Staatssekretärin Plakolm: Erhalt der Schutzhütten – die Anker der alpinen Landschaft – ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Bundesregierung stellt 3 Millionen Euro Soforthilfe für die alpine Infrastruktur bereit

"Die Alpen mit ihren vielfältigen Wander- und Klettermöglichkeiten sind zentraler Bestandteil der österreichischen Identität. Die Schutzhütten sind Zufluchtsort und schließen dort eine wichtige Lücke, wo touristische Infrastruktur nicht möglich ist. Denn 272 der Schutzhütten stehen in alpinen Extremlagen und einige davon gibt es bereits 150 Jahre. Es ist daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, diese Anker in der alpinen Landschaft zu erhalten. Und das tun wir heute mit einem Soforthilfepaket von 3 Millionen Euro", sagte Staatssekretärin Claudia Plakolm bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt, die sie gemeinsam mit Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, dem Präsidenten des Verbandes alpiner Vereine Österreichs, Gerald Dunkel-Schwarzenberger, dem Vizepräsidenten des Österreichischen Alpenvereins, Markus Welzl, und dem Vorsitzenden der Naturfreunde Österreich, Andreas Schieder, abhielt. Die Soforthilfe für alpine Infrastruktur wird vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) aus Tourismusförderungsmitteln finanziert. Unterstützt wird damit die Sanierung beziehungsweise der Ersatzbau von 4 Hütten in Tirol, Salzburg, und der Steiermark.

"Unser alpiner Naturraum und seine Infrastruktur sind ein wichtiger Anziehungspunkt für unsere Gäste aus dem In- und Ausland" unterstrich auch Susanne Kraus-Winkler die Aussagen Plakolms. Daher würden die alpinen Vereine seit mehr als 4 Jahrzehnten aus Tourismusmitteln des Bundes unterstützt und sei damit ihr größter Fördergeber. Die Soforthilfe für die 4 akut sanierungsbedürftigen Schutzhütten sei wichtig. "Um die alpine Infrastruktur nachhaltig abzusichern, brauchen wir vor allem aber auch einen nationalen Schulterschluss zwischen Bund, Ländern und Gemeinden!", so die Tourismusstaatssekretärin.

Erhalt von 272 Schutzhütten und 50.000 km Wegenetz: die alpinen Vereine Österreichs

Die alpinen Vereine Österreichs, wie der Österreichische Alpenverein, die Naturfreunde Österreich, der Österreichische Touristenklub und 9 weitere Vereine, erhalten 272 alpine Schutzhütten in Extremlage und pflegen ehrenamtlich ein 50.000 km langes Wegenetz. "Der Erhalt unserer alpinen Hütten und Wege wird unser aller Leidenschaft und Kraft benötigen. Ohne den außergewöhnlichen Arbeitseinsatz der vielen ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionäre ist dieses Vorhaben schlichtweg nicht möglich", so Andreas Schieder, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich.

Aufgrund zunehmender Extremwetterereignisse infolge der Klimakrise und immer höherer Kosten droht diese alpine Infrastruktur – zum Teil sind die Hütten bereits 150 Jahre alt – buchstäblich zu bröckeln. Markus Welzl, Vizepräsident des Österreichischen Alpenvereins: "Im Durchschnitt können jährlich 3 bis 4 Hütten von den alpinen Vereinen nicht mehr weitergeführt werden. Die regulären Instandhaltungskosten aus dem laufenden Hüttenbetrieb kann von nahezu keiner Hütte finanziert werden. Mit dem zur Verfügung gestellten Sofortpaket können wir erste konkrete Maßnahmen zeitnah umsetzen."

Weitere Maßnahmen ab 2025

Ab dem Jahr 2025 werden weitere Maßnahmen notwendig sein, führte Gerald Dunkel-Schwarzenberger, Präsident Verband alpiner Vereine Österreichs, weiter aus. Die Sofortmaßnahmen seien ein erfreulicher Schritt, ab 2025 seien jedoch rund 92 Millionen Euro notwendig, um dringende Großinvestitionen zu tätigen. Aktuell würden von den alpinen Vereinen alle Erhebungen der notwendigen Maßnahmen zusammengeführt, beziffert, eine Priorisierung der Projekte vorgenommen und deren zeitliche Abwicklung von den Vereinen ausgearbeitet. "Die Hütten und Wege sind Fundament für die Sicherheit am Berg, des Tourismus und der Besucherlenkung. Den politischen Verantwortungsträgern ist die Wichtigkeit alpiner Infrastruktur sehr bewusst", so Gerald Dunkel-Schwarzenberger.

