Integrationsministerin Raab: Comeback der Integration mit Fokus auf Arbeitsmarkt, Wertevermittlung und deutsche Sprache
Präsentation des Integrationsberichts 2021 im Bundeskanzleramt
"Die Corona-Pandemie war für die Integration eine große Herausforderung. Es ist das weggefallen, was Integration ausmacht. Nämlich, dass Menschen zueinander kommen und in Begegnung treten. Gleichzeitig haben wir aber auch festgestellt, dass mit viel Innovations- und Digitalisierungskraft viele neue Formate entwickelt wurden. Das kann auch für die Zukunft genutzt werden", sagte Bundesministerin Susanne Raab bei der Präsentation des 11. Integrationsberichts im Bundeskanzleramt, bei der die Integrationsministerin gemeinsam mit der Vorsitzenden des Expertenrats für Integration, Katharina Pabel, und dem Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas, die Ergebnisse des Berichts vorstellte.
Der Integrationsbericht 2021 blickt auf das Jahr 2020 zurück und ist somit ein Seismograf, wie sich die Corona-Pandemie auf die Integration ausgewirkt hat. Der Integrationsbericht bilde die Herausforderungen durch die Corona-Krise in der Integration ab und zeige auch, welche Folgen Corona habe, insbesondere in den Bereichen Bildung und Soziales, Beschäftigung und Erwerbstätigkeit und beim Zusammenleben, so Raab.
Comeback-Turbo Integration: Deutsch, Arbeitsmarkt, Werte
Die Integrationsministerin erläuterte in ihren Ausführungen 3 zentrale Themenbereiche, die ihr in der Integration wichtig sind: "Erstens bin ich froh, dass wir auch in der Integration im Sommer den Comeback-Turbo starten können, insbesondere in den Bereichen Sprache, Arbeitsmarkt und auch bei der Wertevermittlung, die bei der emotionalen Zugehörigkeit zu Österreich eine zentrale Rolle spielt."
Ausländische Arbeitskräfte seien coronabedingt mit 15,3 Prozent stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als österreichische mit 8,4 Prozent. Besonders betroffen waren ausländische Frauen, die Arbeitslosenquote sei hier auf 16,8 Prozent gestiegen. "Es ist erfreulich, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt aufgrund der Öffnungsschritte wieder verbessert. Aus Integrationssicht geht es jetzt darum, dass wir dort Maßnahmen setzen, wo wir Menschen mit Migrationshintergrund unterstützen und dort in Beschäftigung bringen können, wo es einen Arbeitskräftebedarf gibt. Aus Integrationssicht ist es sinnvoll, dass man zuerst die Menschen, die bereits in Österreich sind, auf dem Arbeitsmarkt integriert und qualifiziert, bevor man neue ausländische Arbeitskräfte anwirbt", sagte Raab. „"Ein zentraler Schlüssel dafür ist natürlich die deutsche Sprache. Die Umstellung auf Online-Formate war erfolgreich: Wir haben bis April 2021 rund 85.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Online-Deutschkursen gehabt." Zudem gebe es das Angebot von neuen Deutschkursen mit fachspezifischen Inhalten für die Arbeitsmarktintegration in den Branchen Gastronomie, Hotellerie und Tourismus sowie auch im Gesundheits- und Pflegebereich.
Gewisse Herausforderungen würden bleiben, so Susanne Raab, etwa was die Umgangssprache Deutsch betreffe. Dem werde mit Deutschförderklassen sowie Sommerschulen für Kinder begegnet. Auch die Elternkurse, die im Sommer 2021 wieder stattfinden, würden hier einen wichtigen Beitrag leisten. "Ich möchte hier auch an die Eigenverantwortung appellieren, denn Integration ist ein zweiseitiger Prozess. Wir schaffen von staatlicher Seite viele Angebote, aber es braucht auch die Mitwirkung und Flexibilität der Menschen mit Migrationshintergrund."
Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen stärken
Zweitens sei ihr als Frauen- und Integrationsministerin auch eine weitere Empfehlung des Expertenrates für Integration besonders wichtig: die Stärkung von Frauen mit Migrationshintergrund, um gegen ehrkulturelle, patriarchale Rollenbilder anzukämpfen. "Corona hat dazu geführt, dass sich die Menschen verstärkt in ihre Community zurückgezogen haben. Das kann eine Gefahr für Frauen sein, etwa was den Arbeits- und Bildungsbereich betrifft, aber auch vermehrte Fälle von häuslicher Gewalt zu Folge haben. Die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund muss in allen Lebensbereichen gestärkt werden", bekräftigte Susanne Raab. Daher gebe es auch 2 neue Förderaufrufe für Projekte, die sich speziell dem Kampf gegen patriarchale Ehrkulturen sowie gegen Gewalt an Frauen und Mädchen widmen: 1,6 Millionen Euro werden für Projekte zur Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt und 2 Millionen Euro für Maßnahmen zur Stärkung von Frauen mit Migrationshintergrund bereitgestellt.
Ehrenamt als wichtige Säule für die Integration
Drittens liege der Fokus auf der Begegnung und dem Ehrenamt. "Ich bin davon überzeugt, dass ehrenamtliches Engagement im Integrationskontext eine wichtige Säule ist, um Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenzubringen. Daher werden regionale Initiativen gestärkt. Heute wurde vom Österreichischen Integrationsfonds ein neues Förderprogramm gestartet, das auch vom Gemeindebund unterstützt wird und auf spezielle Projekte im ländlichen Raum fokussiert, um sprachliche und kulturelle Integration zu fördern." Lokale Initiativen, Gemeinden und Vereine können sich hierbei um eine Förderung bis zu 2.500 Euro bewerben.
Abschließend bedankte sich die Ministerin bei allen Expertinnen und Experten, die an diesem Bericht mitgearbeitet haben: "Vielen Dank für den umfassenden Bericht und die wertvollen Beiträge des Expertenrats zur Evaluierung der Integrationsarbeit."
Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.