325 Millionen Euro für Europas Halbleiterproduktion

Ausschreibungen im Rahmen der öffentlich-privaten Partnerschaft "Chips Joint Undertaking" sollen zentrale Voraussetzungen für Produktion und Innovation schaffen – Einreichungen der Projektvorschläge bis September und Oktober 2024 möglich 

Am Bild zu sehen ist ein Halbleiterchip, im Hintergrund ist die EU-Flagge

Die Europäische Kommission plant gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten und Branchenverbänden im Rahmen der Initiative "Gemeinsames Halbleiter-Vorhaben" (Englisch: "Chips Joint Undertaking") 325 Millionen Euro durch Projekt-Ausschreibungen in Forschungs- und Innovationsinitiativen im Bereich der Halbleiterentwicklung fließen zu lassen. Darunter fallen etwa Kompetenzzentren, der Wissenschaftszweig Photonik sowie Cloud-basierte Halbleiterdesign-Plattformen. Diese Maßnahme ist der ersten Säule des Europäischen Chip-Gesetzes zugeordnet, mit dem unter anderem die Initiative "Chips for Europe" eingeführt wurde.

Die vorgesehene Ausschreibungsrunde bildet einen eigenen Schwerpunkt innerhalb der Halbleiter-Innovation. Konkret sind Pilotprojekte im Bereich der photonisch integrierten Schaltungen (Englisch: "Photonic Integrated Circuits", kurz: PIC) geplant. Hierbei nutzen Halbleiter Licht, um Informationen mit höherer Geschwindigkeit und weniger Energie zu verarbeiten und zu übertragen. Diese spezifische Technologie wird besonders für die nächste Generation von Hochleistungscomputern, Hochgeschwindigkeitskommunikation sowie Datenzentren relevant sein, so die Europäische Kommission.

Weiters sollen die Schaffung, Ausweitung und Vernetzung von Halbleiter-Kompetenzzentren in teilnehmenden Staaten finanziert werden. Kompetenzzentren sind Orte der technischen Expertise und des Experimentierens mit Halbleitern. Besonders Klein- und Mittelunternehmen (KMU) sollen durch diese Maßnahmen unterstützt werden. Des Weiteren ist die Finanzierung eines Projekts im Rahmen einer Cloud-basierten Online-Design-Plattform geplant.

Akteurinnen und Akteure aus Industrie und Forschung können sich für Finanzierungsausschreibungen bis zum Herbst 2024 unter dem "EU F&T Portal" sowie bei "Chips JU" bewerben. Die Einreichfrist für die Photonik-Schiene endet am 17. September 2024, jene für den Bereich Kompetenzzentren am 2. Oktober 2024 und für die Design-Plattformen am 10. Oktober 2024 jeweils um 17 Uhr (Mitteleuropäischer Zeit).

3 Säulen des Europäischen Chip-Gesetzes

Mit dem Europäischen Chip-Gesetz sollen Versorgungslücken im Halbleiter-Sektor eruiert und die Technologieführerschaft Europas gestärkt werden. Zu diesem Zweck sollen mehr als 43 Milliarden Euro an privaten und öffentlichen Investitionen mobilisiert werden. Außerdem möchte die EU künftige Lieferengpässe von Halbleitern ausländischer Herkunft besser vorhersehen, um auf eine allfällige Verknappung rasch reagieren zu können. 

Das Europäische Chip-Gesetz baut auf 3 Säulen auf:

  • In der 1. Säule unterstützt die "Chips for Europe"-Initiative die Schaffung groß angelegter technischer Kapazitäten sowie Innovation.
  • Anreize für öffentliche und private Investitionen werden in der 2. Säule geschaffen. Dabei soll ein Rahmen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit sowie ein widerstandsfähiges Business-Ökosystem Investitionen generieren.
  • Der 3. Säule zugerechnet wird ein Koordinierungsmechanismus zwischen den EU-Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission. Die Zusammenarbeit mit und zwischen den EU-Mitgliedstaaten soll verbessert werden. Es sollen auch verstärkt Schritte gesetzt werden, um die Nachfrage abschätzen, Engpässe vorhersehen und gegebenenfalls eine Krisenstufe aktivieren zu können. 

Hintergrund: Europäisches Chip-Gesetz

Halbleiter-Chips sind für eine Vielzahl technischer und digitaler Produkte essenziell, etwa Mobiltelefone, Autos und Haushaltsgeräte. Weltweit wurden im Jahr 2020 1 Billion Mikrochips hergestellt. Die EU hält einen Anteil von 10 Prozent am weltweiten Mikrochip-Markt.

Das Europäische Chip-Gesetz trat am 21. September 2023 in Kraft. Mit dem Gesetz möchte die EU ihren Marktanteil bis 2030 auf 20 Prozent verdoppeln. Damit soll die strategische Unabhängigkeit von anderen Weltregionen gestärkt werden. Sowohl globale Lieferketten-Problematiken als auch geopolitische Verwerfungen könnten unmittelbare Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben, die stark von diesen Halbleiter-Chips abhängig ist.

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