Künstliche Intelligenz "made in Europe": KI-Fabriken werden initiiert

7 KI-Fabriken sind in Europa geplant – Auch Österreich beteiligt sich – Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro – Supercomputer ermöglichen Innovationen im KI-Sektor

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Am 12. Dezember 2024 war die Entscheidung des Gemeinsamen Unternehmens für europäisches Hochleistungsrechnen (EuroHPC) final, 7 Vorschläge für die Einrichtung und die Inbetriebnahme der ersten KI-Fabriken ("KI" steht für "künstliche Intelligenz") in Europa zu initiieren. Nach Angaben der Kommission soll insbesondere das Ökosystem für die Entwicklung von Anwendungen der Künstlichen Intelligenz "made in Europe" unterstützen und befördern. Somit kommt die Europäische Union der Zusage von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, KI-Fabriken zu etablieren, wesentlich näher. 
Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro – aus nationalen und EU-Mitteln – werden in diese ersten KI-Fabriken fließen. Die Hälfte dieser Summe wird durch Mittel aus dem Programm "Digitales Europa" (für KI-Infrastrukturen) sowie dem Programm "Horizon Europe" (für KI-Fabrik-Dienste) gespeist.

Exekutiv-Vizepräsidentin Virkkunen: "Die EU wird zum KI-Kontinent"

"Wir sind bei der Einrichtung von KI-Fabriken einen Schritt vorangekommen. Mithilfe europäischer Supercomputer versetzen wir KI-Start-ups in die Lage, innovativ zu sein und zu expandieren. Wir sind nun bereit, mit der richtigen Infrastruktur voranzugehen, damit die EU zum KI-Kontinent wird. Damit sind wir auf dem richtigen Weg, um die Initiative für KI-Fabriken schon in den ersten 100 Tagen der neuen Europäischen Kommission Wirklichkeit werden zu lassen. Eine zweite Welle von Vorschlägen erwarten wir zum 1. Februar 2025."

In folgenden führenden Forschungs- und Technologiezentren werden die ausgesuchten KI-Fabriken angesiedelt:

  • Barcelona (Spanien): "BSC AIF" im Supercomputerzentrum Barcelona
  • Bologna (Italien): "IT4LIA" bei CINECA (Nordostitalienisches interuniversitäres Konsortium für automatische Berechnung) – Bologna Tecnopolo
  • Kajaani (Finnland): "LUMI AIF" bei CSC (Center for Science)
  • Bissen (Luxemburg): "Meluxina-AI" bei LuxProvide
  • Linköping (Schweden): "MIMER" an der Universität Linköping
  • Stuttgart (Deutschland): "HammerHAI" an der Universität Stuttgart
  • Athen (Griechenland): "Pharos" bei GRNET (Greek Research and Technology Network)

Österreich beteiligt sich

An der KI-Fabrik "IT4LIA" bei CINECA – Bologna Tecnopolo ist Österreich gemeinsam mit Slowenien beteiligt. Tschechien, Dänemark, Estland, Norwegen und Polen arbeiten bei der KI-Fabrik "LUMI AIF" zusammen, Portugal, Rumänien und die Türkei bei "BSC AIF". Insgesamt sind an den 7 KI-Fabriken 15 EU-Mitgliedstaaten und 2 EuroHPC-Teilnehmerstaaten beteiligt.

Neue KI-optimierte Supercomputer von Weltrang sollen an 5 der ausgewählten Standorte aufgebaut werden, konkret in Deutschland, Italien, Luxemburg, Schweden und Finnland. In der KI-Fabrik in Spanien soll das bestehende EuroHPC-System "MareNostrum 5" modernisiert werden. In Griechenland ist angedacht, dass die zu errichtende KI-Fabrik mit dem Supercomputer DAEDALUS verbunden wird. Letzterer ist ein EuroHPC-Supercomputer, der gerade in Griechenland aufgebaut wird. Die in Spanien und Finnland verorteten KI-Fabriken sollen auch einen experimentellen Raum bieten, welcher die Infrastruktur für das Entwickeln und Probieren von innovativen KI-Modellen sowie -Anwendungen bereitstellt.

Die EuroHPC-Rechenkapazitäten werden sich demnach mit den KI-Fabriken mehr als verdoppeln. Diese sind auch für den speziellen Bedarf notwendig und sollen Europas KI-Kapazitäten besonders stärken. Die Errichtung ist für 2025 bis 2026 anberaumt.

Die nächsten Schritte

Laut Kommission haben weitere EU-Mitgliedstaaten Interesse gezeigt, sich ausgewählten KI-Fabriken anzuschließen oder selbst neue zu gründen. Der nächste Stichtag, zu dem die Mitgliedsländer neue Vorschläge zu KI-Fabriken einreichen können, ist der 1. Februar 2025.

Hintergrund: KI-Fabriken

Eine KI-Fabrik ist nicht mit einer herkömmlichen Fabrik vergleichbar. Bei einer KI-Fabrik werden die wichtigsten Elemente für die KI-Entwicklung zusammengeführt: Rechenleistung, Daten und Humankapital. Es sind Forschende, KI-Start-ups oder auch Industrieunternehmen, die auf diese besonders großen Kapazitäten zurückgreifen werden. Anwendungsbereiche sind etwa europäische Sprachmodelle (auf Englisch: "Large-Language-Models", kurz: LLMs) oder spezialisierte sektorspezifische KI-Modelle. 
Die Rolle von KI-Fabriken besteht darin, neue und innovative KI-Anwendungen im Industriesektor zu fördern sowie Start-Ups und KMU (kleine und mittlere Unternehmen) in für Europa strategisch wichtigen Sektoren die Grundlage für Wachstum zu legen. Strategische Sektoren sind etwa Klima und Umwelt, Agrartechnik und Agrarlebensmittel, Gesundheits- und Biowissenschaften, Fertigung, Finanzen, die Automobilindustrie sowie autonome Systeme, Cybersicherheit, Bildung, Kunst und Kultur, "grüne" Wirtschaft und Raumfahrt.
Rund um die EuroHPC-Supercomputer sollen KI-Ökosysteme entstehen, in denen sich Universitäten und Hochschulen, Industrieunternehmen, Hochleistungsrechenzentren und Finanzakteure verbinden können. Somit treffen Talente, Exzellenz und finanzielle Kapazitäten aufeinander, um Neues zu schaffen.

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