Geschichte der Administrativen Bibliothek
Die Behördenbibliothek des Bundes
Die Administrative Bibliothek des Bundes wurde mit Kaiserlicher Entschließung vom 18. April 1849 als "Spezialbibliothek für die Zwecke der Gesetzgebung und Verwaltung und für das Studium auf diesen Gebieten" gegründet. Der Auftrag der neu gegründeten Institution lautete, sämtliche Ministerien und Zentralstellen bibliothekarisch und dokumentarisch zu betreuen. Ursprünglich war die Bibliothek unmittelbar dem Präsidium des 1848 neu gegründeten Innenministeriums unterstellt. 1923 gelangte die Administrative Bibliothek in den Ressortbereich des Bundeskanzleramts.
Bereits 1848 wurde im Rahmen der Pressegesetzgebung festgelegt, dass neben der Obersten Polizeibehörde, der k.k. Hofbibliothek auch dem Innenministerium ein Pflichtexemplar abgeliefert werden muss. Seit dem Jahr 1922 besteht gegenüber der Administrativen Bibliothek eine Anbietungspflicht, welche in der "Verordnung (…) über die Ablieferung von Freistücken" geregelt wurde. Im Jahr 1981 wurde das Pressgesetz von 1922 durch ein neues Mediengesetz sowie eine neue Verordnung abgelöst. Die dort festgelegten Bestimmungen betreffend die Ablieferungs- und Anbietungspflicht von Druckwerken sind seither inhaltlich unverändert geblieben. Gegenüber der Administrativen Bibliothek besteht gemäß Mediengesetz (MedienG, § 43(1)) eine Anbietungspflicht.
Im Juli 2002 wurde mit der Integration der Amtsbibliothek des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur in die Administrative Bibliothek der Grundstein für einen Bibliothekenverbund gelegt, der seither kontinuierlich ausgebaut wurde. Ende 2003 wurde der laufende Bibliotheksbetrieb des Österreichischen Staatsarchivs eingegliedert, im Jahr 2005 folgte die Ministerialbibliothek des Bundesministeriums für Inneres. Seit 2006 ist die Administrative Bibliothek auch Depositarbibliothek der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD – Organisation for Economic Co-operation and Development) mit direktem Zugriff auf die iLibrary. Als Depositarbibliothek gehört es zu den Aufgaben der Administrativen Bibliothek, die Veröffentlichungen und Dokumente der OECD zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit den Bibliotheken des Bundesministeriums für Justiz wird seit 2008 ein Verbund geführt. Im Jänner 2018 wurde die Bibliothek des Bundesministeriums für öffentlichen Dienst und Sport in den Bibliothekscluster integriert und im Frühjahr 2021 erfolgte die Eingliederung der Bibliothek des Bundesdenkmalamts.
Im Jahr 2015 wurde mit der Archivierung digitaler Publikationen begonnen. Seither werden ePublikationen, insbesondere jene der Bundesministerien und der österreichischen Verwaltung, selektiv erschlossen und können über den Katalog Bibliothek Digital recherchiert werden. Elektronisch publizierte Dokumente werden im Volltext archiviert.
Über den Standort "Palais Porcia"
Ursprünglich war die Administrative Bibliothek im Ministerialgebäude in der Wipplingerstraße untergebracht. Im Jahr 1897 zog sie in die Marc-Aurel-Straße und einige Jahre später auf den Hohen Markt 5 um. 1925 erfolgte die Übersiedlung in das Palais Porcia, Herrengasse 23.
Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Renaissancegebäude zählt zu den ältesten erhaltenen Palais in Wien. Der Bau wurde 1538 von Gabriel Salamanca-Ortenburg, dem Generalschatzmeister des späteren Kaisers Ferdinand I, in Auftrag gegeben und 1546 fertiggestellt. Die 2 bereits auf dem Grundstück vorhandenen Gebäude wurden miteinander verbunden und mit einer Renaissance-Fassade versehen.
Zwischen 1592 und 1667 wechselte das Palais mehrmals den Eigentümer und es erfolgten umfangreiche Umbauten. Unter anderem entstand der Arkadengang. Im Jahr 1667 gelangte das Stadtpalais in den Besitz von Johann Karl Fürst Porcia. Mitte des 18. Jahrhunderts gelangte das Haus in den Bestand des kaiserlichen Hofärars und wird seitdem als Verwaltungsgebäude genutzt.
Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude für den Verwaltungsgerichtshof adaptiert, später waren der Rechnungshof und der Landesschulrat für Niederösterreich hier untergebracht.
Seit 1925 ist das Palais Porcia der Standort der Administrativen Bibliothek. Im Jahr 1991 wurde das Gebäude einer Generalsanierung unterzogen, die 1997 abgeschlossen wurde.
Der Parterrebereich, mit dem Steinsaal und der Sala Terrena, wird auch für Kunst- und Kulturveranstaltungen genutzt.