Integrationsministerin Raab: "Integration steht in Österreich aufgrund steigender Zuwanderung vor Mammutaufgabe"

Präsentation des Integrationsberichts 2022

"Das Jahr 2022 war bisher in der Integration für Österreich ein Ausnahmejahr und stellt uns vor eine Mammutaufgabe. Wir sind derzeit mit 2 Migrationswellen konfrontiert: mit jener der ukrainischen Vertriebenen und andererseits stark steigenden Asylzahlen. Diese beiden Migrationswellen sind natürlich eine massive Herausforderung für alle Systeme und auch für die Integration, denn die Migrationsbewegung von heute ist die Integrationsarbeit von morgen. Österreich ist vorbereitet, aber wir müssen wachsam sein", betonte Integrationsministerin Susanne Raab bei der Präsentation des Integrationsberichts.

Millionen Menschen seien seit Beginn des Krieges geflohen. Rund 80.000 ukrainische Vertriebene sind derzeit in Österreich registriert. Die Bundesregierung tue alles, um im Sinne der Nachbarschaftshilfe zu unterstützen, so Raab. Die Ministerin verwies auf eine Reihe von Besonderheiten der ukrainischen Fluchtbewegung: "Rund 80 Prozent der Vertriebenen sind Frauen, etwa ein Drittel sind unter 18 Jahre alt. Wir haben rund 11.000 Schülerinnen und Schüler im österreichischen Bildungssystem." Zudem bestehe eine hohe Erwerbsbereitschaft und ein hohes Bildungs- und Qualifikationsniveau unter den ukrainischen Geflüchteten. Daher seien "maßgeschneiderte Integrationsangebote" für diese Menschen notwendig.

"Wir haben als Basis bereits gute Integrationsstrukturen, die wir in den letzten 10 Jahren aufgebaut haben", so die Ministerin mit Verweis auf die Integrationszentren in den Bundesländern und das "breite Angebot an Deutschkursen". Für die ukrainischen Geflüchteten seien aber auch "spezielle Angebote" geschaffen worden, wie die mobilen Servicepoints in allen Bundesländern, Deutschkursplätze mit Kinderbetreuung, ein eigenes Frauenzentrum im Rahmen des Integrationsfonds oder ein Buddy-Programm für Jugendliche. Zudem hätte es gesetzliche Anpassungen gegeben, um eine rasche Anerkennung von Berufsabschlüssen und Qualifikationen zu ermöglichen. Bundesministerin Raab bedankte sich auch für die zahlreichen privaten Unterstützungsleistungen und Spenden aus der Bevölkerung.

Hohe Qualifikation der ukrainischen Geflüchteten – Potenzial für den Arbeitsmarkt

Gemäß einer aktuellen Studie würden rund 30 Prozent der ukrainischen Vertriebenen konkrete Rückkehrpläne in ihre Heimat haben. "Gleichzeitig wissen wir nicht, wie sich der Krieg weiterentwickelt", so die Integrationsministerin. Zudem befinde sich die Integration der Ukrainerinnen und Ukrainer nach der ersten Zeit des Ankommens in einer "neuen Phase", in der die mittelfristige Bleibe-Perspektive eine wichtige Rolle spiele, und damit die Integration in den Arbeitsmarkt ein zentrales Thema sei. "Die Menschen aus der Ukraine sind sehr gut ausgebildet. 72 Prozent der befragten, vertriebenen Frauen haben einen Hochschulabschluss. Zudem gibt es auch einen großen Willen, zu arbeiten", sagte Susanne Raab mit Verweis auf eine aktuelle Studie des Integrationsfonds und des Instituts für Familienforschung. "Es gibt also beachtliche Qualifikationen, eine hohe Motivation und großes Potenzial für den Arbeitsmarkt sowie gleichzeitig viele offene Stellen." Um darauf zu reagieren, sei die enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice wichtig und es würden laufend neue Maßnahmen wie Karriereplattformen oder Mentoring-Formate forciert. "Der Schlüssel sind immer auch die Deutschkenntnisse", weshalb auf Sprachkurse und besonders Fachsprachkenntnisse gesetzt werde.

Steigende Asylzahlen in Österreich im Jahr 2022

Darüber hinaus nahm die Integrationsministerin auch zur Zunahme der Asylzahlen Stellung: "Die massiv steigenden Asylzahlen beobachten wir seitens des Integrationsbereichs mit großer Sorge", so die Ministerin. Im Jahr 2022 seien von Jänner bis Ende Juni rund 31.000 Asylanträge gestellt worden. Zusammen mit den in Österreich registrierten Ukrainerinnen und Ukrainern hätten somit "über 100.000 Personen in unserem Land Schutz gefunden". Wichtig sei es daher weiterhin, die Glaubwürdigkeit im Asylwesen hoch zu halten, Rückführungen umzusetzen, den Außengrenzschutz zu stärken und gegen irreguläre Migration und das Schlepperwesen vorzugehen.

"Das Jahr 2022 bedeutete aufgrund dieser hohen Zahlen für Österreich in der Integrationsarbeit eine Mammutaufgabe", betonte Raab, daher sei es wesentlich, die Entwicklung im Auge zu behalten. Eine erfolgreiche Integration hänge auch von der Anzahl der zu integrierenden Menschen ab.

Europäische Integrationskonferenz in Wien

Die aktuelle Entwicklung in den Migrationsbewegungen sei nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa zu beobachten. Die Ministerin habe daher ihre Amtskolleginnen und -kollegen zu einem Erfahrungsaustausch im Rahmen einer Konferenz in Wien eingeladen. Die EU-Ministerinnen und Minister beziehungsweise Staatssekretärinnen und Staatssekretäre für Integration werden am Donnerstag im Palais Niederösterreich tagen.

Der Bericht des Expertenrates für Integration, den Integrationsministerin Susanne Raab gemeinsam mit der Vorsitzenden des Expertenrats für Integration, Katharina Pabel, und dem Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas präsentiert hat, bietet heuer zum 11. Mal eine Rückschau, Analyse und einen Blick in die Zukunft der Integrationsarbeit. Mit dem Bericht liegt damit ein gehaltvolles Nachschlagewerk vor. Raab dankte dem Expertenrat, der bereits seit vielen Jahren mit seiner Arbeit ein Garant für Expertise und Unabhängigkeit ist.

Die Bundesministerin bedankte sich auch bei der Statistik Austria für die gute Zusammenarbeit und verwies auf das gleichzeitig veröffentlichte Statistische Jahrbuch, welches den Integrationsbericht in bewährter Weise mit Daten und Fakten zu den Themenbereichen Migration und Integration flankiert. "Das Jahrbuch und der Integrationsbericht sind für uns in der Politik eine wichtige Basis und Leitlinie für die Maßnahmen der folgenden Monate", so Raab.

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Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.

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