Bundeskanzler Nehammer: "Ich entschuldige mich im Namen der Republik für die hier begangenen Verbrechen"
Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust – Veranstaltungen in Mauthausen und Wien
Die österreichische Staatsspitze gedachte am Donnerstag in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers (KZ) Mauthausen und in Wien der Opfer des Holocaust. Im Zuge der Gedenkfeierlichkeiten legte der israelische Außenminister Yair Lapid, dessen Großvater im KZ Ebensee starb, zusammen mit österreichischen Regierungsmitgliedern in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen einen Kranz für die Opfer des Nationalsozialismus nieder.
Bundeskanzler Karl Nehammer unterstrich bei seiner Rede in Mauthausen, dass die Namen der Opfer nicht vergessen werden dürfen. Um eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern, müssten ihre Namen in lebendiger Erinnerung gehalten werden. Nehammer entschuldigte sich bei Lapid im Namen Österreichs für die Ermordung des Großvaters und hielt fest: "Ich entschuldige mich im Namen der Republik für die hier begangenen Verbrechen. Ich verspreche, dass die österreichische Regierung alles zur Bekämpfung des Antisemitismus tun wird", so der Bundeskanzler. Man werde weiterhin gegen jede Form des Antisemitismus kämpfen, versicherte Nehammer.
Gedenken bei der Shoah Namensmauern Gedenkstätte
Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Vertreter der Bundesregierung und der israelische Außenminister Lapid kamen am Nachmittag außerdem mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaft und der Roma zum Gedenken bei der Shoah Namensmauern Gedenkstätte in Wien zusammen. Zu dieser Feier hatte die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) geladen. Im Gedenken an die 64.440 in der NS-Zeit ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden, deren Namen auf 160 Steintafeln eingemeißelt sind, wurde ein Totengebet gesungen und ein Musikstück gespielt. "Nie wieder vergessen – das ist unser Motto. Wir sind es den Millionen von Jüdinnen und Juden, die verschleppt, entrechtet und ermordet wurden, schuldig, das zu tun. Leider hat der Kampf gegen den Antisemitismus nichts an Aktualität verloren", so Bundesministerin Karoline Edtstadler.
Die österreichische Staats- und Regierungsspitze bekannte sich zur Verantwortung, die sich aus dem Holocaust-Gedenken ableitet. "Wir alle sind gefordert, Zivilcourage zu zeigen, zu widersprechen, wenn antisemitische, romafeindliche oder fremdenfeindliche Worte fallen", hieß es in einer von der IKG initiierten Erklärung, die unter anderem von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bundeskanzler Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler unterzeichnet wurde.
"Im Rahmen der Initiative #WeRemember gedenken wir aller Opfer, die aus antisemitischen, rassistischen, homophoben, politischen und anderen Gründen verfolgt, gequält und ermordet wurden. Aus der Erinnerung erwächst die Verantwortung, uns immerwährend und aktiv gegen Antisemitismus, Romafeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit und jegliche Form der Diskriminierung zu stellen", so die Unterzeichner.
Bilder von diesen Terminen sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.