Strategischer Bericht zur Zukunft der EU-Landwirtschaft vorgestellt

Dialog-Gruppe gibt Empfehlungen für eine nachhaltigere Agrar- und Ernährungspolitik in der EU ab – Kommissionspräsidentin von der Leyen: "Mit dem Bericht verfügen wir über eine sehr solide Grundlage für eine neue Vision für Ernährung und Landwirtschaft in Europa"

Luftaufnahme: Strohballen auf einem Feld
Foto: European Union, 2020/Xavier Lejeune

Ein gemeinsames Konzept für die Zukunft der Landwirtschaft und Ernährung in der EU. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat am 4. September 2024 den Abschlussbericht des strategischen Dialogs zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU entgegengenommen. Der Bericht mit dem Titel "Eine gemeinsame Perspektive für Landwirtschaft und Ernährung in Europa" enthält eine umfassende Analyse der aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Landwirtschaft sowie konkrete Empfehlungen, die als Leitfaden für die zukünftige Agrar- und Ernährungspolitik der EU dienen sollen.

Der europäische Agrar- und Lebensmittelsektor ist von immenser Bedeutung, versorgt er doch 450 Millionen Menschen mit sicheren, gesunden und erschwinglichen Lebensmitteln. Mehr als 17 Millionen Menschen arbeiten in der EU-Landwirtschaft; das Durchschnittsalter von Landwirtinnen und Landwirten in der EU liegt bei 57 Jahren. Klimawandel und Extremwetter gefährden zunehmend die Produktivität. Der Bericht geht darauf ein, wie diese und weitere Herausforderungen in Zukunft bewältigt werden können.

Kommissionspräsidentin von der Leyen: "Wünschen uns einen florierenden europäischen Lebensmittel- und Agrarsektor"

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte dazu: "Ich beglückwünsche die Mitglieder des strategischen Dialogs herzlich zu ihrer wichtigen Arbeit. Das Ergebnis dieses strategischen Dialogs zeigt, dass es möglich ist, die polarisierte Debatte hinter sich zu lassen und Vertrauen zwischen sehr unterschiedlichen Interessenträgerinnen und -trägern zu schaffen. Die Kommission wird die vorgebrachten Ideen nun sorgfältig prüfen. Wir alle wünschen uns einen florierenden europäischen Lebensmittel- und Agrarsektor, der unseren Landwirtinnen und Landwirten, Bürgerinnen und Bürgern sowie unserem wertvollen Naturerbe gerecht wird."

Mit dem Bericht verfüge die EU über eine sehr solide Grundlage für "eine neue Vision für Ernährung und Landwirtschaft in Europa", so von der Leyen. "Wir sollten auf unserem weiteren Weg an die vom strategischen Dialog vorgelebte Motivation und Energie und die dabei entstandenen Beziehungen anknüpfen."

Langfristige Lösungen bei Agrar- und Lebensmittelsystem als Ziel

Die Empfehlungen des Dialogs sollen in den ersten 100 Tagen der 2. Amtszeit von Ursula von der Leyen in ihrer Funktion als Kommissionspräsidentin eine zentrale Rolle bei der Ausarbeitung der langfristigen Vision für Landwirtschaft und Ernährung in der EU spielen. Der Dialog habe einen Konsens zwischen den verschiedenen Interessenvertreterinnen und -vertretern der Agrar- und Lebensmittelbranche ermöglicht – selbst in Zeiten intensiver öffentlicher Debatten über diese Themen, hob die Europäische Kommission als besonders positiv hervor.

Der Bericht betont die Notwendigkeit, den Dialog zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren fortzusetzen und das gegenseitige Vertrauen weiter zu stärken, um langfristige Lösungen für wettbewerbsfähige, resiliente und nachhaltige Agrar- und Lebensmittelsysteme in der EU zu finden. Eine der zentralen Empfehlungen des Dialogs ist die Schaffung einer neuen Plattform, die Akteurinnen und Akteure aus der gesamten Wertschöpfungskette, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft zusammenbringen soll, um Strategien für eine nachhaltigere und widerstandsfähigere Landwirtschaft zu entwickeln. 