"Ich möchte als Staatssekretärin, die auch für das Ehrenamt zuständig ist, hier ein riesengroßes Dankeschön aussprechen, weil es absolut nicht selbstverständlich ist, dass es Freiwillige gibt, die das ganze Jahr über ein so umfassendes Wegenetz warten, die damit viele Naherholungsmöglichkeiten in Österreich bieten und sich darum kümmern, dass der alpine Raum eine sichere Schutzzone und für viele auch ein Kraftort sein kann. Die Ehrenamtlichen der alpinen Vereine leisten hier wirklich Großes", hielt Claudia Plakolm abschließend fest.

Soforthilfe für 4 Schutzhütten in Tirol, Salzburg und der Steiermark

Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig hielt in einem Statement fest, dass die Leistungen der alpinen Vereine unterstützt werden müssten: "Österreich ist weltweit als Wander- und Bergsteigerdestination bekannt. Als Tiroler weiß ich: Die Schönheit unserer Alpen ist nicht nur einzigartig, sondern auch identitätsstiftend für unser Land. Dies wäre undenkbar ohne die Wanderwege, Schutzhütten und die unzähligen ehrenamtlichen Stunden unserer alpinen Vereine." Diesen Leistungen müssten jetzt und in Zukunft Rechnung getragen werden, damit Schutzhütten in Extremlagen, wie die Peter-Anich-Hütte in den Stubaier Alpen, weiterhin ein attraktives Angebot für Erholungssuchende sei.

Die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Soforthilfe fließt in folgende 4 Projekte:

  • Peter-Anich-Hütte, Stubaier Alpen/Tirol
    Die entlegene Peter-Anich-Hütte muss unter anderem aufgrund behördlicher Auflagen dringend auf den Stand der Technik gebracht werden. Sanierungen der Bausubstanz, insbesondere des Daches und der Sanitäreinrichtungen, bei der Küche, im Pächterbereich, bei der Trinkwasser- und Energieversorgung im Inselbetrieb, sowie bei der Abwasserentsorgung werden derzeit ausgearbeitet und in den Folgejahren baulich umgesetzt. Die Projektkosten werden auf rund 500.000 Euro geschätzt. Betreiber: Österreichischer Alpenverein
  • Bleckwandhütte, Strobl/Salzburg
    Die Bleckwandhütte der Naturfreunde Bad Ischl wird bis 2026 saniert. Auch wenn in die Arbeit viel ehrenamtliches Engagement fließt, belaufen sich die Kosten nach einer ersten Schätzung auf rund 2 Millionen Euro Betreiber: Naturfreunde Bad Ischl
  • Reichenstein-Hütte, Ennstaler Alpen/Steiermark
    Die beschädigte Bausubstanz der Reichenstein-Hütte des Alpenvereins Leoben in den Ennstaler Alpen macht einen Ersatzbau mit Kosten von rund 3 Millionen Euro unumgänglich. Betreiber: Alpenverein Leoben
  • Hochmölbinghütte, Totes Gebirge/Steiermark
    Im Toten Gebirge in der Steiermark liegt die im Jahr 1924 eröffnete Hochmölbinghütte. Seit den letzten Zubauten 1931 und 1954 ist die Hütte unverändert geblieben. Die Erlöse aus Pachteinnahmen und Mitgliedsbeiträgen reichen nur für kleinere Instandhaltungen. Somit sind mittlerweile umfassende Maßnahmen für eine zeit-, umwelt- und behördengerechte Adaptierung notwendig, die Kosten von rund 1,3 Millionen Euro verursachen. Betreiber: Österreichischer Touristenklub. Baubeginn ist 2025.

Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.