"Eurobarometer"-Umfrage zeigt große Zustimmung der Bevölkerung für Reaktion der EU auf den Krieg in der Ukraine
9 von 10 Europäerinnen und Europäern begrüßen humanitäre Unterstützung für die Ukraine, 8 von 10 Befragten die diesbezügliche finanzielle Hilfe – 75 Prozent der Befragten in der EU treten für verstärkte militärische Kooperation innerhalb der EU ein – 85 Prozent möchten "so rasch wie möglich" Reduzierung der Abhängigkeit der EU von russischem Öl und Gas
Unter den Bürgerinnen und Bürgern in den 27 EU-Mitgliedstaaten herrscht große Zustimmung zugunsten der Reaktion der EU auf die russische Invasion in der Ukraine. Die Mehrheit der Europäerinnen und Europäer ist der Meinung, dass die EU seit Beginn des Krieges Solidarität (78 Prozent) gezeigt und in ihrer Reaktion geeint (63 Prozent) und schnell (58 Prozent) gehandelt hat. Auch die Österreicherinnen und Österreicher vertreten mit großer Mehrheit diese Ansichten: 76 Prozent sagen, dass die EU seit Beginn des Krieges Solidarität gezeigt habe. 51 Prozent sehen eine "geschlossene", 53 Prozent eine "rasche" Reaktion der EU. 81 Prozent der befragten Europäerinnen und Europäer beziehungsweise 73 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher geben an, aufgrund des Krieges in der Ukraine "persönlich besorgt" zu sein. Dies sind einige der zentralen Ergebnisse aus der "Flash-Eurobarometer"-Umfrage 506 mit dem Titel "EU's response to the war in Ukraine" im Auftrag der Europäischen Kommission, die am 5. Mai 2022 veröffentlicht worden ist.
Wirtschaftliche und humanitäre Unterstützung der Ukraine stößt auf große Zustimmung bei den Europäerinnen und Europäern – Militärische Unterstützung der Ukraine wird von zwei Dritteln begrüßt
Mehr als 9 von 10 Befragten (93 Prozent der Europäerinnen und Europäer, 92 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher) befürworten die humanitäre Unterstützung der vom Krieg betroffenen Menschen. 89 Prozent der befragten Europäerinnen und Europäer beziehungsweise 85 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher unterstützen den Gedanken, vor dem Krieg fliehende Menschen in der EU willkommen zu heißen. 80 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 77 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher befürworten die finanzielle Unterstützung für die Ukraine.
Zwei Drittel der befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger nämlich 67 Prozent, und etwas mehr als die Hälfte der befragten Österreicherinnen und Österreicher (53 Prozent) begrüßen, dass die EU den Erwerb und die Lieferung militärischer Ausrüstung an die Ukraine finanziert. In dieser Frage sind große Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten zu vermerken: Während die Befragten zu 91 Prozent in Finnland, zu 88 Prozent in Estland und zu 87 Prozent in Polen zustimmen, ist die Befürwortung für die militärische Unterstützung der Ukraine in Griechenland (40 Prozent), Zypern (31 Prozent) und Bulgarien (30 Prozent) weniger ausgeprägt.
Darüber hinaus sind 75 Prozent der befragten Europäerinnen und Europäer beziehungsweise 62 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher der Meinung, dass der Krieg in der Ukraine gezeigt habe, dass eine stärkere militärische Zusammenarbeit innerhalb der EU erforderlich sei. Die größte Zustimmung findet eine verstärkte militärische Zusammenarbeit innerhalb der EU in Portugal (88 Prozent) sowie in Estland, Litauen und Polen (jeweils 85 Prozent). Die geringsten Zustimmungsraten in dieser Frage sind neben Österreich in Dänemark (jeweils 62 Prozent) sowie in Slowenien (59 Prozent) und Bulgarien (54 Prozent) zu verzeichnen.
Zwei Drittel der Befragten für EU-Beitritt der Ukraine, "wenn sie dafür bereit ist" – Große Mehrheit sieht die Ukraine als "Teil der europäischen Familie"
66 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 54 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher stimmen zu, dass "die Ukraine der EU beitreten sollte, wenn sie dazu bereit ist". Die größte Zustimmung für einen möglichen EU-Beitritt der Ukraine findet sich in Portugal (87 Prozent), Estland (83 Prozent) und Litauen (82 Prozent), die geringste in Luxemburg (52 Prozent), Bulgarien (51 Prozent) und Ungarn (47 Prozent). Für 71 Prozent der Befragten in den EU-Staaten beziehungsweise 64 Prozent der Befragten in Österreich ist die Ukraine ein "Teil der europäischen Familie". 89 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 85 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher geben an, "Sympathie" mit den Ukrainerinnen und Ukrainern zu fühlen.
Großteil der EU-Bevölkerung befürwortet ökonomische Sanktionen gegen Russland
Die überwiegende Mehrheit der EU-Bevölkerung, nämlich 80 Prozent, befürwortet Wirtschaftssanktionen gegen Russland, in Österreich finden die Wirtschaftssanktionen bei 70 Prozent der Befragten Zustimmung. Die größte diesbezügliche Zustimmung ist in Portugal (93 Prozent), Polen (92 Prozent) und Finnland (71 Prozent) zu orten, die geringste in Griechenland (54 Prozent), Zypern (48 Prozent) und Bulgarien (44 Prozent).
79 Prozent der Befragten in den EU-Ländern beziehungsweise 71 Prozent in Österreich billigen Sanktionen gegen "reiche russische Bürgerinnen und Bürger (Oligarchen)". 66 Prozent innerhalb der EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 57 Prozent in Österreich befürworten das Ausstrahlungsverbot von russischen Medien (unter staatlicher Kontrolle) in Europa.
