"Europa an deiner Schule – Back to School" bringt die EU ins Klassenzimmer
Österreichische EU-Bedienstete besuchen ihre ehemaligen Schulen – wie erlebten sie die Schulbesuche und welche Themen waren für Schülerinnen und Schüler besonders spannend? Wir haben nachgefragt.
Schon seit 2009 besuchen österreichische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei europäischen Institutionen, Interessenvertretungen und Verbindungsbüros ihre alten Schulen, um dort im Rahmen des Projekts "Europa an deiner Schule- Back to School" gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern über die EU zu diskutieren. Das Projekt wird vom Bundeskanzleramt in Kooperation mit der Ständigen Vertretung Österreichs bei der Europäischen Union (Abteilung Bundeskanzleramt), dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), "Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule" und der Europäischen Kommission umgesetzt.
Auch 2024 haben wieder zahlreiche österreichische Bedienstete europäischer Institutionen an der Aktion teilgenommen. Gerade 2024 – im Jahr also, in dem in Österreich am 9. Juni die Mitglieder des Europäischen Parlaments gewählt werden – ist es umso wichtiger, mit Schulklassen über aktuelle EU-Themen zu sprechen und ihnen den europäischen Gedanken näherzubringen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Referentinnen und Referenten, die in den vergangenen Monaten bereits an "Europa an deiner Schule – Back to School" teilgenommen haben, und jenen, die im Herbst 2024 einen Schulbesuch planen!
Im Folgenden finden Sie persönliche Eindrücke und Erfahrungen der Vortragenden, die an "Europa an deiner Schule – Back to School" 2024 bereits teilgenommen haben – direkt aus den Klassenzimmern!
Friedrich Erlbacher, Rechtsberater bei der Europäischen Kommission, besuchte am 29. und 30. April 2024 die Berufsschule Meidling in Wien:
"Mir ist erstens wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler bereit sind, mir, aber vor allem sich gegenseitig zuzuhören und Kritik so sachlich wie möglich zu artikulieren. Inhaltlich, wenn ich eine Idee herausgreifen soll, die mir wichtig erscheint, dann ist es die: Europa ist nicht Brüssel, ist nicht 'die anderen', ist nicht eine fremde 'Besatzungsmacht'. Europa ist hier, bist du, ist 'dein' Landwirtschaftsminister oder 'deine' Landwirtschaftsministerin, ist die oder der Abgeordnete im nationalen Parlament, die oder der deine Stimme erhalten hat, ist die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister deiner Stadt."
Valerie Gruber, Expertin für Europapolitik bei der Industriellenvereinigung, besuchte am 29. Mai 2024 die De La Salle Schule Strebersdorf in Wien:
"Ich konnte im Rahmen des Schulbesuchs 4 verschiedene Klassen besuchen – zwei 7. Klassen, eine 4. Klasse und eine 1. Klasse. Die Erfahrungen waren bei allen Altersstufen sehr unterschiedlich. In den 7. Klassen war vor allem die Wahl großes Thema. Da die Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal wählen dürfen, wurde viel in diese Richtung gefragt: Wie wähle ich richtig?, Wer kann gewählt werden?, Wie beeinflusst meine Stimme, was in Brüssel passiert? Die 1. Klasse war vor allem an mir als Person interessiert und an meinem Leben in Brüssel – wie viele Sprachen spreche ich, wie bin ich nach Brüssel gekommen und so weiter."
Gabriel Nievoll, Policy Officer bei der Europäischen Kommission, war am 3. Mai 2024 im BORG Kindberg in der Steiermark zu Gast:
"'Europa an deiner Schule' war auf jeden Fall eine spannende Erfahrung, um den jungen Erwachsenen die EU etwas näher zu bringen. Die Lehrerinnen und Lehrer haben bereits bei der Vorab-Ankündigung des Events die Schülerinnen und Schüler motiviert, Fragen zu stellen. Dies stellte eine gute Basis für die weiteren Diskussionen dar."
Gerald Klec, Verwaltungsrat beim Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss, war am 13. Mai 2024 im Piaristengymnasium BG VIII in Wien zu Gast:
"Es gab großes Interesse seitens der Lehrerinnen und Lehrer und auch der Schülerinnen und Schüler an einem Gastredner aus der Europäischen Union. Die Schülerinnen und Schüler waren in der 4. Klasse Gymnasium, etwa 13 bis 14 Jahre alt, also leider nicht im Wahlalter für die Europawahlen 2024 (16 Jahre).
