Kanada nimmt an "Horizon Europe" teil 

Zweitgrößtes Land der Welt tritt europäischem und weltweit größtem transnationalen Förderprogramm für Forschung und Innovation "Horizon Europe" bei – Wissenschafterinnen und Wissenschafter beidseits des Atlantiks sollen sich den großen globalen Herausforderungen widmen

Abbildung Europa-Flagge (links in Bildhälfte) und Kanada-Flagge (rechts in Bildhälfte) - die Flaggen sind durch eine Naht in der Mitte "zusammengenäht"

Die Europäische Union darf seit dem 3. Juli 2024 auch Kanada in der wachsenden Gruppe von Nicht-EU-Ländern des Forschungs- und Innovationsprogramms "Horizon Europe" begrüßen. Somit wird das flächenmäßig zweitgrößte Land der Welt gemeinsam mit der EU und weiteren assoziierten Ländern an Großprojekten zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen arbeiten.

EU-Kommissarin Ivanova: "Herausforderungen sind global"

"Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind global und wir müssen daher zusammenarbeiten, um sie zu bewältigen. Ich begrüße Kanada in unserem Programm 'Horizon Europe'. Mit diesem Schritt stärken wir die Beziehungen der EU zu vertrauenswürdigen Partnern, die über eine solide wissenschaftliche Grundlage und eine solide Erfolgsbilanz in Forschung und Innovation verfügen. Jetzt können wir unsere besten Köpfe in die Lage versetzen, zusammen an gemeinsamen Lösungen für unsere Zukunft zu arbeiten", erklärt Iliana Ivanova, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend. Sie unterzeichnete gemeinsam mit François-Philippe Champagne, kanadischer Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie, am 3. Juli 2024 das Abkommen in der ostkanadischen Stadt Montréal. Champagne erklärte: "Kanadische Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Forscherinnen und Forscher sowie Innovatoren werden neue Möglichkeiten haben, mit internationalen Partnern zusammenzuarbeiten und eine größere Rolle bei der Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt, wie etwa des Klimawandels, zu spielen. Diese Art der Zusammenarbeit ist nicht nur von Vorteil; sie ist in der heutigen vernetzten Welt von entscheidender Bedeutung."

Gemeinsame Erklärung: "Neues Kapitel für Forscherinnen und Forscher auf beiden Seiten des Atlantiks"

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und der kanadische Premierminister Justin Trudeau hatten diesen Schritt bereits am 24. November 2023 auf dem 19. EU-Kanada Gipfeltreffen im kanadischen St. Johns angekündigt, als Verhandlungen über die Assoziierung Kanadas mit "Horizon Europe" erfolgreich abgeschlossen werden konnten.

In einer gemeinsamen Erklärung von Präsidentin von der Leyen und Premierminister Trudeau heißt es: "Die Assoziierung Kanadas mit 'Horizon Europe' zeigt unser gemeinsames Engagement für eine verstärkte Zusammenarbeit in Forschung und Innovation. Und es zeigt auch ein neues Kapitel für unsere Forscherinnen und Forscher auf beiden Seiten des Atlantiks. Durch die Bündelung der Stärken unserer Forschungsgemeinschaften können wir größere wissenschaftliche Durchbrüche sowie technologischen Fortschritt erzielen und besser gerüstet sein, um die heutigen globalen Herausforderungen zu bewältigen und den 'grünen' und den digitalen Wandel erfolgreich zu bewältigen."

19 Länder sind mit dem "Horizon Europe"-Programm assoziiert

Kanada wird sich konkret an Säule/Pfeiler II von "Horizon Europe" beteiligen. Dadurch werden kanadische Forschungsprojekte in einer Vielzahl von Bereichen finanziert. Hinzu kommt, dass kanadische Einrichtungen nun Forschungskonsortien beitreten können, in denen einige der führenden Forschungseinrichtungen der Welt vertreten sind. Neben der neuen Möglichkeit, aus dem Programm finanziert zu werden, leistet Kanada einen Beitrag zum Programmhaushalt. Zu den weiteren Nicht-EU-Ländern, die mit dem "Horizon Europe"-Programm assoziiert sind, zählen: Neuseeland, das im Juli 2023 dem Programm beigetreten ist, das Vereinigte Königreich, die Ukraine, Tunesien, Norwegen, Israel, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Armenien, Albanien, Färöer Inseln, Georgien, Island, Kosovo, die Republik Moldau, Montenegro, Nordmazedonien und die Türkei. Insgesamt sind 19 Länder mit dem Programm assoziiert, die keine EU-Mitgliedstaaten sind. Länder werden Teil von "Horizon Europe", wenn sie dem Europäischen Wirtschaftsraum angehören, Länder der Europäischen Nachbarschaftspolitik sind oder Länder, die den wirtschaftlichen und politischen Vorgaben beziehungsweise Kriterien der Forschung und Innovationssysteme entsprechen.

