Humanitäre EU-Hilfe für das Jahr 2023: 1,7 Milliarden Euro für schutzbedürftige Menschen weltweit
EU verabschiedet jährliches Budget für humanitäre Hilfe – Krieg in der Ukraine und Naturkatastrophen verschärfen humanitäre Krisen auf globaler Ebene – Janez Lenarčič, Kommissar für Krisenmanagement: "Der humanitäre Bedarf steigt steil an"
Die Europäische Union hat ihr erstes jährliches Budget für humanitäre Hilfe im Jahr 2023 in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro verabschiedet. Nach Angaben der Europäischen Kommission seien von Menschen verursachte humanitäre Krisen, die aus Kriegen mit oft weit verbreiteten Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht, Konflikten oder Gewaltausbrüchen resultieren, die Hauptquelle humanitärer Bedürfnisse in der Welt. Vor diesem Hintergrund unterstützt die EU Millionen schutzbedürftiger Menschen, darunter gewaltsam vertriebene Menschen oder eingeschlossene Bevölkerungsgruppen, sowie Aufnahmegemeinschaften. Des Weiteren, so die Kommission, seien die Bedürfnisse, die sich aus solchen Krisen ergeben, oft durch Katastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen – die zusätzlich durch den Klimawandel beschleunigt werden – verstärkt worden.
Janez Lenarčič: "Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine schlechte Situation dramatisch verschlimmert"
Der für Krisenmanagement zuständige Kommissar, Janez Lenarčič, erklärte: "Der humanitäre Bedarf steigt steil an. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine schlechte Situation dramatisch verschlimmert. Heute ist die Zahl der Menschen, die weltweit lebensrettende Hilfe benötigen, höher als die Bevölkerung der USA. Die Haupttreiber bleiben Konflikte, zu denen zunehmend auch schwerwiegende Auswirkungen des Klimawandels hinzukommen. Sie sind überwiegend das Ergebnis menschlichen Handelns – oder gar Untätigkeit, wenn es den Konfliktparteien und der internationalen Gemeinschaft insgesamt nicht gelingt, die stetig wachsende Zahl langwieriger Konflikte zu lösen oder auf die Verhinderung neuer Konflikte hinzuarbeiten." Durch die Finanzierung der Europäischen Kommission für 2023 sei weiterhin sichergestellt, "dass humanitäre Hilfe für die am stärksten gefährdeten Personen verfügbar ist, unabhängig davon, wer und wo sie sich befinden", so Lenarčič, der auch betonte: "Dies sollte jedoch eine gemeinsame Verantwortung der gesamten Weltgemeinschaft sein. Derzeit stellen nur die 10 größten Geber mehr als 80 Prozent aller humanitären Mittel bereit. Es liegt auf der Hand, dass eine gerechtere Aufteilung dieser globalen Verantwortung erforderlich ist. Es gibt mehrere Länder, die das Potenzial haben, ihren Beitrag zu leisten, und zunehmend auch Akteure aus dem Privatsektor."
Im Detail: EU-Mittel für globale humanitäre Hilfe 2023
Die humanitäre Hilfe der EU im Jahr 2023 wird wie folgt zugewiesen:
- 207,8 Millionen Euro sollen für Südosteuropa und die Europäische Nachbarschaft bereitgestellt werden, wobei vor allem die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sowie Projekte zur Deckung des laufenden Bedarfs auf dem westlichen Balkan, im Kaukasus und in der Türkei finanziert werden sollen.
- Mit 181,5 Millionen Euro sollen Menschen unterstützt werden, die von Konflikten, Unsicherheit, Vertreibung und Klimaschocks in der Sahelzone (Burkina Faso, Mali, Mauretanien und Niger), der Zentralafrikanischen Republik und dem Tschadseebecken (Tschad, Kamerun und Nigeria) betroffen sind.
- 330,7 Millionen Euro sollen in Programme im östlichen und südlichen Afrika zur Deckung der Bedürfnisse der Menschen fließen, die von langfristigen Konflikten in der Demokratischen Republik Kongo betroffen sind, sowie der durch den Klimawandel und bewaffnete Konflikte vertriebenen Menschen im Sudan, Südsudan, Uganda und am Horn von Afrika (Dschibuti, Äthiopien und Kenia).
- 382,2 Millionen Euro an humanitären Mitteln der EU sollen im Nahen Osten und in Nordafrika dazu beitragen, die anhaltende regionale Krise in Jemen, Syrien und seinen Nachbarländern sowie die kritische Lage der saharauischen Flüchtlinge zu bewältigen.
- 237 Millionen Euro an humanitärer Hilfe sollen den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen in Asien und Lateinamerika helfen. In Asien sollen die Mittel der Afghanistan- und Rohingya-Krise (Bangladesch und Myanmar) sowie den Auswirkungen des Klimawandels in der Region zugewiesen werden. In Lateinamerika und der Karibik möchte die EU ihre Unterstützung für die Auswirkungen der Krise in Venezuela, die humanitären Folgen der bewaffneten Konflikte in Kolumbien sowie der kritischen Sicherheitslage in Haiti, Mittelamerika und Mexiko fortsetzen.
- Weitere 141,5 Millionen Euro sollen für plötzlich einsetzende Notfälle im Jahr 2023 verwendet werden.
- 122 Millionen Euro sind für unvorhergesehene humanitäre Krisen reserviert, die im Laufe des Jahres auftreten können.
- 108,2 Millionen Euro sollen für horizontale Tätigkeiten, innovative Projekte und politische Initiativen bereitgestellt werden.
Hintergrund: Humanitäre Hilfe der EU
Die EU leistet seit 1992 humanitäre Hilfe in über 110 Ländern und erreicht jedes Jahr Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Die EU-Hilfe wird über humanitäre Partnerorganisationen wie europäische humanitäre Nichtregierungsorganisationen, internationale Organisationen (einschließlich Agenturen der Vereinten Nationen) und Sonderorganisationen in den EU-Mitgliedstaaten geleistet.
Weitere Informationen
- Humanitäre Hilfe: EU erhöht Mittel auf 1,7 Milliarden Euro für 2023, Pressemitteilung der Europäischen Kommission
- Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz, Website der Europäischen Union
- Humanitäre Hilfe, Website des Europäischen Rates/Rat der Europäischen Union
- Humanitäre Hilfe – Rechtsgrundlage und politische Rahmenbedingungen, Website des Europäischen Parlaments