Ich habe vor 5 verschiedenen Klassen in der historischen Bibliothek der Schule gesprochen.
Neben Diskussionen darüber, welche konkreten Änderungen die EU für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger bringt, zeigten die Schülerinnen und Schüler großes Interesse an der Art der Arbeit für eine EU Institution (Sprachen, Arbeitsumfeld)."
Sebastian Vogel, Projektmanager des Europäischen Komitees für Normung und elektrotechnische Normung (CEN/CENELEC), besuchte am 14. Mai 2024 das BORG Dornbirn Schoren in Vorarlberg:
"Ich durfte 4 Klassen des BORG Dornbirn Schoren kurz vor der Europawahl besuchen. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr gut vorbereitet und zeigten großes Interesse an der Interaktion. Besonders die Pausen dazwischen waren ein gegenseitiger Mehrwert. In den persönlichen Gesprächen wurde deutlich, dass viele Europa aktiv mitgestalten wollen. Es hat mich sehr gefreut, meine Erfahrungen teilen zu können. Während letztes Jahr das Leben in Brüssel im Vordergrund stand, war es diesmal das Europäische Parlament. Fragen betrafen das Wahlsystem und die Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Die Schülerinnen und Schüler wollten wissen, wie in Österreich gewählt wird und welche Aufgaben die Abgeordneten in Brüssel und Straßburg haben. Mein Ziel war es, die Schülerinnen und Schüler für die Europawahl zu motivieren. Im Hinblick auf den Ukraine-Krieg habe ich die Grundidee der EU – Friede – hervorgehoben. Um ein greifbares Beispiel aus meinem Arbeitsleben zu geben, habe ich zusätzlich den Binnenmarkt fokussiert. Europa leistet vieles, aber es ist nicht alles so kompliziert, wie es oft scheint."
Cornelia Grosser, Policy Officer bei der Europäischen Kommission, diskutierte am 17. Mai 2024 im BRG 14 in Wien mit den Jugendlichen:
"Den Lehrenden ist es sehr wichtig, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, wie wichtig es ist, das Wahlrecht zu nutzen und sich an demokratischen Prozessen auf EU-Ebene zu beteiligen. Deshalb haben sie sich auch an die Vertretung der Kommission gewandt, um externe Vortragende zu bekommen. 3 Lehrende für Geographie- und Wirtschaftskunde nahmen aktiv an der Veranstaltung teil. Das finde ich sehr positiv. Von den Schülerinnen und Schülern, die praktisch alle wahlberechtigt sind, kamen ebenfalls positive Signale. Sie waren offen und bereit zum Mitmachen, und alle haben sich an einem Quiz in der ersten Stunde beteiligt. Auch als es danach darum ging, eigene Erwartungen und Ideen einzubringen, haben sie sich aktiv beteiligt."
Andreas Fazekas, Policy Officer bei der Europäischen Kommission, war am 23. Mai 2024 in der Vienna Business School (VBS) HAK Floridsdorf in Wien zu Gast:
"Es war bereits das zweite Mal, dass ich im Rahmen der 'Back to school'-Initiative meine 'alte Schule' besuchte. Der Eindruck, den ich bereits beim ersten Mal gewinnen konnte, hat sich auch diesmal bestätigt: Die Schülerinnen und Schüler sind ausgesprochen interessiert an der Europäischen Union und an der europäischen Idee, und sind trotz der wichtigen Schularbeits- und Testtermine sehr gut über aktuelle europäische Themen informiert.
In mehreren Vorträgen konnte ich mit über 100 Schülerinnen und Schülern sprechen und dabei Fragen zur anstehenden Europawahl, zur Europäischen Union, zu Prioritäten der Kommission, wie dem Kampf gegen den Klimawandel, und auch zur Karriere in den europäischen Institutionen beantworten. Es war mir ein zentrales Anliegen, die Schülerinnen und Schüler zum Wählen zu bewegen.
Ich habe versucht, das Privileg des Wahlrechts hervorzuheben und zu unterstreichen, dass unsere Demokratie nur funktioniert, wenn wir unserer Stimme im Rahmen der demokratischen Prozesse Gehör verschaffen."
