Bericht zur Lage der Energieunion zeigt Fortschritte auf
Europäische Kommission veröffentlicht Bericht zur Lage der Energieunion 2024 – Errungenschaften innerhalb der Energieunion in den vergangenen Jahren auf dem Weg hin zu mehr Energiesicherheit, nachhaltigem Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit – EU-Unterstützung für Energieinfrastruktur in der Ukraine und der Republik Moldau
In dem am 11. September 2024 veröffentlichten Bericht zur Lage der Energieunion 2024, beschreibt die Europäische Kommission, wie die EU im Zeitraum von 2019 bis 2024 die zahlreichen energiepolitischen Herausforderungen bestritten hat. Demnach konnte die EU die Lage in Bezug auf ihre Energieversorgungssicherheit und die Energiepreise stabilisieren. Der Bericht geht zudem darauf ein, wie durch Energiepolitik aus Sicht der Europäischen Kommission die Grundlagen für weiteres Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit geschaffen worden seien.
EU-Kommissarin Simson: "Fortschritte auf dem Weg zu sicherem, wettbewerbsfähigem und erschwinglichem Energiesektor in der EU"
"Im Bericht werden die Fortschritte hervorgehoben, die wir in dieser Amtszeit auf dem Weg zu einem sicheren, wettbewerbsfähigen und erschwinglichen Energiesektor in der EU erzielt haben. Die EU ist gut gerüstet, um die tiefgreifenden Veränderungen und Herausforderungen, die vor uns liegen, zu bewältigen und ihren Verpflichtungen gegenüber dem Planeten und ihren Bürgerinnen und Bürgern nachzukommen. Unsere Energieunion ist stärker und grüner als je zuvor", sagte Kadri Simson, Kommissarin für Energie, anlässlich der Veröffentlichung des Berichts.
Zentrale Ergebnisse des Berichts zur Lage der Energieunion 2024
Der Bericht hebt mehrere wichtige Errungenschaften der EU in den vergangenen Jahren im Bereich der Energieunion hervor. Beispielhaft werden folgende Punkte angeführt:
- Kapazitätsrekorde konnten bei der Erzeugung erneuerbarer Energie erzielt werden. Im 1. Halbjahr 2024 stammte die Hälfte des Stroms der EU aus erneuerbaren Energiequellen.
- Der relative Anteil von russischem Gas an den EU-Importen ging bis Juni 2024 von 45 Prozent im Jahr 2021 auf 18 Prozent zurück. Hingegen sind Importe von Partnern wie Norwegen und den USA gestiegen.
- Die Gasnachfrage wurde zwischen August 2022 und Mai 2024 um 138 Milliarden Kubikmeter gesenkt.
- Am 19. August 2024 erreichte die EU bereits ihr Ziel für die Gasbevorratung für den Winter (90 Prozent) – deutlich vor der angestrebten Deadline am 1. November 2024.
- Die Energiepreise sind 2024 stabiler als vor 2 Jahren. Sie liegen weiterhin deutlich unter den Höchstständen der Energiekrise von 2022.
- Von 1990 bis 2022 gingen die Treibhausgasemissionen der EU um 32,5 Prozent zurück, während die EU-Wirtschaft im selben Zeitraum um rund 67 Prozent gewachsen ist.
- Auf internationaler Ebene leitete die EU die globale Initiative zur Verdreifachung der Kapazitäten für erneuerbare Energie und zur Verdoppelung der Maßnahmen für Energieeffizienzverbesserungen im Rahmen der Abkehr von fossilen Brennstoffen, die von allen Vertragsparteien bei der 28. UN-Klimakonferenz (COP 28) in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, gebilligt wurde.
Erhebliche Fortschritte im Bereich der erneuerbaren Energien
Hervorzuheben sind zudem die Entwicklungen im Bereich der "grünen" Energie. Laut Bericht konnte im ersten Halbjahr 2024 durch Wind- und Solarkraft anteilsmäßig mehr Energie erzeugt werden als durch Gas. Demnach ist Windkraft nach Kernkraft die zweitgrößte Stromquelle der EU. Damit die EU das Ziel, den Endenergieverbrauch bis 2030 um 11,7 Prozent zu senken, erreichen kann, müsse sich der Abwärtstrend fortsetzen, so der Bericht. Die EU strebt im Bereich der Energie- und Klimaziele an, die Nettotreibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren.
Die Kommission veröffentlichte am 11. September 2024 zudem einen Bericht über das Funktionieren der Verordnung über das Governance-System für die Energieunion und für den Klimaschutz. In diesem kam die Europäische Kommission zum Schluss, dass die Verordnung eine wichtige Rolle spiele, die EU ihrem bis 2030 gesetzten Ziel näher zu bringen.
EU steht der Ukraine unablässig bei
Der Bericht betont, dass die EU der Ukraine – angesichts der Angriffe Russlands auf ihr Energiesystem – weiterhin kontinuierlich zur Seite steht. Die Synchronisierung der Netze der Ukraine und der Republik Moldau mit dem kontinentaleuropäischen Netz trug demnach dazu bei, das ukrainische Stromnetz zu stabilisieren.
Der Gesamtbeitrag im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der EU in der Ukraine-Hilfe wird auf rund 900 Millionen Euro bemessen. Weiters wurden über den Fonds zur Unterstützung des Energiesektors der Ukraine bis Juni 2024 mehr als 500 Millionen Euro mobilisiert. Hinzu kommt, dass die EU mit der 50 Milliarden Euro schweren Ukraine-Fazilität eine kohärente Förderung bereitstellt, damit die Ukraine sich bis 2027 wirtschaftlich erholen könne.