Peter Strohschneider, Ursula von der Leyen
Foto: © EU/Dati Bendo

Die Empfehlungen des strategischen Dialogs zur Zukunft der EU-Landwirtschaft im Detail

Die Empfehlungen des Berichts sind in folgende 5 Hauptsäulen gegliedert:

  1. Zusammenarbeit für eine nachhaltige, widerstandsfähige und wettbewerbsfähige Zukunft: Dieser Abschnitt fordert eine Anpassung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), um den Übergang zu nachhaltigeren und wettbewerbsfähigeren Lebensmittelsystemen zu unterstützen, die Position der Landwirtinnen und Landwirte in der Wertschöpfungskette zu stärken und den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten zu verbessern. Zusätzlich wird die Bedeutung des Handels und internationaler Standards hervorgestrichen.
  2. Nachhaltige Agrar- und Lebensmittelsysteme: Hier wird die Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, einschließlich der Tierhaltung, empfohlen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Tierwohl und der Möglichkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher, sich nachhaltiger und ausgewogener zu ernähren.
  3. Förderung transformativer Resilienz: Angesichts zunehmender ökologischer, klimatischer, geopolitischer und wirtschaftlicher Risiken betont der Bericht die Notwendigkeit, Risikomanagement- und Krisenbewältigungsinstrumente zu stärken, landwirtschaftliche Flächen besser zu bewirtschaften, wasserresistente Landwirtschaft zu fördern und innovative Pflanzenzuchtverfahren zu entwickeln.
  4. Schaffung eines attraktiven und vielfältigen Sektors: Dieser Teil hebt die Bedeutung des Generationenwechsels, der Geschlechtergleichstellung sowie lebendiger ländlicher Gebiete und Agrarsysteme hervor. Auch der Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer steht im Fokus.
  5. Besserer Zugang zu und Nutzung von Wissen und Innovation: Abschließend fordert der Bericht eine Verbesserung des Zugangs zu Wissen und Kompetenzen sowie die Nutzung der Digitalisierung als Chance.

Der Bericht des strategischen Dialogs zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU richtet sich an die Europäische Kommission, das Europäische Parlament, die 27 EU-Mitgliedstaaten sowie die relevanten Interessenträgerinnen und -träger.

Hintergrund: Der strategische Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU

Der im Jänner 2024 gestartete strategische Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU, den Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union im September 2023 angekündigt hatte, brachte 29 zentrale Akteurinnen und Akteure aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor, der Zivilgesellschaft, dem ländlichen Raum und der Wissenschaft zusammen. Ziel war es, eine gemeinsame Vision und Vorgehensweise für die Zukunft der Agrar- und Lebensmittelsysteme in der EU zu entwickeln.

Im strategischen Dialog wurden die folgenden 4 zentralen Fragen diskutiert:

  • "Wie können wir Landwirtinnen und Landwirten und den ländlichen Gemeinschaften, in denen sie leben, eine bessere Perspektive, einschließlich eines angemessenen Lebensstandards, bieten?"
  • "Wie können wir die Landwirtschaft unter Respektierung der Grenzen unseres Planeten und seines Ökosystems unterstützen?"
  • "Wie können wir die enormen Chancen, die uns Wissen und technologische Innovation bieten, besser nutzen?"
  • "Wie können wir dafür sorgen, dass das europäische Lebensmittelsystem in einer vom Wettbewerb geprägten Welt eine erfolgreiche und prosperierende Zukunft vor sich hat?"

Um diese Fragen zu bearbeiten, wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet. Von Jänner bis August 2024 fanden 7 Plenarsitzungen statt; an 3 davon nahm Kommissionspräsidentin von der Leyen teil. Als Vorsitzender der Dialoggruppe fungierte der deutsche Wissenschaftler Peter Strohschneider, der zusätzlich Beiträge von EU-weit tätigen Organisationen entlang der Lebensmittelversorgungskette einholte und sich mit vielen Stakeholdern traf, konkret mit Landwirtschaftsministerinnen und -ministern der EU-Mitgliedstaaten, dem Kollegium der Europäischen Kommission, Mitgliedern des Europäischen Parlaments und Vertreterinnen und Vertretern des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses sowie des Ausschusses der Regionen.

Weiterführende Informationen