Staatssekretärin Plakolm: 13 Millionen Euro für die psychosoziale Versorgung von jungen Menschen
Maßnahmenpaket zur Bewältigung der psychosozialen Folgen der Covid-19 Krise bei Kindern und Jugendlichen
"Der Ministerrat hat im Juli des vergangenen Jahres ein Paket in Höhe von 13 Millionen Euro für junge Menschen beschlossen, um insbesondere die Folgen der Corona-Pandemie für die psychische Gesundheit junger Menschen zu lindern", sagte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt. Gemeinsam mit Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, Bildungsminister Martin Polaschek, Peter Stippl, Präsident des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie, und Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Psychologinnen und Psychologen, hat die Staatssekretärin das Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Bewältigung der psychosozialen Folgen der Covid-19 Krise bei Kindern und Jugendlichen am Freitag präsentiert.
"Ich möchte eingangs auf die Zahlen eingehen, die leider eindrucksvoll zeigen, dass diese Unterstützung dringend notwendig ist und dass es nicht nur ein paar wenigen jungen Menschen in Österreich nicht gut geht. Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Österreich kämpft mit depressiven Symptomen, sechs von zehn haben Essstörungen. 47 Prozent der jungen Menschen leiden unter Schlafstörungen und 16 Prozent haben wiederholt Suizidgedanken", so Plakolm. Man könne mit Recht sagen, dass es an allen Ecken und Enden brenne. Mit dem heutigen Paket werde an einem dieser Enden zu löschen begonnen.
One-Stop-Shop von der Erstberatung bis zur tatsächlichen Therapie
"Konkret werden wir im Bereich des Zugangs zu psychotherapeutischen Therapieplätzen für junge Menschen bis 21 Jahre einen One-Stop-Shop schaffen, der von der Erstberatung bis zur tatsächlichen Therapie jungen Menschen hilft und bei dem sie sich weder um den Therapieplatz selbst, noch um eine Kostenerstattung umschauen müssen", betonte die Jugendstaatssekretärin. Man nehme den Jungen und ihren Familien damit den Rucksack der Bürokratie ab. So könne man dabei helfen, dass man schnell und unkompliziert zu professioneller Hilfe kommt. Das werde man gemeinsam mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie, dem Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen sowie in der Zusammenarbeit mit der Schulpsychologie tun.
Mit dem Paket beginne man an dem Ende zu löschen, an dem professionelle Hilfe leider bereits unausweichlich notwendig sei. "Das ist insbesondere wichtig, wenn wir daran denken, dass jeder sechste junge Mensch in Österreich wiederholt an Selbstmord denkt", so Claudia Plakolm. "Gleichzeitig müssen wir aber auch im niederschwelligen Bereich und im Bereich der Prävention dringend Maßnahmen setzen, denn Gott sei Dank wird nicht jeder junge Mensch, der mit depressiven Symptomen zu kämpfen hat, auch einen professionellen Platz in der Psychotherapie brauchen. Wir werden hier viel mit Prävention und mit 'Auf sich selbst und aufeinander schauen' bewältigen und lösen müssen", sagte die Staatssekretärin, die betonte, dass mit dem vorgestellten Paket "ein erster Schritt in der Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie für junge Menschen" gemacht werde. "Es wird der erste Schritt sein, aber Sie können sich sicher sein, dass wir dranbleiben und viele weitere Schritte folgen werden", so Claudia Plakolm.
Flächendeckendes und bedarfsgerechtes Angebot durch qualifizierte Expertinnen und Experten
Konkret werden etwa 7.500 Mädchen und Burschen, die von der Covid-19 Krise besonders belastet sind, mit einem Maßnahmenpaket im Ausmaß von etwa 15 Stunden unterstützt. Dabei werden kostenlose Einzelstunden, Einzelberatungen oder auch Gruppentherapie von einer Servicestelle organisiert. Das Angebot erfolgt bedarfsgerecht und flächendeckend in allen Regionen, auch in Form einer nachgehenden psychologischen und psychotherapeutischen Unterstützung am Land.
Dabei soll das Angebot unbürokratisch und ohne Wartezeiten erfolgen, die Behandlung übernehmen qualifizierte Expertinnen und Experten. Als Kommunikator und Zuweisende fungieren Einrichtungen wie Kinderärztinnen und -ärzte, Schulpsychologinnen und -psychologen, außerschulische Jugendeinrichtungen sowie Jugendhilfen. Diese vermitteln die Jugendlichen mit entsprechendem Bedarf an die Serviceeinrichtungen, die ein individuelles Angebot erstellen. Im Sinne des One-Stop-Shops erfolgt die finanzielle Abwicklung zwischen einer vom Gesundheitsministerium beauftragten Abwicklungsstelle, dem Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) – in enger Kooperation mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) – und den am Projekt teilnehmenden Behandelnden als Fördernehmerinnen und Fördernehmer. Die Kinder und Jugendlichen erhalten einen entsprechenden Behandlungsgutschein. Das Angebot erfolgt qualitäts- und datenschutzgesichert.
Zudem werden Sensibilisierungs-Workshops eingerichtet, um die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren an der Basis entsprechend zu schulen. Diese sollen das gesamte Bundesgebiet abdecken. Der Projektstart erfolgt Ende März 2022, mit einer Laufzeit bis Ende Juni 2023.
Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.