EU in internationaler Wettbewerbssituation – Allianzen werden wichtiger
Im Bereich der sogenannten "Netto-Null-Technologien" befinde sich die EU in einem zunehmenden globalen Wettbewerb. Der Bericht hebt die Bedeutung der Netto-Null-Industrie-Verordnung, des Gesetzes zu kritischen Rohstoffen und der Reform der Strommarktgestaltung hervor, wenn es um die Bewältigung dieser kompetitiven Herausforderung gehe. Um die "Netto-Null-Technologien" sowie die Fertigungsbasis der EU zu stärken, weist die Europäische Kommission darauf hin, dass verstärkt auf Partnerschaften mit der Industrie gesetzt werden müsse. In Zukunft könnten etwa die Europäische Batterie-Allianz, die Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff, die Allianz für die Photovoltaikindustrie, die Industrieallianz für die Wertschöpfungskette erneuerbarer und kohlenstoffarmer Kraftstoffe sowie die Allianz für kleine modulare Reaktoren an Bedeutung gewinnen. Dialoge zu Energiefragen zwischen der Europäischen Kommission und der Industrie beziehungsweise Sozialpartnern sollen zur weiteren Umsetzung des europäischen "Green Deals" beitragen. Der europäische Innovationsfonds mit einem Budget von rund 40 Milliarden Euro ermögliche Projektförderungen, die sich mit innovativen kohlenstoffarmen Technologien, zum Beispiel grünem Wasserstoff, beschäftigen.
Neue Rechtsvorschriften schützen Verbraucherinnen und Verbraucher
Mit neuen Rechtsvorschriften, wie jener für eine reformierte Strommarktgestaltung, sollen die Bürgerinnen und Bürger besser abgesichert werden. Bei einer etwaigen Erdgaspreiskrise können die EU-Mitgliedstaaten Schritte setzen, um die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen und erschwingliche Energie sowie soziale Dienstleistungen sicherzustellen.
Der "Klima-Sozialfonds" ist ein weiteres in diesem Kontext relevantes Instrument. Dieser Fonds ist für den Zeitraum von 2026 bis 2032 mit einem Volumen in Höhe von mindestens 86,7 Milliarden Euro vorgesehen. Gefördert werden sollen strukturelle Maßnahmen und Investitionen, die unter anderem auf energieeffiziente Renovierungen, leistbaren und energieeffizienten Wohnraum, saubere Wärme- und Kälteversorgung sowie emissionsfreie oder emissionsarme Mobilität abzielen.
Hintergrund: Bericht zur Lage der Energieunion
Die Energieunion ist eine Strategie der Europäischen Union im Bereich des Energiesektors, externe Abhängigkeiten abzubauen, Energiequellen zu diversifizieren, niedrigere Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU zu erreichen, sowie die grüne Transformation anzugehen. Im Zuge dessen soll der europäische Energiemarkt vertieft und gemeinsame Vorgehensweisen erarbeitet werden. 2019 wurde die Energieunion durch den Rat der Europäischen Union initiiert.
Jedes Jahr veröffentlicht die Europäische Kommission einen Bericht zur Lage der Energieunion, um eine Bilanz der Fortschritte hinsichtlich der im Rahmen der Energieunion gesteckten Ziele zu ziehen. Im Bericht aus dem Jahr 2023 stand der Zeitraum 2020 bis 2023 im Fokus; Herausforderungen und Erfolge dieser Zeit wurden eruiert. Der Bericht für 2024 enthält aktuelle Informationen besonders über Entwicklungen bis in das letzte Jahr der ersten Amtszeit von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Der Bericht gliedert sich in 2 Teile. Im 1. Teil wird nachgezeichnet, wie die Energie- und Klimaziele im Rahmen des europäischen "Green Deals" die Grundlage für die Krisenreaktionsstrategie der EU und den "REPowerEU"-Plan bildeten. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie präsentiert. Der 2. Teil analysiert den Stand der Umsetzung der Energieunion in ihren 5 Dimensionen:
- Sicherheit, Solidarität und Vertrauen
- Vollständig integrierter Energiebinnenmarkt
- Energieeffizienz
- Klimaschutz und Dekarbonisierung der Wirtschaft
- Forschung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit
Dem Bericht für 2024 ist ein Anhang beigefügt, der Informationen über freiwillige und nationale Regelungen für Bioenergie in den EU-Mitgliedstaaten beschreibt.
Weiterführende Informationen
- Der Bericht zur Lage der Energieunion 2024 (Europäische Kommission)
- Bericht zur Lage der Energieunion 2024 (Europäische Kommission) (Englisch)
- Factsheet zur Lage der Energieunion 2024 (Europäische Kommission)
- Anhang zur Bioenergie (Europäische Kommission) (Englisch)
- Lage der Energieunion 2024 – Länderprofile (Europäische Kommission) (Englisch)
- Überblick über den Bericht zur Lage der Energieunion (mit vollständigen Dokumenten und Berichten) (Europäische Kommission) (Englisch)
- Bericht über das Funktionieren der Verordnung über das Governance-System für die Energieunion und für den Klimaschutz (Europäische Kommission) (Englisch)
- Allgemeines zur Energieunion (Europäische Kommission) (Englisch)
- REPowerEU: Ein Plan zur raschen Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland und zur Beschleunigung des ökologischen Wandels (Europäische Kommission)
- Nationale Energie- und Klimapläne (Europäische Kommission) (Englisch)
- Der europäische Grüne Deal (Europäische Kommission)