Europäischer Holocaust-Gedenktag: Kommission gedenkt der im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti
Gemeinsame Erklärung am Holocaust-Gedenktag für die Volksgruppe der Roma von Kommissionspräsidentin Von der Leyen, Vizepräsidentin Jourová und Kommissarin Dalli – 2. August als jährlicher Gedenktag in Österreich für Roma und Sinti – Kultusministerin Raab: "Wichtiger Schritt in Aufarbeitung unserer Vergangenheit"
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages für die Volksgruppe der Roma und Sinti gaben Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, Věra Jourová, Vizepräsidentin der Komimssion und zuständig für Werte und Transparenz, sowie Helena Dalli, die für Gleichstellungspolitik zuständige Kommissarin, am 2. August 2024 eine Gemeinsame Erklärung ab:
"Heute jähren sich die furchtbaren Ereignisse von Auschwitz-Birkenau zum 80. Mal. Am 2. August 1944 wurden über 4.300 Sinti und Roma – Kinder, Frauen und Männer – im Schutz der Dunkelheit von SS-Wachen aus ihren Baracken in die Gaskammer gebracht.
Während des Holocaust wurden mehr als 500.000 Roma in Lagern, auf Feldern und in unmarkierten Gräben systematisch ermordet. Ihr Leben wurde ausgelöscht, ihre Kultur unterdrückt und ihre Geschichte verschwiegen. Es ist unsere Pflicht, das Gedenken an sie lebendig zu halten und ihr Vermächtnis zu ehren, indem wir dafür kämpfen, dass alle Minderheiten, die aufgrund von Rassismus benachteiligt werden, Gerechtigkeit und Gleichheit erfahren.
Wir halten die Erinnerung wach und erneuern unser Bekenntnis zu einer Welt, in der die Menschenwürde geachtet, die Vielfalt gefeiert und dem Hass kein Platz eingeräumt wird."
Auch Österreich gedenkt
Der 2. August wurde von der österreichischen Bundesregierung per Ministerrats-Umlaufbeschluss auf Basis eines Entschließungsantrags des Nationalrats zum nationalen Gedenktag erklärt. Dieser soll künftig jährlich an die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti erinnern.
Vizekanzler Werner Kogler erklärte aus diesem Anlass: "Die Republik Österreich übernimmt mit dem Beschluss der Bundesregierung, den 2. August zum nationalen Gedenktag für den Völkermord an den Roma und Sinti zu erklären, echte Verantwortung, dass das Leid, das Angehörigen dieser Volksgruppen angetan wurde, öffentlich und gemeinsam anerkannt wird. Von 11.000 in Österreich lebenden Roma und Sinti überlebte lediglich ein Drittel den Holocaust. Insgesamt hat der Nazi-Terror 500.000 Romni ermordet. Auch nach der Befreiung vom Nazi-Regime wurde diese Opfergruppe nicht nur vergessen, sondern weiterhin ignoriert, diskriminiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Damit muss Schluss sein. Mit dem heutigen Tag senden wir ein weiteres Signal: Leid kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber wir wollen verhindern, dass dieses Leid vergessen wird."
"Die Einführung des 2. August als nationaler Gedenktag für die während des Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti ist nicht nur ein wichtiger Schritt in der Aufarbeitung unserer Vergangenheit, sondern auch ein klares Signal für die Zukunft. Die Anerkennung dieses Tages ist bedeutend, um die während des Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma zu ehren und ihr Andenken zu bewahren", betonte Kultusministerin Susanne Raab.
Hintergrund: Maßnahmen gegen Antiziganismus
Das Europäische Parlament rief 2015 den 2. August zum jährlichen "Europäischen Holocaust-Gedenktag für die Roma" in Gedenken an die 500.000 Roma aus, welche in der NS-Diktatur verschleppt und ermordet wurden. Mindestens ein Viertel der damals in Europa lebenden Roma-Bevölkerung wurde ausgelöscht.
Die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedstaaten verpflichten sich dazu, Antiziganismus (eine Form des Rassismus), Ausgrenzung und Vorurteile gegen Roma zu bekämpfen. Dieses Ziel wurde im "Strategischen Rahmen der EU für die Roma 2020-2030" festgelegt. Hier soll Gleichstellung, Inklusion sowie Teilhabe der Roma auf europäischer und nationaler Ebene verwirklicht werden. Dass Hass und Diskriminierung keinen Platz in Europa haben, bekräftigten die Europäische Kommission und der Hohe Vertreter der Union für die Außen- und Sicherheitspolitik in der Gemeinsamen Mitteilung "Kein Platz für Hass: ein Europa, das geeint gegen Hass steht" vom Dezember 2023. Innerhalb der EU soll gegen Hass in all seinen Formen, insbesondere auch Antiziganismus, durch Maßnahmen in verschiedenen Politikbereichen angekämpft werden.
Um Fortschritte bei der Verwirklichung der Kernziele im "Strategischen Rahmen der EU für die Roma 2020-2030" zu erreichen, wird die Europäische Kommission weiterhin eng mit den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten. Im Herbst 2024 soll die Kommission einen Bericht über die Umsetzung der nationalen strategischen Rahmen für Roma und Sinti veröffentlichen. Dieser wird sich auf Beiträge der einzelnen Mitgliedstaaten, nationaler Roma-Kontaktstellen, auf Erhebungen der Agentur der EU für Grundrechte und auf Erkenntnisse der Zivilgesellschaft stützen.
Neben dem "Strategischen Rahmen" unterstützt die Europäische Kommission im Zuge des Programms "Bürgerinnen und Bürger, Gleichstellung, Rechte und Werte" (Englisch: "Citizens, Equality, Rights and Values", kurz: CERV) mit bis zu 14 Millionen Euro an EU-Mitteln Projekte zum europäischen Geschichtsbewusstsein. Besonders Projekte, Bildungs- und Forschungsvorhaben, die sich dem Gedenken an den Holocaust widmen sowie die Leugnung und Verfälschung des Holocaust bekämpfen, werden gefördert.
Das gemeinsam vom Europarat und von der Europäischen Union lancierte Vorzeigeprojekt "RomaMemory" versucht, breiteres Bewusstsein für die Geschichte und Kultur der Roma und Sinti zu schaffen und zugleich gegen Antiziganismus vorzugehen.
Weiterführende Informationen
- Erklärung zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für die Roma, Website Europäische Kommission
- Nationaler Roma-Gedenktag eingeführt
- Ministerrat, Umlaufbeschluss vom 2. August 2024
- EU-Programm für Bürgerinnen und Bürger, Gleichstellung, Rechte und Werte (CERV), Website Europäische Kommission
- Nationale Kontaktstelle des EU-Programms für Bürgerinnen und Bürger, Gleichstellung, Rechte und Werte (CERV) im Bundeskanzleramt
- Gleichstellung, Inklusion und Teilhabe der Roma in der EU, Website der Europäischen Kommission
- Strategischer Rahmen der EU für die Roma, Website der Europäischen Kommission (PDF; Englisch)
- Call for proposals European Remembrance (CERV-2024-CITIZENS-REM), European Education and Culture Executive Agency (PDF;)
- Programm "RomaMemory", Website des Europarates (Englisch)
- Empfehlung des Rates vom 12. März 2021 zur Gleichstellung, Inklusion und Teilhabe der Roma, EUR-LEX
- Bewertungsbericht über die nationalen strategischen Rahmen der EU-Mitgliedstaaten für die Roma, Website der Europäischen Kommission (Englisch)
- Gemeinsame Mitteilung "Kein Platz für Hass: ein Europa, das geeint gegen Hass steht", Website der Europäischen Kommission (Englisch)