Infografik zu "Horizont Europa" - weiterführende Erklärung zur Grafik über den Link (unter Bild stehend) verfügbar

Weitere Informationen zur Grafik: Horizon Europe (Website des BMBWF)

Bis zur Unterzeichnung der Vereinbarung der Teilnahme am Programm wurde eine Übergangsregelung für kanadische Einrichtungen erlassen, wonach sie bereits im Budget von 2024 berücksichtigt werden konnten. Demnach nehmen kanadische Einrichtungen bereits an 155 Projekten unter dem "Horizon Europe"-Dach teil und konnten sich bis dato mehr als 6 Millionen Euro aus dem gemeinsamen Topf sichern.

5 EU-Missionen im Rahmen von "Horizon Europe"

"Horizon Europe" stellt einen Finanzierungsrahmen von 2021 bis 2027 zur Verfügung und ist in 5 Missionen aufgeteilt, welche von führenden Expertinnen und Experten aus ganz Europa erarbeitet wurden. Die 5 EU-Missionen im Überblick:

  1. Mission CANCER
    Die Mission hat das Ziel, Krebs so weit wie möglich zu besiegen. Forschung soll Prävention, Diagnose und Therapie verbessern und Betroffenen helfen.
  2. Mission CLIMATE
    Ziel ist es, Europa bis 2030 auf die Bewältigung der Klimaerhitzung vorzubereiten. Eine Zukunft, die die ökologischen Grenzen der Erde nicht ausreizen soll, steht im Fokus. 
  3. Mission OCEAN
    Ziel ist die Regeneration der Meere und Gewässer. Geschädigte Biotope und Ökosysteme sollen wiederhergestellt werden.
  4. Mission CITIES
    Bis 2030 sollen in 100 europäischen Städten im Rahmen der "Living Labs" Experimente und Innovationen auf dem Weg hin zur Klimaneutralität unterstützt werden.
  5. Mission SOIL
    Um qualitativ hochwertige Lebensmittel und eine gesunde Natur zu gewährleisten, sollen bis 2030 mindestens 75 Prozent der europäischen Böden gesund und nachhaltig bewirtschaftet werden.

Hintergrund "Horizont Europa"

"Horizon Europe": So heißt das 9. Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union. Die Laufzeit geht von 2021 bis 2027. Das Budget beträgt rund 95,5 Milliarden Euro (inklusive 5,4 Milliarden Euro aus dem Wiederaufbauinstrument der EU "Next Generation EU") und ist somit das weltweit größte Forschungs- und Innovationsprogramm. Das Vorläuferprogramm "Horizon 2020" lief von 2014 bis 2020. Der Europäische Innovationsrat (EIC) stellt eine Neuerung im aktuellen Forschungsrahmen dar. Er unterstützt gezielt Innovationen in Unternehmen – von der Idee bis zum "Scaling-Up". Eine dritte Neuerung im Rahmenprogramm betrifft die Reduktion von sogenannten "Europäischen Partnerschaften" – aus Gründen der Rationalisierung und Neuausrichtung. Hierbei handelt es sich um gemeinsame Initiativen von öffentlichen oder privaten Partnern und der Europäischen Kommission, um politische Prioritäten der EU umzusetzen. Während es im Vorläuferprogramm noch 120 solcher Partnerschaften gab, sind es aktuell 50.

Hintergrund: Beziehungen zwischen der EU und Kanada

Der Rahmen, in dem Kanada und die Europäische Union auf politischer Ebene kooperieren, wurde in der Vereinbarung über eine strategische Zusammenarbeit festgelegt. Diese stärkt ein transatlantisches Miteinander beider Parteien in unterschiedlichen Bereichen wie internationale Friedensbemühungen, Sicherheit, Menschenrechte, Umweltschutz, Forschung, Innovation, Energiesicherheit und Bildung. Hinzu kommt ein Handelsabkommen ("Comprehensive Economic and Trade Agreement", kurz: CETA) zwischen der EU und Kanada, das die beidseitigen Beziehungen weiter vertieft. Neben der nun unterzeichneten Assoziierung mit "Horizon Europe" bestehen zwischen Kanada und der EU weitere Kooperationsformate in der Forschung, etwa in multilateralen Plattformen. Darunter zählen der von der EU organisierte "Multilaterale Dialog über Grundsätze und Werte für die internationale Forschung", die "Mission Innovation" über saubere Energie oder auch die "All Atlantic Ocean Research and Innovation Alliance" (kurz: AAORIA), bei dem eine gemeinsame Vision eines sauberen und widerstandsfähigen Atlantischen Ozeans vorangetrieben wird. 

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