"Spezial-Eurobarometer"-Umfrage: Große Unterstützung der EU-Bevölkerung für europäische Reaktion auf Krieg in der Ukraine
8 von 10 Befragten für gemeinsame EU-Sicherheits- und Verteidigungspolitik – 8 von 10 Befragten wollen zudem möglichst rasche Reduktion der Abhängigkeit von russischen Energiequellen – Sicherheit und Energieautonomie als aktuell wichtigste Themen für die EU
Eine große Mehrheit der Europäerinnen und Europäer befürwortet eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union. Zudem erwarten sich im Schnitt fast 9 von 10 der befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern, dass die EU ihre Abhängigkeit von russischen Energiequellen schrittweise beendet. Das geht aus einer "Spezial-Eurobarometer"-Umfrage hervor, die am 15. Juni 2022 publiziert worden ist und sich den "zentralen Herausforderungen unserer Zeit: die EU im Jahr 2022" widmet.
8 von 10 Europäerinnen und Europäern für gemeinsame Verteidigungs- und Sicherheitspolitik der EU
81 Prozent der Befragten sprechen sich für eine gemeinsame Verteidigungs- und Sicherheitspolitik der EU-Mitgliedstaaten aus, 13 Prozent sind dagegen, 6 Prozent antworten mit "Weiß nicht". In jedem der 27 EU-Staaten sind mindestens zwei Drittel der Befragten für eine gemeinsame EU-Verteidigungs- und Sicherheitspolitik; die größte Unterstützung findet sich in Litauen (90 Prozent), Zypern (89 Prozent) und Polen (88 Prozent). Am wenigsten Zustimmung findet das Konzept in der Slowakei (68 Prozent), Österreich und Bulgarien (jeweils 67 Prozent). Eine gemeinsame EU-Außenpolitik wird im Schnitt von 75 Prozent der Befragten unterstützt; die größte Zustimmung findet sich diesbezüglich in Estland (87 Prozent), Litauen (86 Prozent) und Zypern (85 Prozent), die niedrigste in der Slowakei (57 Prozent), Dänemark (54 Prozent) und Schweden (50 Prozent). Die Befragten in Österreich sprechen sich zu 59 Prozent für eine gemeinsame EU-Außenpolitik aus, 34 Prozent sind dagegen (7 Prozent äußern keine Meinung).
85 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 79 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher befürworten eine stärkere Zusammenarbeit auf EU-Ebene in Verteidigungsfragen. 73 Prozent der Europäerinnen und Europäer beziehungsweise 63 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sprechen sich für höhere Verteidigungsausgaben der EU aus.
Reaktion der EU auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wird mehrheitlich befürwortet
6 von 10 befragten Europäerinnen und Europäern (59 Prozent) befürworten die Reaktion der EU auf die russische Invasion in der Ukraine, in Österreich tut dies genau die Hälfte der Befragten (50 Prozent). Auch der Reaktion der jeweils eigenen nationalen Regierung auf den Krieg in der Ukraine stehen im Schnitt 57 Prozent der Befragten positiv gegenüber (in Österreich 54 Prozent). 81 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger meinen, dass die EU durch die Unterstützung für die Ukraine europäische Werte verteidigt, in Österreich äußern 70 Prozent der Befragten diese Ansicht. 84 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 75 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sagen, dass die Invasion in die Ukraine eine Bedrohung für die Sicherheit der EU darstellt.
Gefragt nach einzelnen Maßnahmen, welche die EU ergriffen hat, zeigt sich die größte Unterstützung der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger für humanitäre Maßnahmen (93 Prozent), gefolgt von der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine in der EU (91 Prozent). Auch in Österreich ist der Anteil jener befragten Personen, welche humanitäre Maßnahmen (86 Prozent) beziehungsweise die Aufnahme von Vertriebenen aus der Ukraine (83 Prozent) unterstützen, sehr hoch. 80 Prozent der Befragten befürworten Wirtschaftssanktionen gegen die russische Regierung, Unternehmen und Einzelpersonen. 70 Prozent unterstützen die Lieferung militärischer Ausrüstung in die Ukraine sowie deren Finanzierung; die größte Zustimmung findet diese Maßnahme in Polen (93 Prozent), Schweden (92 Prozent) und Portugal (91 Prozent), die niedrigste findet sich in Zypern (45 Prozent), in der Slowakei (42 Prozent) sowie in Bulgarien (30 Prozent). Die Ergebnisse für Österreich: 74 Prozent der Befragten hierzulande sprechen sich für Wirtschaftssanktionen gegen die russische Regierung, Unternehmen und Einzelpersonen aus. 54 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher befürworten die Lieferung militärischer Ausrüstung in die Ukraine sowie deren Finanzierung.
Gefragt nach möglichen Konsequenzen des Krieges in der Ukraine, welche sie persönlich am meisten fürchten, antworten die befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in der folgenden Reihenfolge: 1. ein Nuklearkrieg (35 Prozent), 2. die Ausbreitung des Krieges auf andere Staaten in Europa (34 Prozent), 3. eine größere Wirtschaftskrise (31 Prozent) und 4. Inflation/steigende Preise (29 Prozent). Für die Österreicherinnen und Österreicher liegt Inflation/steigende Preise als mögliche Folge des Krieges an erster Stelle der persönlichen Sorgen (40 Prozent), gefolgt von zweitens der Ausbreitung des Krieges auf andere Länder in Europa (31 Prozent), drittens einem Nuklearkrieg (29 Prozent) und viertens einer größeren Wirtschaftskrise (28 Prozent).
