27. Juni 1989: Ein Loch im "Eisernen Vorhang"
Vor 30 Jahren, am 27. Juni 1989, durchtrennten die Außenminister von Ungarn und Österreich symbolisch den Grenzzaun zwischen den beiden Ländern.
Zum 30. Mal jährte sich am 27. Juni 2019 jener Tag, an dem der "Eiserne Vorhang", der Europa so lange getrennt hatte, erstmals durchlässig wurde. Bereits ab Jahresbeginn 1989 hatten die ungarischen Behörden begonnen, an der Grenze zu Österreich die Grenzkontrollen zu lockern. Am 27. Juni 1989 kam es bei Klingenbach/Sopron zu einem symbolträchtigen Treffen: Die damaligen Außenminister beider Staaten – Gyula Horn (Ungarn) und Alois Mock (Österreich) – durchschnitten zum Zeichen der Grenzöffnung die Drahtzäune und damit einen Teil des "Eisernen Vorhangs", der jahrzehntelang die Trennlinie zwischen West- und Osteuropa dargestellt hatte.
Eine symbolische Geste und ihre Nachwirkungen
Bewacht blieb die Grenze zwischen Ungarn und Österreich allerdings weiterhin. Im Rahmen des "Paneuropäischen Picknicks" am 19. August 1989 in der Nähe von St. Margarethen im Burgenland wurde die Grenze abermals für einige Stunden symbolisch geöffnet. Dieses Zeitfenster nutzten hunderte DDR-Bürgerinnen und -Bürger, die den Urlaub in Ungarn verbrachten, für eine Flucht. Ungarn öffnete schließlich am 11. September 1989 ab Mitternacht seine Westgrenze für jene DDR-Bürgerinnen und -Bürger, die in Ungarn ausharrten. Auch über die westdeutschen Vertretungsbehörden in Budapest, Prag und Warschau gelang tausenden DDR-Bürgerinnen und -Bürgern die Ausreise.
Diese Aktionen hatten Signalwirkung und beschleunigten die als Fall des "Eisernen Vorhangs" bezeichnete Wende in Osteuropa. Ein weiterer Meilenstein wurde knapp 2 Monate darauf erreicht: Am 9. November 1989 wurde die "Berliner Mauer" geöffnet, in den Tagen danach die innerdeutsche Grenze. Ende des Jahres 1989 öffnete sich die Grenze zur Tschechoslowakei. In der Folge brach das kommunistische System in allen Staaten des "Warschauer Pakts" zusammen. Die Ereignisse führten schließlich am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung Deutschlands. Die Wende in Osteuropa, der Fall der "Berliner Mauer" und die Wiedervereinigung Deutschlands in den Jahren 1989/1990 stellen die wichtigste politische Zäsur seit Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa dar.
Vom "Eisernen Vorhang" zum "Grünen Band Europa"
Am 1. Mai 2004 wurden weitere 10 Länder Mitglieder der Europäischen Union. Die Erweiterungsrunde machte – neben Zypern und Malta – die Staaten des ehemaligen "Ostblocks" zu EU-Mitgliedstaaten: Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Polen sowie die 3 baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen. Rumänien und Bulgarien traten der EU am 1. Jänner 2007 bei. Kroatien folgte als 28. EU-Mitgliedsland am 1. Juli 2013.
Entlang des ehemaligen "Eisernen Vorhangs" verläuft nun in weiten Teilen eine Kette von Naturschutzgebieten, das "Grüne Band Europa". Es hat eine Gesamtlänge von über 12.500 Kilometern und quert 16 EU-Mitgliedsländer. In Österreich erstreckt sich das "Grüne Band" auf fast 1.300 Kilometern entlang der Staatsgrenze – von Oberösterreich, Niederösterreich und dem Burgenland über die Steiermark bis nach Kärnten.