"Draghi-Bericht" zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit Europas veröffentlicht
Ehemaliger EZB-Präsident Mario Draghi präsentiert Empfehlungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Förderung des sozialen Wohlstands in der EU – Innovation, Dekarbonisierung und Reduktion von Abhängigkeiten im Fokus
Am 9. September 2024 nahm Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen vom ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, erstellten Bericht über die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit entgegen, er wird in den Medien als "Draghi-Bericht" bezeichnet. Bei der Übergabe betonte die vor ihrer zweiten Amtszeit stehende Präsidentin der Europäischen Kommission die Bedeutung der darin enthaltenen Ergebnisse für ihre künftige Arbeit im Zeitraum von 2024 bis 2029. Der Bericht biete demnach eine wichtige Grundlage für die Ausarbeitung zukünftiger EU-Politiken, die auf Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und sozialen Wohlstand abzielen.
Kommissionspräsidentin von der Leyen: Thema gehöre "ganz oben auf unsere Tagesordnung und in das Zentrum unseres Handelns"
Ursula von der Leyen bedankte sich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Brüssel bei Mario Draghi für die Erstellung des nun veröffentlichten Berichts und hob dabei dessen Bedeutung hervor: "Vor einem Jahr hatte ich Sie gebeten, einen Bericht über die Zukunft von Europas Wettbewerbsfähigkeit zu erstellen mit Empfehlungen, wie wir die wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir in Europa konfrontiert sind, angehen und unsere Position in einer Welt des harten wirtschaftlichen Wettbewerbs stärken können. Seitdem hat das Thema vor allem durch die Vorstöße der EU-Führungsspitzen im Europäischen Rat an Dynamik gewonnen. Jetzt besteht breite Einigkeit darüber, dass das Thema ganz oben auf unsere Tagesordnung und in das Zentrum unseres Handelns gehört."
Der Bericht baut auf 2 zentralen Elementen auf:
- Teil A: "Eine Wettbewerbsstrategie für Europa"
- Teil B: "Vertiefende Analysen und Empfehlungen"
Dabei betont der Bericht, dass Europas Wettbewerbsfähigkeit eng mit dem ökologischen und digitalen Wandel verknüpft sei.
Teil A des Berichts identifiziert die folgenden Hauptbereiche für Maßnahmen zur Wiederbelebung eines nachhaltigen Wachstums:
- Schließung der Innovationslücke
- Gemeinsamer Plan für Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit
- Stärkung der wirtschaftlichen Sicherheit und Reduktion von Abhängigkeiten der EU
Teil B des Berichts ist in sektorale und horizontale Maßnahmen untergliedert. Die sektoralen Maßnahmen beschäftigen sich mit den Themen Energie, kritische Rohstoffe, Digitalisierung und Spitzentechnologien, Hochgeschwindigkeits-/Kapazitätsbreitbandnetze, Datenverarbeitung und KI, Halbleiter, energieintensive Industriezweige, umweltfreundliche Technologien, Automobilindustrie, Verteidigung, Weltraum, Pharmaindustrie und Transport. Der Abschnitt zu horizontalen Maßnahmen geht näher auf die Beschleunigung der Innovation, die Schließung der Qualifikationslücke, nachhaltige Investitionen sowie die Umgestaltung des Wettbewerbs ein.
EU profitiert vom Binnenmarkt mit 440 Millionen Menschen und 23 Millionen Unternehmen
Der "Draghi-Bericht" stellt zusätzlich umfangreiche Wirtschaftsdaten zur Verfügung, auf deren Grundlage die Empfehlungen beziehungsweise Lösungsansätze für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit Europas basieren. Demnach verfügt Europa über eine äußerst wettbewerbsfähige Wirtschaft, einen starken Rechtsrahmen und eine aktive Politik zur Bekämpfung der Armut sowie der Umverteilung von Wohlstand. Dieses Modell habe es der EU in der Vergangenheit ermöglicht, ein hohes Maß an wirtschaftlicher Integration und menschlicher Entwicklung mit einem geringen Maß an Ungleichheit zu verbinden, so der Bericht. Der europäische Binnenmarkt umfasst rund 440 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher sowie 23 Millionen Unternehmen, auf die rund 17 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen (im Vergleich zu 26 Prozent Anteil der USA und 17 Prozent Anteil Chinas). Bei der Lebenserwartung und der niedrigen Kindersterblichkeit liegt Europa vor den USA und China.
Hintergrund: Mario Draghi und der "Draghi-Bericht"
Mario Draghi ist ein italienischer Wirtschaftswissenschaftler und Zentralbanker, der von Februar 2021 bis Oktober 2022 italienischer Ministerpräsident und von November 2011 bis Oktober 2019 Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) war. Zuvor hatte er unter anderem von Jänner 2006 bis Oktober 2011 die italienische Zentralbank geleitet.
In ihrer Rede zur Lage der Union 2023 hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigt, Mario Draghi mit der Erstellung eines Berichts zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit Europas zu beauftragen. Die Kommissionspräsidentin hat die Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit zu einer Priorität der Legislaturperiode 2024-2029 erklärt und angekündigt, den Verwaltungsaufwand weiter reduzieren sowie den europäischen Binnenmarkt stärken zu wollen.
Weiterführende Informationen
- Der "Draghi-Bericht": Die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit – Eine Wettbewerbsstrategie für Europa, Website der Europäischen Kommission (Englisch)
- Erklärung von Präsidentin von der Leyen bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Mario Draghi zum Bericht über die Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der EU, Website der Europäischen Kommission
- Von der Leyen zum "Draghi-Bericht": Wettbewerbsfähigkeit gehört ganz oben auf unsere Tagesordnung, Pressemitteilung der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich
- Von der Leyen zum "Draghi-Bericht": Wettbewerbsfähigkeit gehört ganz oben auf unsere Tagesordnung, Pressemitteilung der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland