Eurobarometer-Umfrage: Bevölkerung in den Mitgliedsländern sieht die Zukunft der EU mehrheitlich optimistisch
Demokratie, Rede- und Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit zählen für die Österreicherinnen und Österreicher zu den wichtigsten europäischen Werten – Mehrheit der Befragten in den 27 Mitgliedsländern und Österreich sieht für das eigene Land Vorteile durch die EU-Mitgliedschaft
Die Mehrheit der Befragten sowohl in den 27 EU-Mitgliedstaaten (63 Prozent) als auch in Österreich (54 Prozent) ist optimistisch, was die Zukunft der EU angeht, während 34 Prozent der Bevölkerung in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 40 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher diese Sicht nicht teilen. Dies geht aus einer Eurobarometer-Umfrage im Auftrag des Europäischen Parlaments hervor, deren Ergebnisse am 8. Februar 2022 veröffentlicht worden sind.
Demokratie, Rede- und Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit zählen zu den wichtigsten europäischen Werten
Gefragt nach den wichtigsten europäischen Werten, die es zu verteidigen gelte, erwähnte knapp ein Drittel der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten (32 Prozent) an erster Stelle "Demokratie", gefolgt von "Rede- und Meinungsfreiheit" (27 Prozent) beziehungsweise "Der Schutz der Menschenrechte in der EU und weltweit" (25 Prozent). Auch für die Befragten in Österreich liegen "Demokratie" (32 Prozent) sowie "Rede- und Meinungsfreiheit" (30 Prozent) auf Platz 1 und 2; an dritter Stelle nennen die Österreicherinnen und Österreicher als wichtigen zu verteidigenden Wert "Rechtsstaatlichkeit" (25 Prozent).
Top-3-Themen für die Österreicherinnen und Österreicher sind Klimawandel, Gesundheitswesen und Bekämpfung von Armut
Priorität sollte das Europäische Parlament den EU-Bürgerinnen und -Bürgern zufolge vor allem dem Thema "Öffentliches Gesundheitswesen" (42 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten) einräumen, gefolgt von "Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung" (40 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten) und "Maßnahmen gegen den Klimawandel" (39 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten). Das Ranking der Top-3-Themen für die Befragten in Österreich sieht an erster Stelle "Maßnahmen gegen den Klimawandel" (44 Prozent), knapp dahinter "Öffentliches Gesundheitswesen" (38 Prozent) und an dritter Stelle "Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung" (33 Prozent). Auf Platz 4 der wichtigsten Themen steht sowohl im EU-Schnitt wie auch in Österreich mit 32 Prozent "Unterstützung der Wirtschaft und der Schaffung neuer Arbeitsplätze".
Bevölkerung äußert Interesse an Informationen über die Verwendung von EU-Mitteln
Laut der vorliegenden Umfrage wären Informationen über die konkrete Verwendung von EU-Mitteln für 43 Prozent der in den EU-Mitgliedstaaten Befragten am interessantesten; in Österreich geben 50 Prozent der Bürgerinnen und Bürger an, daran am meisten Interesse zu haben. Weitere Themen, zu denen die Bevölkerung gerne mehr Informationen hätte, sind gemäß der Befragung die konkreten Auswirkungen der europäischen Politiken und Entscheidungen auf ihr jeweiliges Land (EU-27: 30 Prozent; Österreich: 36 Prozent) sowie die konkreten Aktivitäten der Mitglieder des Europäischen Parlaments (EU-27: 29 Prozent; Österreich: 37 Prozent). Interesse zeigen die Befragten sowohl in den EU-Mitgliedstaaten (29 Prozent) als auch in Österreich (41 Prozent) an den Maßnahmen der Europäischen Union zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie.
13 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten geben an, im Freundes- oder Familienkreis "häufig" über Themen der europäischen Politik zu diskutieren; weitere 55 Prozent tun dies laut eigener Aussage "gelegentlich". 31 Prozent diskutieren gemäß Umfrage "nie" über EU-Politik (1 Prozent "Weiß nicht"). In Österreich sprechen 16 Prozent der Befragten laut Umfrage mit Freundinnen und Freunden sowie Familienangehörigen "häufig" und 60 Prozent "gelegentlich" über EU-Themen; 24 Prozent geben an, dies "nie" zu tun.
Großteil der Befragten sieht für das eigene Land Vorteile durch die EU-Mitgliedschaft
62 Prozent der in den EU-Mitgliedstaaten interviewten Bürgerinnen und Bürger halten die EU-Mitgliedschaft ihres jeweiligen Landes für eine "gute Sache". 28 Prozent stehen der EU-Mitgliedschaft ihres Landes neutral gegenüber ("weder eine gute noch eine schlechte Sache"), während 9 Prozent der Befragten die EU-Mitgliedschaft negativ bewerten ("schlechte Sache"). 43 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten sagen, dass ihre Stimme in der EU zähle; 52 Prozent verneinen dies (5 Prozent "Weiß nicht").
In Österreich beurteilen 41 Prozent der Befragten die EU-Mitgliedschaft als "gute Sache", 40 Prozent – und damit im Vergleich zum EU-Durchschnitt überdurchschnittliche viele – sehen diese neutral ("weder eine gute noch eine schlechte Sache"). 18 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher halten die EU-Mitgliedschaft für eine "schlechte Sache". Die Aussage "Meine Stimme zählt in der EU" bejahen in Österreich 49 Prozent, während 48 Prozent diese verneinen (3 Prozent "Weiß nicht").
72 Prozent der befragten Bevölkerung in den Mitgliedsländern sehen in der EU-Mitgliedschaft Vorteile, während 23 Prozent Nachteile orten; weitere 5 Prozent antworten mit "Weiß nicht". In Österreich liegt der Anteil jener Bürgerinnen und Bürger, die Vorteile durch die EU-Mitgliedschaft ihres Landes sehen, bei 54 Prozent (40 Prozent verneinen dies; 6 Prozent "Weiß nicht"). Als Hauptgründe, warum dem eigenen Land Vorteile durch die EU-Mitgliedschaft erwachsen, führen 32 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten (in Österreich: 30 Prozent) die verbesserte Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern an. Jeweils 30 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in den EU-Mitgliedstaaten nennen als Argument, dass die EU zur Erhaltung des Friedens und zur Stärkung der Sicherheit beziehungsweise zum Wirtschaftswachstum beitrage; in Österreich geben 31 Prozent der Befragten an, dass die EU zu Frieden und Stabilität beitrage, und 33 Prozent, dass sich die EU-Mitgliedschaft positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirke.
Mehrheit der Befragten tritt für eine künftig wichtigere Rolle des Europäischen Parlaments ein
Eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in den EU-Mitgliedstaaten (58 Prozent) befürwortet eine wichtigere Rolle des Europäischen Parlaments in der Zukunft; in Österreich vertreten 42 Prozent der Befragten diese Ansicht. 27 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten (in Österreich: 37 Prozent) würden es hingegen bevorzugen, wenn das Europäische Parlament künftig eine weniger wichtige Rolle spielen würde; 8 Prozent in den EU-Mitgliedsländern (in Österreich: 15 Prozent) meinen, dass das Europäische Parlament in Zukunft dieselbe Rolle wie derzeit spielen sollte.
35 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 32 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind der Meinung, dass sich die EU grundsätzlich in die richtige Richtung bewege. 44 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 48 Prozent der österreichischen Bevölkerung vertreten dagegen die Ansicht, dass sich die Europäische Union prinzipiell in die falsche Richtung bewege (EU-27: 9 Prozent "Weder noch", 15 Prozent "Weiß nicht"; Österreich: 15 Prozent "Weder noch", 5 Prozent "Weiß nicht").
Ein positives Bild der EU haben im Schnitt der EU-Mitgliedsländer 49 Prozent der Befragten; 37 Prozent sehen die EU neutral, 14 Prozent negativ. In Österreich hat der Großteil der Befragten (39 Prozent) ein neutrales Bild der EU, während 35 Prozent ein positives Bild wahrnehmen; für 25 Prozent ist das Bild der EU negativ. Befragt nach ihrem Image des Europäische Parlaments, geben 36 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten an, mit dieser EU-Institution ein positives Bild zu verbinden; 45 Prozent haben ein neutrales, 17 Prozent ein negatives Bild des Europäischen Parlaments. In Österreich sehen 31 Prozent der Befragten das Europäische Parlament positiv, 45 Prozent neutral und 22 Prozent negativ.
Mehrheit der Befragten würde "nächste Woche" an einer Wahl zum Europäischen Parlament teilnehmen
Würde "nächste Woche" die (2024 nächste regulär geplante) Wahl zum Europäischen Parlament stattfinden, würden laut Umfrage-Ergebnissen 58 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten (in Österreich: 52 Prozent) "wahrscheinlich" (auf einer Skala von 1 bis 10 Antworten im Bereich 7 bis 10) daran teilnehmen, während 22 Prozent (in Österreich: 25 Prozent) eine Teilnahme an der Europawahl für "nicht wahrscheinlich" halten (auf einer Skala von 1 bis 10 Antworten im Bereich 1 bis 4). 18 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten stehen einer Teilnahme an der Europawahl "neutral" gegenüber (1 Prozent nicht wahlberechtigt, 1 Prozent "Weiß nicht"); in Österreich liegt dieser Wert bei 22 Prozent (1 Prozent "Weiß nicht").
Hintergrund: Details zur Umfrage
Die Eurobarometer-Umfrage im Auftrag des Europäischen Parlaments von Herbst 2021 (Eurobarometer 96.2, Parlemeter) unter dem Titel "EP Autumn 2021 Survey: Defending Democracy | Empowering Citizens. Public Opinion at the Legislature's Midpoint" wurde von Kantar Public zwischen 1. November und 2. Dezember 2021 in allen 27 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Die Erhebungen erfolgten durch persönliche Interviews und wurden durch Online-Interviews ergänzt, wo dies aufgrund von Covid-19-Einschränkungen erforderlich war. Insgesamt wurden in den 27 EU-Mitgliedstaaten 26.510 Interviews (in Österreich von 2. bis 21. November 2021: 1.005 Interviews) durchgeführt, wobei die Ergebnisse für die EU entsprechend der Bevölkerungszahl des jeweiligen Landes gewichtet wurden.
Weitere Informationen
- Weitere Unterlagen zur Umfrage "EP Autumn 2021 Survey: Defending Democracy | Empowering Citizens. Public Opinion at the Legislature's Midpoint" auf der Eurobarometer-Website (Englisch)
- EP Autumn 2021 Survey: Defending Democracy | Empowering Citizens – Country Factsheet Austria (Deutsch)
- Eurobarometer: Verteidigung der Demokratie ist oberste Priorität für das Europäische Parlament, Pressemeldung des Europäischen Parlaments – Verbindungsbüro in Österreich