Energieautonomie: Mehr als 8 von 10 Befragten wollen Abhängigkeit von russischen Energiequellen "so rasch wie möglich" verringern
Die "Spezial-Eurobarometer"-Umfrage zeigt eine breite Unterstützung für die Energie- und Klimaziele der Union: Die EU sollte nach Ansicht von 87 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 82 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ihre Abhängigkeit von russischen Energiequellen "so rasch wie möglich" verringern. Vor allem die Befragten in Schweden (97 Prozent), Portugal (96 Prozent) und Dänemark (95 Prozent) vertreten diese Ansicht, am wenigsten Zustimmung dafür gibt es in Zypern (68 Prozent), in der Slowakei (63 Prozent) und in Bulgarien (61 Prozent).
Nach Meinung von 80 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 75 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher kann Energiepolitik dazu beitragen, die strategischen Interessen der EU zu schützen. 86 Prozent der Europäerinnen und Europäer beziehungsweise 77 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher halten die Verringerung der Öl- und Gaseinfuhren sowie Investitionen in erneuerbare Energien für wichtige Faktoren für die Sicherheit insgesamt. 87 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 77 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind der Ansicht, dass die Abhängigkeit von Energieimporten durch mehr Energieeffizienz verringert werden könnte. 85 Prozent der Befragten in den 27 EU-Staaten beziehungsweise 79 Prozent der österreichischen Bevölkerung finden, dass die EU massiv in erneuerbare Energien investieren sollte.
Breite Unterstützung für Maßnahmen im Bereich Klimaschutz
Befragt wurden die EU-Bürgerinnen und EU-Bürger zudem auch zu ihren Ansichten betreffend Klimawandel und dessen Auswirkungen. 85 Prozent der Europäerinnen und Europäer beziehungsweise 74 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind demzufolge der Ansicht, dass Klimaschutzmaßnahmen dazu beitragen können, Gesundheit und Wohlbefinden zu verbessern. 85 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 79 Prozent der österreichischen Bevölkerung sehen zudem in Klimaschutzmaßnahmen eine Chance für Innovationen, Investitionen und die Beschäftigung. 49 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 48 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher orten bei Klimaschutzmaßnahmen jedoch auch Nachteile für die Wirtschaft. 83 Prozent der Europäerinnen und Europäer beziehungsweise 74 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind der Ansicht, dass Klimaschutzmaßnahmen dazu beitragen können, die Kosten größerer ökologischer Schäden in Zukunft zu verringern. 81 Prozent der Befragten im EU-Schnitt beziehungsweise 71 Prozent der österreichischen Bevölkerung meinen, dass die EU mit erneuerbaren Energien die Kosten des Energieverbrauchs langfristig begrenzen kann.
Zentrale Prioritäten für die EU im Jahr 2022: Verteidigung und Sicherheit – Autonomie in der Energieversorgung – Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft
Wie die "Spezial-Eurobarometer"-Umfrage zeigt, nehmen die beiden Themen Verteidigung und Sicherheit (34 Prozent) und eine größere Autonomie der EU und ihrer Mitgliedstaaten bei der Energieversorgung (26 Prozent) für die befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger die oberste Priorität für die EU im Jahr 2022 ein. Dicht danach folgen im EU-Schnitt die Themenbereiche Maßnahmen in den Bereichen Wirtschaft (24 Prozent), Umwelt und Klimawandel (22 Prozent) sowie Arbeitslosigkeit (21 Prozent).
In Österreich liegt auf Platz 1 der 5 Top-Themen für die EU im Jahr 2022 die größere Autonomie der EU und ihrer Mitgliedstaaten bei der Energieversorgung (33 Prozent), gefolgt von Maßnahmen im Bereich Wirtschaft (28 Prozent), Umwelt und Klimawandel sowie Arbeitslosigkeit (jeweils 28 Prozent) sowie Verteidigung und Sicherheit (23 Prozent).
Coronavirus: Mehr als 90 Prozent der Befragten für gemeinsames Handeln der EU-Mitgliedstaaten bei künftigen Pandemien
Befragt wurden die EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in dieser Umfrage auch nach ihrer Meinung zum Management der Covid-19-Pandemie. Knapp 6 von 10 Befragten sind zufrieden mit der Impfstrategie, welche ihre jeweilige nationale Regierung (59 Prozent) beziehungsweise die EU (58 Prozent) umgesetzt hat. In Österreich zeigen sich 44 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zufrieden mit der Impfstrategie der Regierung beziehungsweise 43 Prozent mit der Impfstrategie der EU. 92 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 84 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher finden, dass die Mitgliedstaaten gemeinsam handeln sollten, wenn sie künftig mit einer größeren Pandemie konfrontiert sind.
Hintergrund: Details zur Umfrage
Die "Spezial-Eurobarometer"-Umfrage 526 "Zentrale Herausforderungen unserer Zeit: die EU im Jahr 2022" (Englisch: "Key challenges of our times – the EU in 2022") wurde in persönlichen Interviews und Online-Befragungen zwischen 19. April und 16. Mai 2022 in allen EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Insgesamt wurden dafür 26.578 Menschen befragt, in Österreich fanden 1.005 Interviews statt.