Staatssekretärin Plakolm: "Der Zivildienst ist der Headhunter für den Sozialbereich"
Aktuelle Zahlen sowie Neuerungen und Verbesserungen im Zivildienst
"Die Sommerzeit ist für viele Menschen in Österreich die Zeit des Krafttankens und des Urlaubmachens. Für tausende junge Männer im Land ist es aber auch die Zeit, in der nach der Matura oder der Lehrabschlussprüfung ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und der startet zumeist mit dem Bundesheer oder mit dem Zivildienst", hielt Staatssekretärin Claudia Plakolm in einer Pressekonferenz fest, in der sie über die Neuerungen und Verbesserungen im Zivildienst sowie über die aktuellen Zahlen informierte. Unterstützt wurde die Staatssekretärin von 2 jungen Männern, die ihren Zivildienst im Pflegebereich absolvieren beziehungsweise sich nach dem Zivildienst für einen Job im Pflegebereich entschieden haben.
"Der Zivildienst ist der Headhunter für den Sozialbereich. Deshalb liegt mir sehr viel daran, dass wir den Zivildienst qualitativ besser ausstatten. Das wird auch notwendig sein, wenn wir uns die demografische Entwicklung im Land anschauen", so Plakolm. Man habe in diesem ersten Jahr, in dem sie für den Zivildienst zuständig sei, viel daran gearbeitet, die Rahmenbedingungen zu verbessern. "Der Zivildienst ist ein Staatsdienst und genau deshalb ich es mir wichtig, dass wir stetig an den Voraussetzungen, dem Umfeld und den Chancen für die Zivildiener arbeiten", betonte die Staatssekretärin. Beispielsweise solle die Möglichkeit, nach 9 Monaten Zivildienst im Sozialbereich beruflich durchzustarten, für junge Männer attraktiver gemacht werden.
Neuerungen im Zivildienst
So habe das Parlament vergangene Woche im Rahmen der Pflegereform eine Aufwertung des Zivildienstes beschlossen. Künftig könne jeder zweite Zivildiener eine Grundausbildung im Bereich Pflege (UBV-Modul) absolvieren. Dieses UBV-Modul (Unterstützung in der Basisversorgung) besteht aus einem theoretischen (100 Unterrichtseinheiten) und einem praktischen Teil (40 Stunden) inklusive Abschlussprüfungen. "Mit der neuen Grundausbildung 'Pflege' schlagen wir gleich 3 Fliegen mit einer Klappe: Die Zivildiener bekommen wichtiges Handwerkszeug für ihre wertvolle Aufgabe mit Menschen und eignen sich zusätzliches Wissen an, sie können den Pflegeprofis Basisaufgaben abnehmen und diese so entlasten. Außerdem wird der Zivildienst deutlich aufgewertet, weil er auf spätere Pflegeausbildungen angerechnet werden kann", hob die Staatssekretärin hervor.
Weiters gebe es etwa seit Jahresbeginn eine bessere Grundvergütung für Grundwehr- und Zivildiener in der Höhe von 1.560 Euro: Neben der Grundvergütung in Höhe von 536,10 Euro pro Monat erhalten die jungen Männer das Klimaticket Österreich und ein Verpflegungsgeld beziehungsweise Naturalverpflegung.
"Außerdem lasse ich für das nächste Jahr eine Weiterentwicklung im Zivildienst prüfen. Der Zivildienst soll zukünftig in bestimmten Härtefällen auch geteilt werden können", stellte Plakolm eine weitere Neuerung vor, die derzeit in Abstimmung mit dem Verteidigungsministerium rechtlich geprüft werde. So sollen beispielsweise junge Männer in Familienunternehmen und bei Saisonarbeiten in Härtefällen und im Einvernehmen mit den jeweiligen Einrichtungen einen geteilten Zivildienst absolvieren können.
Aktuelle Zahlen für das erste Halbjahr 2023
Zu den aktuellen Zahlen zeigte sich die Staatssekretärin erfreut, dass im ersten Halbjahr 2023 eine Bedarfsabdeckung von rund 90 Prozent erzielt werden konnte. Dieser Wert sei erfahrungsgemäß im ersten Halbjahr sogar niedriger als im zweiten Halbjahr, aber eine Quote von 90 Prozent zeige, dass der Zivildienst den Bedarf nahezu zur Gänze abdeckt.
Konkret haben sich im ersten Halbjahr 2023 insgesamt 9.176 junge Männer für den Zivildienst entschieden. Das ist im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022 ein Plus von 2 Prozent. Aktuell befinden sich insgesamt 7.819 Zivildiener im Dienst, davon wie gewohnt etwa 40 Prozent (3.231 Zivildiener) im Rettungswesen.
Die Top 5 der Sparten des Zivildienstes im ersten Halbjahr waren: das Rettungswesen mit 41 Prozent, wobei hier festzuhalten ist, dass diese Einrichtungen Vorrang bei den Zuweisungen haben; gefolgt von der Sozial- und Behindertenhilfe mit 1.945 Zivildienern, sprich etwa 25 Prozent, der Altenbetreuung und den Krankenanstalten mit je rund 12 beziehungsweise 10 Prozent und der Katastrophenhilfe beziehungsweise dem Zivilschutz mit rund 4 Prozent.
"Bis zu Dreiviertel der Zivildiener bleiben auch nach ihrem Staatsdienst ihren Einrichtungen und Organisationen erhalten. 75 Prozent bleiben entweder hauptamtlich oder auch ehrenamtlich in diesen Bereichen tätig. Und schon alleine deswegen ist der Zivildienst in diesen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Er hat sich in Österreich etabliert und bewährt. Das heißt aber nicht, dass wir uns darauf ausruhen dürfen. Ganz im Gegenteil: Wir arbeiten daran, dass der Zivildienst stetig entwickelt und verbessert wird", so Claudia Plakolm, die sich abschließend bei den beiden Zivildienstleistenden und der Lebenshilfe bedankte.
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