aus Sicht der Beschäftigten, der Unternehmen und Sozialpartner erhoben. - Partnerschaftliche Aufteilung auf Haushaltsebene
Wie Eltern eine geplante partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit in der Realität umsetzen, untersuchte FORBA. Die Untersuchungen geben Aufschluss darüber, wie der Entscheidungsprozess von Elternpaaren abläuft: welche Rahmenbedingungen zur erfolgreichen Umsetzung partnerschaftlicher Aufteilung beitragen und welche die Aufteilung behindern. Ein Katalog von Praxisbeispielen wurde auf dieser Basis erarbeitet. - Bewusstseinsbildung, Trainings, Empfehlungen
Auf Basis der Ergebnisse aus den Punkten 1 bis 3 sowie internationaler Best Practices wurden 3 Mutual Learning Seminare für Multiplikatoren, Multiplikatorinnen und Stakeholder (etwa Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Betriebsräte, Betriebsrätinnen) abgehalten und Empfehlungen für die betriebliche Ebene gemeinsam mit den Sozialpartnern formuliert. Zusätzlich wurden Schulungen für Betriebsräte, Betriebsrätinnen und Unternehmen konzipiert und abgehalten.
Informationsarbeit
Die Informationsarbeit im Zuge des Projekts war zielgruppenorientiert. Neben einer fokussierten und themenbezogenen Pressearbeit wurden unterschiedliche Informationskanäle wie Veranstaltungen oder Öffentlichkeitsarbeit bedient. Erarbeitet wurde zum Beispiel die Broschüre: "Karenz, Elternzeit, Familienzeit & Co – Partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung" – Informationsbroschüre zu gesetzlichen Ansprüchen.