Bundeskanzler Kurz besucht Weißrussland
Bilaterales Treffen mit Präsident Lukaschenko – Einweihung des Holocaust-Denkmals "Massiv der Namen" im NS-Vernichtungslager Maly Trostinec
"Minsk befindet sich auf einem guten Weg, sich stärker an der Europäischen Union zu orientieren, ohne dabei die guten Beziehungen zu Russland aufzugeben. Dieses erfolgreiche Konzept kann auch als Vorbild für andere Staaten in der Region dienen", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz bei seinem Treffen mit dem weißrussischen Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko.
Der Präsident dankte dem österreichischen Regierungschef für den großen Beitrag, den der Bundeskanzler und Österreich für die Annäherung von Weißrussland an die EU leisten. Neben den bilateralen Beziehungen standen bei dem Gespräch vor allem auch das Verhältnis zwischen der Europäischen Union und Weißrussland sowie die Situation der Menschen- und Bürgerrechte im Fokus.
"Erinnerung an Shoah-Opfer hochhalten"
"Maly Trostinec ist der Name eines Ortes, den wir nicht vergessen dürfen", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Donnerstag anlässlich der Einweihung des Denkmals "Massiv der Namen" im NS-Vernichtungslager Maly Trostinec zu Ehren der österreichischen Opfer der Shoah in Weißrussland. Bei der Gedenkfeier nahe Minsk waren unter anderem auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, die Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, Hannah Lessing, sowie Waltraud Barton vom Verein "IM-MER" (Initiative Malvine – Maly Trostinec erinnern) anwesend.
Der Bundeskanzler erinnerte dabei daran, dass hier Menschen "in namenlosen Massengräbern bestattet wurden, um selbst die Erinnerung an sie auszulöschen". Das Mahnmal "Massiv der Namen" solle nun dazu dienen, zumindest die Erinnerung an die Getöteten hochzuhalten. "Ich bin tief berührt. Wir dürfen die Shoah niemals vergessen." Bereits vor seiner Abreise erklärte Sebastian Kurz, dass Maly Trostinec neben Auschwitz als jener Ort mit "den meisten österreichischen Shoah-Opfern" gelte. "Es ist mir daher sehr wichtig, dass wir gemeinsam mit Präsident Lukaschenko an die rund 10.000 in Maly Trostinec ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden erinnern." Das Denkmal "Massiv der Namen" ist das erste nationale Mahnmal auf dem Gelände. "Damit setzt Österreich nach dem Gedenkjahr ein weiteres Zeichen, um seiner historischen Verantwortung für diese unfassbaren Gräueltaten nachzukommen. Ich danke insbesondere der Initiative Malvine – Maly Trostinec Erinnern für ihren Einsatz", so der Bundeskanzler. Im viertgrößten NS-Vernichtungslager nahe der Hauptstadt Minsk fanden insgesamt mehr als 200.000 Menschen den Tod.
Bei der zweitägigen Reise stand vor der Denkmaleinweihung bereits der Besuch des Waldes von Blagowschtschina, wo der Großteil der österreichischen Opfer ermordet worden war, auf dem Programm. Dort brachte Sebastian Kurz eine Gedenktafel für den Wiener Lehrling Arthur Loschitz an einem Baum an, der als 13-Jähriger in Maly Trostinec getötet wurde. Er wäre am 28. März 90 Jahre alt geworden. Anschließend nahm der Bundeskanzler Donnerstagabend, gemeinsam mit dem weißrussischen Ministerpräsidenten Sergej Rumas, am "Abend der Erinnerung" im Palast der Republik in Minsk teil.
Bilder von dieser Reise werden über das Fotoservice des Bundeskanzleramtes kostenfrei abrufbar sein.