Agnes Koreska, Referentin im NÖVBB, besuchte am 29. Mai 2024 die HTL Krems und am 3. Juni 2024 das BRG Klosterneuburg in Niederösterreich
"Die Schulbesuche waren wunderbar und haben sehr viel Spaß gemacht. Vorbereitet hatte ich eine Präsentation zur EU allgemein inklusive strukturellem Aufbau sowie auch aktuellen Themen und – als besonderen Schwerpunkt – die Wahlen zum Europäischen Parlament. Da es sich überwiegend um Erstwählerinnen und Erstwähler handelte, interessierten sich die Schülerinnen und Schüler nicht nur für die Wahlen an sich, sondern auch für die genauen Abläufe an einem Wahltag. Die vielseitigen Fragen der Schülerinnen und Schüler deckten viele Themenbereiche ab, von der Rolle einzelner Abgeordneter im Europäischen Parlament über die Wiederherstellung der Natur bis hin zu meinem persönlichen Werdegang und Erfahrungen in Brüssel."
Martin Schlatte, Programme Officer beim Europäischen Auswertigen Dienst, hielt am 5. Juni 2024 einen Online-Vortrag im GRG 19 in Wien und diskutierte mit den Schülerinnen und Schülern:
"Die Schülerinnen und Schüler der 9. bis 12. Schulstufe waren sehr aktiv und gut informiert über EU-Themen aller Art – was sicher auch auf die Initiative der Lehrkräfte zurückzuführen ist, an der Schule ein Wahlfach zur Europäischen Union anzubieten. Von Desinteresse, Abwendung von der EU oder mangelndem Bewusstsein für die Vorteile des europäischen Einigungsprozesses war keine Spur. Wichtig war mir zu betonen, dass nicht ´Brüssel´ diktiert, sondern dass wir alle mit am Tisch sitzen – und dass Österreich, seine Vertreterinnen und Vertreter sowie Institutionen, die die Spielregeln besonders gut beherrschen, sehr erfolgreich sind, wenn es darum geht in wichtigen Politikbereichen Akzente zu setzen. Als jemand, der für die EU auf dem Westbalkan tätig ist, war es mir zudem ein Anliegen, den Schülerinnen und Schülern neue Einblicke in die EU-Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen zu geben. Die anschließenden Diskussionen machten umso greifbarer welches Privileg ein geeinigtes, grenzenloses und friedliches Europa ist, und wie sehr sich viele Menschen im Nachbarschaftsraum danach sehnen, lieber früher als später Unionsbürgerinnen und Unionsbürger zu werden."
Martin Botta, Erstzugeteilter an der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU, war am 7. Juni 2024 im BRG Braunau in Oberösterreich zu Gast:
"Bei meinem Besuch am BRG Braunau diskutierte ich mit zwei 7. und zwei 6. Klassen über die bevorstehende EU-Wahl, die Funktionsweise der EU und ihre Institutionen, nicht zuletzt das Europäische Parlament. Mir war wichtig zu vermitteln, dass die Entscheidungen im ´fernen Brüssel´ von Österreich mitgetroffen und nicht von ´der EU´ diktiert werden. Auch das Europäische Parlament entscheidet bei den meisten EU-Rechtsakten gleichberechtigt mit den Regierungen der Mitgliedstaaten mit. Eine Stimmabgabe bei der EU-Wahl macht darum jedenfalls Sinn. Die Fragen der Schülerinnen und Schüler betrafen unter anderem die Themen Entscheidungsfindung in der EU, Überregulierung, außenpolitische Fragestellungen wie den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die österreichische Neutralität, die Lage im Nahen Osten, die korrekte Art der Stimmabgabe bei der Wahl, die Ernennung der Mitglieder der Europäischen Kommission, den Tagesablauf einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters an der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU und den Einstieg in eine Tätigkeit im österreichischen Außenministerium. Ich war sehr positiv überrascht vom hohen Wissenstand und der Diskussionsfreudigkeit einiger Schülerinnen und Schüler und vom kritischen Hinterfragen der angebotenen Information. Der Besuch an meiner ´alten´ Schule und der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern hat mir sehr viel Freude bereitet. Dank möchte ich auch der Schulleitung für die freundliche Aufnahme sagen und freue mich auf meinen nächsten ´Back to School´-Besuch."