Das EU-Schulprogramm für Gemüse, Obst und Milch – ein Beitrag für eine gesündere Lebensweise

Europäische Kommission finanziert aus Agrarbudget vergünstigte Abgabe von Obst, Gemüse und Milch an Kinder in Bildungseinrichtungen – Programm soll für gesündere Ernährung sensibilisieren – Mehr als 19 Millionen Kinder profitieren in den EU-Mitgliedstaaten von dem Programm – In Österreich nehmen über 600.000 Kinder daran teil

Logo EU-Schulprogramm für Milch, Obst und Gemüse
Foto: BML

Obst, Gemüse und Milch – und damit gesunde Lebensmittel – von klein auf konsumieren: Das ermöglicht ein aus dem EU-Agrarbudget finanziertes Schulprogramm bereits seit 2017. Das Ziel? Kinder sollten bereits ab einem frühen Alter die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Herkunft und Herstellung von Lebensmitteln sowie Landwirtschaft und Umwelt besser verstehen lernen.

Durch Gemeinschaftsbeihilfen wird die vergünstigte Abgabe von Obst, Gemüse und Milch an Kinder in schulischen Einrichtungen ermöglicht. Alle teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten erhalten von der Europäischen Kommission für jedes Schuljahr 2 endgültige Budgetmittelzuteilungen für jeden der beiden Sektoren Obst und Gemüse sowie Milch. Die Verteilung der Mittel erfolgt auf Basis der Anzahl der 6- bis 10-jährigen Kinder in den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten. Die Empfängerinnen und Empfänger der Produkte können grundsätzlich Kinder in allen Bildungseinrichtungen sein, also in Kindergärten, Volks- und weiterführenden Schulen.

Für das EU-Schulprogramm stellt die EU den Mitgliedstaaten ab dem Schuljahr 2023/2024 bis 2029 pro Schuljahr insgesamt 220,8 Millionen Euro an EU-Mitteln zur Verfügung, davon 130,6 Millionen Euro für Gemüse und Obst sowie mehr als 90,1 Millionen Euro für Milch und Milchprodukte.

Nach Angaben der Europäischen Kommission nehmen in den teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten insgesamt 19,41 Millionen Kinder am EU-Schulprogramm für Obst, Gemüse und Milch teil, davon 74,1 Prozent an Volksschulen, 16,1 Prozent an Krippen oder Kindergärten und 9,8 Prozent an Schulen der Sekundarstufe. Die Zahlen für Österreich: Vom EU-Programm profitieren 602.100 Kinder, davon 42,9 Prozent an Volksschulen, 41,1 Prozent an Schulen der Sekundarstufe und 15,9 Prozent an Krippen oder Kindergärten.

Umsetzung des EU-Schulprogramms für Obst, Gemüse und Milch in Österreich

Alle österreichischen Schulen und Kindergärten können am EU-Schulprogramm teilnehmen und – solange die Mittel nicht ausgeschöpft sind – eine Förderung erhalten. Seit dem Zeitpunkt der Einführung hat sich das Programm in Österreich erfolgreich weiterentwickelt und etabliert. Nach einem durch die Covid-19-Pandemie verursachten starken Rückgang ist die Teilnahme von Schulen und Kindergärten am Programm wieder deutlich gestiegen.

Obst und Gemüse

Im Schuljahr 2010/11 wurden nach Angaben des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) 199 Tonnen Produkte im Rahmen des EU-Programms geliefert – 4 Jahre später waren es bereits 831 Tonnen. Im Schuljahr 2022/23 wurden 1.088 Tonnen Obst und Gemüse an zirka 289.000 Kinder in rund 3.569 Schulen und Kindergärten verteilt und zirka 1,9 Millionen Euro an EU-Beihilfen für Produktlieferungen ausbezahlt. Die am häufigsten gelieferten Produkte sind mit Abstand Äpfel. Der Anteil an Gemüse bei den konsumierten Produkten beträgt rund 20 Prozent. Etwa ein Drittel der verteilten Produkte stammen aus biologischer Produktion.

