Erste Republik
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde am 12. November 1918 die neue Republik "Deutschösterreich" ausgerufen. Auch in der neuen Staatsform wurde die Politik vom Ballhausplatz aus gestaltet. So residierte der Staatskanzler (später Bundeskanzler), der Staatssekretär für Äußeres – später Außenminister – und der im Dezember 1920 erstmals von der Bundesversammlung gewählte Bundespräsident im Bundeskanzleramt – wie das Gebäude nun bezeichnet wurde.
Durch eine Verwaltungsreform wurde 1920 das Außenministerium aufgelöst und die außenpolitischen Agenden an 2 Abteilungen des Kanzleramtes übertragen.
Das Haus blieb vor der gewaltsamen Entwicklung der Ersten Republik nicht verschont. Bei einem Putschversuch illegaler Nationalsozialisten wurde am 25. Juli 1934 Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (1892–1934) im Bundeskanzleramt ermordet. Zeugenaussagen zufolge wollte Dollfuß durch eine zum Staatsarchiv führende Türe flüchten, die jedoch versperrt war. Er lief deshalb zurück, um zu einer geheimen Wendeltreppe im Steinsaal zu gelangen. Auf dem Weg dorthin wurde er im Marmor-Ecksalon von 2 NS-Putschisten getötet.