Europäische Kommission legt Konzept für eine "Gemeinsame Cyber-Einheit" vor
Expertinnen und Experten sollen EU-Mitgliedstaaten bei Kampf gegen Cyber-Angriffe unterstützen – Neue Plattform für mehr Zusammenarbeit soll Austausch zu Verfahren und Informationen fördern
Die Europäische Kommission hat am 23. Juni 2021 ein Konzept für den Aufbau einer "Gemeinsamen Cyber-Einheit" vorgelegt. Angesichts steigender Bedrohungen durch Hackerangriffe sollen künftig Expertinnen und Experten die 27 EU-Mitgliedstaaten bei der Abwehr von Cyber-Attacken unterstützen. Darüber hinaus soll die Einheit eine gemeinsame Plattform für Strafverfolgungsbehörden, Diplomatinnen und Diplomaten, Cyber-Sicherheitsgemeinschaften sowie Partnerinnen und Partner aus dem Privatsektor bilden, um bei laufenden Cyber-Angriffen Informationen auszutauschen. Auf der Plattform können die Akteurinnen und Akteure ihre Erfahrungen teilen, um auf größere Cyber-Angriffe besser zu reagieren und technisch auf dem neusten Stand zu sein. Laut EU-Kommission wird die "Gemeinsame Cyber-Einheit" bis zum 30. Juni 2022 ihre Arbeit aufgenommen haben und innerhalb eines Jahres voll funktionsfähig sein.
Der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, erklärte dazu: "Die 'Gemeinsame Cyber-Einheit' ist ein sehr wichtiger Schritt für Europa, um seine Regierungen, Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen vor globalen Cyber-Bedrohungen zu schützen. Bei Cyber-Angriffen sind wir alle anfällig, und deshalb kommt es darauf an, auf allen Ebenen zusammenzuarbeiten. Es gibt kein groß oder klein. Wir müssen uns wehren und gleichzeitig als Vorbild für andere dienen, indem wir einen globalen, offenen, stabilen und sicheren Cyber-Raum fördern."
Ylva Johansson, EU-Kommissarin für Inneres, ergänzte: "Die Abwehr von Cyber-Angriffen ist eine wachsende Herausforderung. Die Strafverfolgungsgemeinschaft in der gesamten EU kann dieser neuen Bedrohung am besten begegnen, indem sie ihre Bemühungen koordiniert. Über die 'Gemeinsame Cyber-Einheit' können Polizeibedienstete der EU-Mitgliedstaaten Fachwissen austauschen. Sie wird dazu beitragen, Strafverfolgungskapazitäten aufzubauen, um diesen Angriffen entgegenzuwirken."
Die neue "Gemeinsame Cyber-Einheit" im Detail:
- Die "Gemeinsame Cyber-Einheit" soll eine EU-weit koordinierte Reaktion auf Cyber-Sicherheitsvorfälle und -Krisen großen Ausmaßes gewährleisten und Hilfe bei der Bewältigung der Folgen von Cyber-Angriffen anbieten.
- Die teilnehmenden Akteurinnen und Akteure sollen ihre operativen Ressourcen in der "Gemeinsamen Cyber-Einheit" bereitstellen und miteinander teilen. Ziel ist es, sich über bewährte Verfahren auszutauschen und in Echtzeit Informationen über mögliche Bedrohungen weiterzuleiten.
- Die "Gemeinsame Cyber-Einheit" soll außerdem, ausgehend von nationalen Plänen der EU-Mitgliedstaaten, einen EU-Plan für Cyber-Sicherheitsvorfälle und -Krisen vorlegen, schnelle EU-Einsatzteams für Cyber-Sicherheit einrichten sowie nationale und grenzüberschreitende Überwachungs- und Detektionsfähigkeiten, einschließlich Sicherheitseinsatzzentren (SOC), schaffen.
- Auf Vorschlag der EU-Kommission soll die "Gemeinsame Cyber-Einheit" schrittweise und transparent in 4 Stufen aufgebaut werden und bis zum 30. Juni 2022 ihre Arbeit aufnehmen. Bis dahin wird die Agentur der Europäischen Union für Cyber-Sicherheit (ENISA) mit Sitz in Iraklio, Griechenland, das Sekretariat für die Vorbereitungsphase übernehmen.
Das Konzept der EU-Kommission zum Aufbau einer "Gemeinsamen Cyber-Einheit" ist ein Ergebnis der "Cyber-Sicherheitsstrategie der EU" sowie der "EU-Strategie für die Sicherheitsunion" und soll zu einer sicheren digitalen Wirtschaft und Gesellschaft beitragen. Dazu gehört auch der ebenfalls am 23. Juni 2021 vorgelegte Bericht der EU-Kommission über die Fortschritte, die im Rahmen der Strategie für die Sicherheitsunion in den vergangenen Monaten erzielt wurden.
Hintergrund
Im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandmie haben Cyber-Angriffe vor allem auf Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, Forschungszentren und andere kritische Infrastrukturen zugenommen. Die EU-Kommission ist daher entschlossen, die neue EU-Sicherheitsstrategie durch beispiellose Investitionen in den "grünen" und digitalen Wandel Europas im Rahmen des langfristigen EU-Haushalts 2021 bis 2027 umzusetzen. Die finanzielle Mittel sollen vor allem über das Programm "Digitales Europa" und den Europäischen Aufbauplan bereitgestellt werden.
Die Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bereich der Cyber-Sicherheit zählt zu den Prioritäten der Europäischen Union. Mit der neuen "Gemeinsamen Cyber-Einheit" möchte die EU eine umfassende Kooperation und koordinierte Reaktion im Kampf gegen Cyber-Bedrohungen fördern und dadurch die Sicherheit in einem physischen und digitalen Umfeld gewährleisten.
Weitere Informationen
- EU-Kommission schlägt "Gemeinsame Cyber-Einheit" vor, Pressemitteilung der Europäischen Kommission, 23. Juni 2021
- Cyber-Sicherheitsstrategie der EU, Pressemitteilung der Europäischen Kommission, 16. Dezember 2020
- Factsheet: Die "Gemeinsame Cyber-Einheit", Europäische Kommission (Englisch)
- Europäischer Aufbauplan
- Erster Bericht über die Umsetzung der Cyber-Sicherheitsstrategie der EU, Europäische Kommission (Englisch)
- Strategie der EU für eine Sicherheitsunion, Europäische Kommission
- EU-Förderprogramm "Digitales Europa", Europäische Kommission (Englisch)
- Der Europäische Verteidigungsfonds, Europäische Kommission (Englisch)