82 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und -Bürger beziehungsweise 81 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher vertreten die Auffassung, dass man zwischen der Führung Russlands und den russischen Bürgerinnen und Bürgern unterscheiden sollte. Innerhalb der EU-Mitgliedstaaten finden 78 Prozent und in Österreich 72 Prozent der Befragten, dass primär die russischen Autoritäten für die aktuelle Situation verantwortlich seien.
Breite Unterstützung der EU-Maßnahmen im Energiebereich – 85 Prozent der Befragten in den EU-Staaten finden, dass die EU ihre Abhängigkeit von russischem Gas und Öl "so rasch wie möglich" reduzieren sollte
Breite Zustimmung finden sowohl der Vorschlag der Befüllung von Gasspeichern in der EU, um keine Engpässe im nächsten Winter zu riskieren (bei 87 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 86 Prozent der Befragten in Österreich), als auch EU-Maßnahmen für mehr Energieeffizienz im Gebäude-, Verkehr- und Gütersektor (bei 85 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 81 Prozent der Befragten in Österreich). 84 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 83 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher meinen, dass der Krieg Investitionen in erneuerbare Energien besonders dringend mache.
85 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 81 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher vertreten die Ansicht, dass die EU ihre Abhängigkeit von russischem Öl und Gas "so rasch wie möglich" reduzieren sollte. Diese Ansicht wird vor allem von den Befragten in Portugal (96 Prozent), Malta (93 Prozent) und Finnland (92 Prozent) geteilt, weit weniger in Ungarn (68 Prozent), Bulgarien (63 Prozent) und in der Slowakei (59 Prozent). Im Schnitt 90 Prozent der Befragten in den EU-Ländern beziehungsweise 89 Prozent der Befragten in Österreich sind für EU-Maßnahmen zur Begrenzung der Auswirkungen steigender Energiepreise auf Haushalte und Unternehmen. Nach Auffassung von 86 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger beziehungsweise 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben die steigenden Energiepreise erhebliche Auswirkungen auf ihre Kaufkraft. Gefragt nach den Maßnahmen, welche sie selbst zur Reduktion des Energieverbrauchs setzen könnten, antworten die Befragten am häufigsten mit "Licht abdrehen (beim Verlassen des Raumes)" (73 Prozent in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 78 Prozent in Österreich), "Elektronische Geräte vom Strom nehmen, wenn diese nicht in Verwendung sind" (61 Prozent in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 57 Prozent in Österreich) und "Raumtemperatur senken (zu Hause oder am Arbeitsplatz)" (52 Prozent in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 55 Prozent in Österreich). Wesentlich seltener bereit wären die Befragten zur Umsetzung der folgenden Schritte: "Bessere Wärmedämmung zu Hause" (31 Prozent in den EU-Staaten, 23 Prozent in Österreich), "Einsatz von Geräten wie Thermostaten zur Kontrolle/Reduktion des Energiekonsums" (31 Prozent in den EU-Staaten, 28 Prozent in Österreich), "Bahn- statt Flugreisen" (27 Prozent in den EU-Staaten, 38 Prozent in Österreich). Ein geringer Prozentsatz von 3 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 2 Prozent in Österreich bekunden keine Bereitschaft zur Umsetzung irgendeiner Maßnahme.
Europäerinnen und Europäer verfolgen den Krieg in der Ukraine über Medien und durch Diskussionen im Freundes- und Familienkreis – Vertrauenswürdigste Informationsquellen sind europäische und nationale Behörden
41 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 31 Prozent in Österreich geben an, "mehrmals täglich" Nachrichten in Bezug auf den Krieg in der Ukraine zu verfolgen. Weitere 29 Prozent in den EU-Mitgliedsländern beziehungsweise in Österreich konsumieren "einmal täglich", 19 Prozent in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 25 Prozent in Österreich "mehrmals wöchentlich" Nachrichten über das Kriegsgeschehen. Auch im Freundes- und Familienkreis ist der Krieg in der Ukraine Thema, und zwar bei 22 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 16 Prozent in Österreich "mehrmals täglich", bei weiteren 19 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 14 Prozent in Österreich "einmal täglich" und bei 34 Prozent in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 43 Prozent in Österreich "mehrmals wöchentlich".
Die Befragten halten die europäischen Behörden (64 Prozent in den EU-Ländern, 59 Prozent in Österreich) sowie die nationalen Behörden (63 Prozent in den EU-Ländern beziehungsweise 62 Prozent in Österreich) für die vertrauenswürdigsten Informationsquellen über den Krieg in der Ukraine, gefolgt von Journalistinnen und Journalisten (56 Prozent in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 55 Prozent in Österreich) und Nicht-Regierungs-Organisationen (53 Prozent in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 45 Prozent in Österreich). Das diesbezüglich geringste Vertrauen wird sozialen Medien entgegengebracht: Nur 28 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger beziehungsweise 25 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher halten soziale Medien für eine glaubwürdige Informationsquelle über das Kriegsgeschehen.
Hintergrund: Details zur Umfrage
Die "Flash-Eurobarometer"-Umfrage 506 mit dem Titel "EU's response to the war in Ukraine" wurde im Auftrag der Europäischen Kommission von 13. April bis 20. April 2022 in den 27 EU-Mitgliedstaaten von "Ipsos European Public Affairs" durchgeführt. 26.066 EU-Bürgerinnen und Bürger, davon 1.010 Österreicherinnen und Österreicher, wurden in diesem Zeitraum online befragt.