Bundeskanzler Nehammer: Verantwortung für das "Niemals vergessen" übernehmen und an die nächste Generation weitergeben
Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Europa
"Wir erinnern uns heute an das Ende eines der dunkelsten Kapitel der österreichischen Geschichte. Millionen von Menschen wurden ermordet, gequält, gedemütigt. Der Krieg hat über unglaublich viele Schicksale bestimmt", betonte Bundeskanzler Karl Nehammer bei einer Gedenkstunde im Kongresssaal des Bundeskanzleramtes. Im Rahmen des feierlichen Gedenkens sprachen nach einleitenden Worten von Danielle Spera auch die Kriegsfolgenforscherin Barbara Stelzl-Marx sowie Vizekanzler Werner Kogler. Ein Ensemble der Wiener Philharmoniker sorgte für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung. Der österreichische Regierungschef verwies auf die Wichtigkeit der Erinnerungskultur, die lange gebraucht habe, um Fahrt aufzunehmen: "Es ist so wichtig, all das immer wieder zu erzählen. Die Nationalsozialisten hatten das Ziel, die Menschen durch Nummernvergabe vergessen zu machen. Unsere Aufgabe ist es, die Namen der Menschen immer wieder zu erwähnen, ihr Schicksal zu erzählen. Nur dann sind sie in Wahrheit nicht gestorben, nur dann haben die Nationalsozialisten auch keinen Erfolg." Sinn der Erinnerungskultur sei es, den Menschen die Würde wieder zurückzugeben, die ihnen entrissen wurde. Es sei unsere "gemeinsame, wertvolle Aufgabe".
Erinnerungskultur in Gusen neu ordnen
"Wir haben uns als Bundesregierung entschlossen, in Gusen die Erinnerungskultur mit den dort Ansässigen neu zu ordnen. Im damaligen Konzentrationslager sind unzählige Menschen aus zahlreichen Ländern ermordet, tyrannisiert und geknechtet worden. Diese Form des Verbrechens und des Wahnsinns muss gezeigt werden, darüber muss gesprochen werden", so der Kanzler. Die Bundesregierung habe sich dazu entschlossen, einen Fonds einzurichten, damit alle Schulklassen die Gedenkstätten in Mauthausen und Gusen besuchen können. Und damit Polizistinnen und Polizisten in ihrer Ausbildung dort diskutieren, genauso wie Soldatinnen und Soldaten des österreichischen Bundesheers: "Denn es ist so wichtig zu sehen, was passiert ist, aber auch sich immer die ganz wichtige Frage zu stellen: Was bedeutet das für mich, was hat das mit den Menschen damals gemacht und welche Lehren ziehen wir heute daraus?" All das, was damals passiert sei, habe Millionen von Menschen traumatisiert.
Wehrhafte Demokratie gegen Rassismus und Antisemitismus
"Gleichzeitig waren viele Österreicherinnen und Österreicher aktiv an den Verbrechen beteiligt. Eine Seite der Geschichte, die wir oft nicht erkennen und erwähnen wollten. Aber es ist so notwendig, Verantwortung zu übernehmen, nämlich für die nächsten Generationen im Sinne dessen zu wissen, was passiert ist, damit aus dem 'Niemals vergessen' auch tatsächlich ein 'Niemals wieder' werden kann." Es brauche eine wehrhafte Demokratie, um gegen Rassismus und Antisemitismus anzukämpfen: "Wir brauchen eine Demokratie, die sich wehrt gegen Ideologien, die Radikalisierung vorantreiben", so Nehammer.
Es sei wichtig zu erklären, mit welchen Mechanismen Extremismus und Antisemitismus die Seelen der Menschen vergiftet habe, "damit dieses unglaubliche Unheil überhaupt möglich geworden ist, um es dann tatsächlich in Zukunft zu verhindern. Das ist unser gemeinsamer Auftrag. Es ist unsere Verantwortung, stetig daran zu arbeiten, dass es auch in diesem Sinne weitergeht", schloss der Bundeskanzler.
Bilder von dieser Gedenkveranstaltung sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.