Bundeskanzlerin Bierlein eröffnete die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
"Es ist die Vielfalt, die unsere kulturelle Welt reich macht"
"Alles, was die Zeiten überdauert, ist niemals etwas Oberflächliches und dem Zeitgeist geschuldetes, sondern oft heftig Umstrittenes. Es ist dabei die Vielfalt, die unsere kulturelle Welt reich macht, zwischen Tradition und Zukunft, zwischen alter und neuer Musik", so Brigitte Bierlein weiter. Kunst halte uns den Spiegel vor und konfrontiere uns "mit dem Spannungsverhältnis von Verinnerlichung und Vermarktung, Gesellschaftskritik und Repräsentation". Die Bundeskanzlerin warnte davor, sich allzu oft in Oberflächlichkeit zu verlieren: "Authentizität statt Inszenierung sollte unser Handeln prägen, Information statt Manipulation. Insbesondere die Politik trägt große Verantwortung, seriös und bedacht, stets das Verbindende vor das Trennende zu stellen."
In der Kunst, in der Politik, sowie im Leben gelte: "Einzelne Noten einer Komposition verhallen, nur der gemeinsame Klang, das Zusammenspiel, das aufeinander Achtgeben, das Abstimmen bleibt", so Bierlein. Die Bundeskanzlerin zog in ihrer Rede auch den Vergleich zwischen dem Zusammenspiel eines Orchesters und der Politik. Ein klarer Basso continuo könne beispielsweise ein Fundament bilden, ein "ruhiges, harmonisches Gerüst für alles andere, was sich gewissermaßen darüber abspielt". Ein solches Fundament brauche es auch in der Staatsführung: "Etwa das deutliche Bekenntnis zum Rechtsstaat, zu verfassungsrechtlichen Grundregeln, zu einem festen Kanon von Gesetzen, zu einem ruhigen unaufgeregten Duktus."
"Ich persönlich habe nun nicht die tiefe Instrumentalstimme eines Generalbasses, aber in der Berufung auf Grundnormen und feste Werte will ich schon sehr deutlich zu hören sein", sagte die Bundeskanzlerin. Ihr Ziel sei es, den musikalischen Ablauf sowie die Akkorde der Regierungsarbeit so zu leiten, "dass sie in den Ohren der Zuhörerschaft als Gesamtkonzept zu erkennen sind." Im Sinne der Menschen in Österreich zu agieren sei dabei das gemeinsame Bestreben der Bundesregierung.
Abschließend dankte Bundeskanzlerin Bierlein den Verantwortlichen und Mitwirkenden der Innsbrucker Festwochen, insbesondere dem Intendanten Alessandro De Marchi, für ihr Engagement und wünschte allen Beteiligten und dem Publikum "berührende Momente bei den ohne Zweifel einzigartigen Aufführungen."