Integrationsministerin Raab: Social Media in Corona-Zeiten Haupt-Informationsgrundlage für Menschen mit Migrationshintergrund
Neue Kampagne mit Integrationsbotschafterinnen und Integrationsbotschaftern auf Social Media
Das Institut für Strategieanalysen (ISA) hat in Kooperation mit der Donau-Universität Krems unter der Leitung von Peter Filzmaier im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) 1.518 Personen mit und ohne Migrationshintergrund zu Mediennutzung und Informationsverhalten während der Corona-Krise befragt. Dabei gaben die interviewten Personen an, die aktuellen Corona-Entwicklungen sehr oder eher verfolgt zu haben, ihr Mediennutzungsverhalten unterscheide sich aber nur geringfügig von anderen Themen.
Im Detail ergab die Studie, dass Menschen mit Migrationshintergrund Social Media deutlich häufiger als Quelle für Informationen angaben als Menschen ohne Migrationshintergrund.
So gaben 49 Prozent der befragten türkischstämmigen Personen der zweiten Generation, 44 Prozent der in zweiter Generation aus Bosnien, Kroatien oder Serbien stammenden Personen und 39 Prozent der Befragten aus Afghanistan an, sich via Social Media über die Corona-Pandemie zu informieren. Im Vergleich dazu waren dies nur 13 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund.
Zentral bei der Beschaffung von Informationen sind weiters Medien aus den Herkunftsländern der Migrantinnen und Migranten sowie Freunde, Familie und Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen. Verschwörungstheorien fanden bei allen Migrationsgruppen einen deutlich höheren Zuspruch als bei Menschen ohne Migrationshintergrund. So stimmten Migrantinnen und Migranten zu einem Viertel bis zu einem Drittel der Aussage zu, das Corona-Virus sei künstlich hergestellt und absichtlich verbreitet worden. Unter Afghaninnen und Afghanen liegt dieser Wert sogar bei 70 Prozent. Im Vergleich dazu ist dieser Wert bei Menschen ohne Migrationshintergrund mit 10 bis 13 Prozent deutlich geringer.
Appell, bestehende Angebote zu nützen
"Die Regierung hat von Beginn der Pandemie an mehrsprachige Corona-Informationen für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen zur Verfügung gestellt. Diese neue Studie zeigt, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund besonders stark über Social Media und direkt in den Communitys zu Corona in Österreich informieren", hielt Integrationsministerin Susanne Raab in einer ersten Reaktion fest.
Der Österreichische Integrationsfonds biete umfangreiche Informationen rund um Corona, darunter gebündelte Infos in 17 Sprachen auf der Homepage, täglich mehrsprachige 90 Minuten lange Onlineberatungen über aktuelle Regelungen, zu Massentests und Impfungen, sowie Hotlines, telefonische Beratungen und SMS an Flüchtlinge sowie Migrantinnen und Migranten. Zusätzlich schaltet das Bundeskanzleramt regelmäßig Inserate zum Thema Corona in 14 verschiedenen Sprachen (Türkisch, Kroatisch, Bulgarisch, Slowakisch, Tschechisch, Polnisch, Slowenisch, Rumänisch, Ungarisch, Bosnisch, Serbisch, Arabisch, Farsi, Russisch) in Migrantenmedien von HÜRRIYET Österreich über Biber bis zu Kosmo, wo Migrantinnen und Migranten über die Maskenpflicht, das Testen und Abstandhalten informiert werden.
"Das Angebot ist groß", so die Integrationsministerin, "es muss daher erreicht werden, dass Migrantinnen und Migranten die Vielzahl der bestehenden Angebote mit Informationen zu Corona auch aktiv nutzen."
Neue Informations-Offensive auf Social Media mit Integrationsbotschaftern
Zusätzlich zum bestehenden Angebot kündigte Integrationsministerin Raab daher eine neue Informationsoffensive an, die speziell auf die Studienergebnisse abgestimmt ist. So werden in Zukunft Infokampagnen zum Thema Corona primär auf den sozialen Plattformen stattfinden, die von Migrantinnen und Migranten häufiger als andere Medien genutzt werden. Dabei werden Testimonials mit Migrationshintergrund im Mittelpunkt stehen, die in den Communitys hohen Bekanntheits- und Authentizitätsgrad haben. Damit soll dem Studienergebnis – dass sich Migrantinnen und Migranten häufig im Familien- und Freundeskreis und in ihren Communitys zu Corona informieren – Rechnung getragen werden.
Konkret veröffentlicht das Bundeskanzleramt im Rahmen der Initiative "Österreich impft" ab dem 26. März Videostatements mit Testimonials in den Sprachen Türkisch, Kurdisch, Bosnisch, Serbisch, Rumänisch, Kroatisch und Arabisch auf Facebook. Weiters veröffentlicht der Österreichische Integrationsfonds Videos mit Integrationsbotschafterinnen und -botschaftern ab dem 29. März auf YouTube, Facebook, Instagram und der Homepage des ÖIF. Als Integrationsbotschafterinnen und -botschafter fungieren in diesen Videos unter anderen: Serge Falck (Schauspieler, Belgien), Aleksandra Izdebska (Director ABA, Polen), Kazim Yilmaz (Rechtsanwalt, Türkei), Mirna Jukic-Berger (ehemalige Profi-Sportlerin, Kroatien) und Zahra Oshafu (Ärztin, Nigeria).
Zentrale Botschaft dieser Videos ist die Aufforderung, Informationsquellen kritisch zu hinterfragen und seriöse Medien zu nutzen, Zusammenhalt zu leben und Regeln einzuhalten sowie testen zu gehen und sich impfen zu lassen. "Es ist aber ganz klar, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund die Informationen zu Corona auch aktiv holen müssen. Die Angebote dafür sind ausreichend vorhanden", so Susanne Raab abschließend.
Dokument
Information zum Medien- und Informationsverhalten von Migrantinnen und Migranten (PDF, 49 KB)