Der Ankauf wird im Rahmen des EU-Schulprogramms mit einer Förderung aus EU-Mitteln in Höhe von 50 Prozent der Produktkosten gestützt. Die Beihilfe ist pro Kilogramm bei 6,50 Euro gedeckelt; das heißt, die maximale Beihilfe beträgt 3,25 Euro pro Kilo. Bei biologisch erzeugten Produkten erhöht sich die Beihilfe auf 70 Prozent der Nettokosten. Die verbleibenden Kosten müssen durch andere Träger wie Elternvereine, Gemeinden oder aus privaten Mitteln übernommen werden, ebenso wie die Mehrwertsteuer, die von der Förderung ausgenommen ist.

Milch und Milchprodukte

Im Schuljahr 2022/23 wurden nach Angaben des BML 1.423 Tonnen Schulmilchprodukte in 2.365 Schulen und Kindergärten mit rund 259.000 Kindern verteilt. Rund 0,65 Millionen Euro an EU-Beihilfen wurden ausbezahlt, davon rund 460.000 Euro für Produktlieferungen. Das beliebteste Produkt ist Trinkkakao. Der Anteil an Bio-Produkten beträgt ungefähr 26 Prozent. 

Die Förderung für Schulmilch ist je nach Höhe des Milchanteils im Produkt unterschiedlich hoch. Die Produkte werden durch die Beihilfe billiger. Für Produkte der Kategorie 0 (Konsummilch, Joghurt, Buttermilch und Sauermilch ohne Zusätze) beträgt die Beihilfe 50 Prozent der Nettokosten für konventionell erzeugte Produkte und 70 Prozent der Nettokosten für biologisch erzeugte Produkte.

Der Fokus ist auf gesunde Ernährung gerichtet: Der Zusatz von Salz, Fett, Süßungsmitteln oder künstlichen Geschmacksverstärkern ist verboten, Zuckerzusatz nur beschränkt möglich. Die Schulmilchlieferantinnen und -lieferanten sind fast ausschließlich regionale Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter. Die Produkte werden frisch hergestellt und je nach Region und Lieferantin oder Lieferant entweder in Glasflaschen, Bechern oder Kartonverpackungen geliefert. Die Leergebinde werden nach Möglichkeit von den Lieferantinnen oder Lieferanten wieder zurückgenommen und recycelt.

Zu Schulbeginn findet zudem die sogenannte "Milchaktion" statt, bei der die Abgabe von Trinkmilch mit Ausnahme der Mehrwertsteuer aus EU-Mitteln gefördert wird. Begünstigte der Aktion sind Schülerinnen und Schüler, die in ganz Österreich im Zeitraum von September bis Oktober die Volksschule an maximal 5 aufeinanderfolgenden Tagen besuchen. Die Schulmilchbäuerinnen und Schulmilchbauern sowie einige Molkereien sind bereit, die Mehrwertsteuer zu übernehmen, wodurch die Trinkmilch für die Schülerinnen und Schüler kostenlos wird.

Pädagogische Begleitmaßnahmen sollen Verständnis für Ernährung und Landwirtschaft stärken

Begleitende pädagogische Maßnahmen wie Unterrichtseinheiten, Experimente, Unterrichtsmaterial (Online-Wissenscheck oder Einsatz eines eigens entwickelten "digitalen Milchkoffers") oder Bauernhofbesuche sollen den Kindern zudem Themen wie landwirtschaftliche Erzeugung und Produktvielfalt, Regionalität und Saisonalität nahebringen. Darüber hinaus sollen die Kinder auf die Themen gesunde Essgewohnheiten, Vermeidung von Lebensmittelabfällen, lokale Nahrungsmittelproduktionsketten oder ökologischen Landbau aufmerksam gemacht werden. Im Sektor Obst und Gemüse kann die Anschaffung von Hochbeeten sowie von Obstbäumen und -sträuchern in schulischen Einrichtungen als pädagogische Begleitmaßnahme gefördert werden.

Eine Holzkiste in der sich Gemüse und Obst befindet.
Foto: European Union, 2021/Lukasz Kobus

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