Österreichs Weg in die Europäische Union
Seit 1. Jänner 1995 ist Österreich ein Mitglied der Europäischen Union (EU). Dem Beitritt Österreichs zur europäischen Staatengemeinschaft gingen jedoch einige wichtige historische Entwicklungen voraus. Auf der folgenden Seite finden Sie einen kompakten historischen Überblick.
8. Mai 1945: Ende des Zweiten Weltkriegs
Mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands endet der Zweite Weltkrieg. Die Alliierten (Frankreich, Großbritannien, USA, Sowjetunion) erkennen die am 29. April 1945 in Wien gebildete provisorische österreichische Regierung im Laufe des Jahres 1945 nach und nach an. Österreich ist bis 1955 in 4 alliierte Besatzungszonen geteilt.
15. Mai 1955: Staatsvertrag – "Österreich ist frei"
10 Jahre nach Kriegsende ist Österreich durch den Staatsvertrag und nach dem Abzug der alliierten Truppen wieder ein vollkommen unabhängiger und demokratischer Staat. Österreich verpflichtet sich zur Neutralität und verspricht, keinem militärischen Bündnis beizutreten.
4. Jänner 1960: Österreich ist Gründungsmitglied der EFTA
Mit der Gründung der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) tritt Österreich einem Wirtschaftsbündnis bei. Der Beitritt markiert einen ersten wichtigen Schritt der europäischen Integration Österreichs.
1. Jänner 1973: Freihandelsabkommen Österreich-EWG
Das Freihandelsabkommen zwischen Österreich und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) tritt in Kraft. Die EWG ist die Vorgängerin der heutigen EU und hatte zum 1. Jänner 1973 9 Mitglieder (6 Gründungsstaaten Deutschland, Italien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg sowie Großbritannien, Irland und Dänemark).
17. Juli 1989: Beitrittsansuchen an die Europäischen Gemeinschaften ("Brief nach Brüssel")
Österreich, vertreten durch Außenminister Alois Mock, übermittelt den "Brief nach Brüssel“ an den Vorsitzenden des Außenministerrates der Europäischen Gemeinschaften (EG; heute: Europäische Union, EU) Roland Dumas. Darin sucht die Regierung formell um die Aufnahme Österreichs in die EG an.
28. Juli 1989: Der Rat stimmt dem Beitrittsverfahren mit Österreich zu
Am 28. Juli 1989 stimmte der Rat der EG in einem offiziellen Beschluss einem Beitrittsverfahren mit Österreich zu.
9. November 1989: Fall des "Eisernen Vorhangs"
Mit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" überwindet Europa seine Teilung in West und Ost. Am 19. August 1989 flüchten hunderte DDR-Bürgerinnen und -Bürger über die Grenze zwischen Österreich und Ungarn in den Westen ("Paneuropäisches Picknick"). Am 9. November 1989 fällt die Berliner Mauer.
31. Juli 1991: EU-Kommission für EU-Beitritt Österreichs
Die Europäische Kommission befürwortet die Aufnahme Österreichs in die Europäische Gemeinschaft.
1. Februar 1993: Start der formalen Beitrittsverhandlungen
Am 1. Februar 1993 wurden die Beitrittsverhandlungen der EG mit Österreich (und auch mit Schweden und Finnland, sowie wenig später auch mit Norwegen) begonnen. Norwegen konnte wegen eines negativen Votums der Bevölkerung schließlich nicht beitreten.
12. April 1994: Positiver formeller Abschluss der Beitrittsverhandlungen
Nach zähen nächtlichen Runden erreichen die österreichischen Politikerinnen und Politiker in Brüssel ihr Ziel: Die Beitrittsverhandlungen werden positiv abgeschlossen. Weitere Informationen dazu lassen sich auch im Bericht des Außenpolitischen Ausschusses des Europäischen Parlaments vom 9. November 1994 (siehe Weiterführende Informationen/Links) nachlesen. Österreich kann der EU mit Jahresbeginn 1995 beitreten.
4. Mai 1994: EU-Parlament stimmt für EU-Beitritt Österreichs
Grünes Licht aus Straßburg: Das Europäische Parlament stimmt dem Beitritt Österreichs zur EU mit 378 von 517 Abgeordneten-Stimmen zu.
12. Juni 1994: 66,6 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher für EU-Beitritt
Nach einem Beschluss durch den Nationalrat und dem Bundesrat wird das Bundesverfassungsgesetz über den Beitritt Österreichs zur EU (Artikel 44 Abs. 3) einem Volksentscheid unterzogen. Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher (66,58 Prozent) sagen "Ja" zur EU-Mitgliedschaft.
24./25. Juni 1994: Unterzeichnung des Beitrittsvertrags
Beim EU-Gipfel auf Korfu unterzeichnen unter anderem Bundeskanzler Franz Vranitzky und Außenminister Alois Mock Österreichs Beitrittsvertrag.
11. November 1994: Das österreichische Parlament sagt "Ja" zum Beitritt
Der österreichische Nationalrat stimmt über den EU-Beitrittsvertrag ab. Dieser wird mit 141 zu 40 Stimmen genehmigt. Der Bundesrat stimmt eine Woche später, am 17. November 1994, ebenfalls zu.
1. Jänner 1995: Österreich wird EU-Mitglied
Aus 12 werden 15: Der EU-Beitrittsvertrag tritt in Kraft. Österreich wird – gemeinsam mit Schweden und Finnland – Mitglied der Europäischen Union. Damit ist die Union von 12 auf 15 Staaten angewachsen.
Weiterführende Informationen
- 25 Jahre Volksabstimmung über den EU-Beitritt Österreichs
- 27. Juni 1989: Ein Loch im "Eisernen Vorhang"