Finanzkompetenzen für EU-Bürgerinnen und -Bürger sollen gesteigert werden
Österreich und die Europäische Union bekennen sich zu mehr Finanzbildung für die Bevölkerung – Die Nationale Finanzbildungsstrategie führt in Österreich zu mehr als 100 Bildungsangeboten
Dass Finanzbildung die Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa in ihren wirtschaftlichen Entscheidungen unterstützen kann, das scheint in Zeiten der Teuerung aktueller denn je zu sein. Vor diesem Hintergrund billigte der Rat der Europäischen Union am 14. Mai 2024 Schlussfolgerungen, in denen er die zentrale Bedeutung der Finanzkompetenz hervorhebt. Personen, die über Finanzbildung verfügen, könnten so fundierte Entscheidungen treffen, für ihre Zukunft vorsorgen und in ihre eigene Vorsorge investieren, etwa für ihre Pensionszeit oder andere Investitionsprojekte. Darüber hinaus würde ein größeres Verständnis von persönlichen Finanzen eine größere Beteiligung von Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern an den Kapitalmärkten begünstigen. Das wiederum verbessere die Finanzstabilität in der EU, so der Rat. Sowohl dem Individuum als auch der Gesellschaft kommt somit eine gesteigerte allgemeine Finanzkompetenz zugute. Die Bürgerinnen und Bürger können sich mit größerer Finanzbildung auch besser gegen finanzielle Betrugsmaschen wehren.
Belgischer Finanzminister Van Peteghem: "Kapitalmarktunion stärken"
Stellvertretend für den aktuellen belgischen EU-Ratsvorsitz erklärte der belgische Finanzminister Vincent Van Peteghem dazu: "Zur Schaffung einer ehrgeizigeren, inklusiveren und widerstandsfähigeren Kapitalmarktunion ist es von größter Bedeutung, die Finanzkompetenz der Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Ich freue mich, dass der Prozess, den wir auf unserer informellen Tagung des Rates 'Wirtschaft und Finanzen' vom Februar 2024 in Gent eingeleitet haben, nun zu Schlussfolgerungen des Rates geführt hat. Finanzkompetenz ist von größter Bedeutung, wenn es darum geht, ruhende Ersparnisse in produktive Investitionsprojekte zu lenken. Je besser die Menschen ihre persönlichen Finanzen verstehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie die besten finanziellen Entscheidungen für sich selbst und für die Gesellschaft insgesamt treffen."
Fokus auf finanziell schutzbedürftige Gruppen
Einige EU-Mitgliedstaaten, darunter Österreich, haben bereits nationale Strategien zur Förderung von Finanzkompetenz erarbeitet, umgesetzt oder setzen diese zurzeit um. Jene Mitgliedstaaten, die das noch nicht getan haben, ermutigt der Rat, dies nachzuholen. Besondere Aufmerksamkeit sollen dem Rat zufolge finanziell schutzbedürftige Gruppen, wie etwa junge Menschen, Menschen mit niedrigerem Einkommen und jene mit niedrigerem allgemeinen Bildungsniveau, bekommen. Auch Fragen der Geschlechtergleichstellung, Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten sowie Menschen mit Behinderungen seien im Besonderen zu berücksichtigen. Der Rat weist ferner darauf hin, wie wichtig es sei, dass potenzielle Unternehmerinnen und Unternehmer sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) über ein angemessenes Niveau an Finanzkompetenz verfügen.
Bereits an Schulen kann die Vermittlung von Finanzkompetenzen beginnen. So ermutigt der Rat die EU-Mitgliedstaaten dazu, die Finanzbildung in den Lehrplänen von Schulen zu verankern. Auch öffentlich zugängliche Veranstaltungen, Seminare, Workshops und Sensibilisierungskampagnen könnten demnach die Finanzbildung für Erwachsene zusätzlich fördern.
Österreichs Nationale Finanzbildungsstrategie
Die Bundesregierung setzt seit 2021 Maßnahmen der Nationalen Finanzbildungsstrategie um, um die Finanzbildung der Österreicherinnen und Österreicher zu steigern. Im Rahmen der Nationalen Strategie gibt es bereits mehr als 100 unterschiedliche Finanzbildungsangebote für die Bürgerinnen und Bürger. Die Maßnahmen adressieren unter anderem Themen wie Budgetplanung, Verständnis für ökonomische Zusammenhänge oder, ganz allgemein, den Umgang mit Geld. Für Pädagoginnen und Pädagogen stellt die Stiftung für Wirtschaftsbildung Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. In Workshops und Finanzbildungsprogrammen bieten die Schuldnerberatungen Österreichs Jugendlichen zentrale "Basics" und fördern einen bewussten Umgang mit Geld. Auf der Website des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) steht eine Übersicht mit mehr als 100 Finanzbildungsangeboten zur Verfügung. Die Nationale Finanzbildungsstrategie ist als Maßnahme 4.D.7 in der Komponente "Gerechter Aufbau" im nationalen Aufbau- und Resilienzplan verankert.
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Hintergrund: Stärkung der Finanzkompetenz als eines der Schwerpunktthemen des belgischen EU-Ratsvorsitzes
Belgien hat von 1. Jänner bis 30. Juni 2024 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union inne. Die Schlussfolgerungen zur Bedeutung der Finanzkompetenz sind Teil der belgischen Prioritätensetzung während des Vorsitz-Halbjahres. Unter dem Motto "Schützen, Stärken, Vorausschauen." rückt Belgien insgesamt 6 Themenbereiche in den Mittelpunkt seiner Arbeit:
- Verteidigung von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Einheit
- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
- "Grüner" und gerechter Übergang
- Verstärkung der Sozial- und Gesundheitsagenda
- Schutz von Menschen und Grenzen
- Förderung eines globalen Europa