"LIFE"-Programm: Investitionspaket für Umwelt-, Natur- und Klimaschutzprojekte

Die Europäische Kommission hat ein Investitionspaket von mehr als 280 Millionen Euro aus dem EU-Haushalt für über 120 neue "LIFE"-Projekte genehmigt. Das Programm "LIFE" ist das Finanzierungsinstrument der EU für Umwelt und Klimapolitik. Davon profitieren auch zahlreiche Projekte in Österreich.

Hands holding a corn plant
Foto: EU-Kommission/Lejeune

Die Projekte werden dazu beitragen, die Ziele des Europäischen "Green Deal" zu erreichen, indem sie unter anderem die EU-Biodiversitätsstrategie, den Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft, den "grünen" Wiederaufbau nach der Coronavirus-Pandemie und die Verwirklichung des Ziels, Europa bis zum Jahr 2050 zu einem klimaneutralen Kontinent zu machen, unterstützen. Viele der neuen Projekte sind länderübergreifende Projekte, an denen mehrere Mitgliedstaaten beteiligt sind.

Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen "Green Deal", erklärte: "Der 'European Green Deal' ist unser Fahrplan für ein grünes, integratives und widerstandsfähiges Europa. 'LIFE'-Projekte verkörpern diese Werte, indem sie die Mitgliedstaaten zum Schutz unserer Umwelt, zur Wiederherstellung der Natur und zur Förderung der biologischen Vielfalt zusammenbringen." Virginijus Sinkevičius, Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei, fügte hinzu: "'LIFE'-Projekte können vor Ort wirklich einen spürbaren Unterschied machen. Sie bringen Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, Naturverlust und nicht nachhaltige Ressourcennutzung. Wenn sie in der gesamten EU schnell und in großem Umfang repliziert werden, können sie der EU helfen, ihre ehrgeizigen 'Green Deal'-Ziele zu erreichen, und dazu beitragen, ein umweltfreundlicheres und widerstandsfähigeres Europa für uns alle, aber auch für kommende Generationen aufzubauen."

Ein Beitrag zum Schutz und zur Verbesserung der Umwelt

Insgesamt steht dem "LIFE"-Programm für die Programmperiode 2021 bis 2027 ein Budget von 5,4 Milliarden Euro zu Verfügung. Die Finanzierung setzt sich aus dem langfristigen EU-Haushalt und Mitteln aus dem Corona-Aufbauplan, der 30 Prozent seiner Ausgaben für den Klimaschutz vorsieht, zusammen. Davon sind 3,5 Milliarden Euro für Umweltaktivitäten und 1,9 Milliarden Euro für Klimamaßnahmen vorgesehen.

Rund 220 Millionen Euro werden für eine Vielzahl von Projekten in den Bereichen Umwelt- und Ressourceneffizienz, Natur und Biodiversität sowie Verwaltungspraxis und Information im Umweltbereich bereitgestellt. Über 60 Millionen Euro stehen für Projekte zur Eindämmung des Klimawandels, zur Anpassung an den Klimawandel sowie für die Verwaltungspraxis und Information im Klimabereich zur Verfügung.

Dies schließt auch große Investitionen zum Schutz und zur Verbesserung der biologischen Vielfalt Europas ein. "LIFE"-Projekte unterstützen auch die Reduzierung des Energieverbrauchs in neuen Gebäuden, was im Einklang mit der kürzlich gestarteten EU-Strategie für Renovierungswellen steht. Die Mittel fließen in die Entwicklung universeller und erschwinglicher CO2-armen Lösungen, mit welcher der Energieverbrauch in allen neuen Gebäuden um bis zu 40 Prozent gesenkt werden kann. Die Mittel werden auch für Projekte verwendet, die Lebensmittelverschwendung verhindern und zu einer verbesserten Abfallbewirtschaftung im Einklang mit dem neuen EU-Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft führen.

Finanzielle Mittel werden auch für zahlreiche Projekte bereitgestellt, die energieintensiven Industrien helfen werden, die Treibhausgasemissionen im Einklang mit dem ehrgeizigen Klimazielplan der Kommission und dem Ziel der Klimaneutralität zu reduzieren.

Die Projekte in Zahlen

Das Investitionspaket wird unter den unterschiedlichen Projektbereichen folgendermaßen aufgeteilt:

  • 34 "LIFE"-Projekte im Bereich Natur- und Biodiversität werden die Umsetzung der Vogelschutz- und der Habitat-Richtlinie der EU und der EU-Biodiversitätsstrategie bis zum Jahr 2030 unterstützen. Sie verfügen über ein Gesamtbudget von 221 Millionen Euro, von denen die EU 133 Millionen Euro zahlen wird.
  • 47 "LIFE"-Projekte für Umwelt und Ressourceneffizienz werden 208 Millionen Euro mobilisieren, von denen die EU 76 Millionen Euro bereitstellen wird. Diese Projekte umfassen Maßnahmen in 5 Bereichen: Luft, Umwelt und Gesundheit, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft, Abfall und Wasser.
  • 8 "LIFE"-Projekte im Bereich Verwaltungspraxis und Information im Umweltbereich in Höhe von fast 17 Millionen Euro mit einem EU-Beitrag von etwas mehr als 9 Millionen Euro werden die Öffentlichkeit für Umweltfragen sensibilisieren und den Behörden helfen, die Einhaltung der EU-Umweltgesetze zu fördern, zu überwachen und durchzusetzen.
  • 16 "LIFE"-Klimaschutzprojekte werden ein Gesamtbudget von rund 86 Millionen Euro erhalten, davon knapp 32 Millionen Euro von der EU.
  • 15 "LIFE"-Projekte zur Anpassung an den Klimawandel werden 50 Millionen Euro mobilisieren, von denen 26 Millionen Euro aus EU-Mitteln stammen.
  • 3 "LIFE"-Projekte im Bereich Verwaltungspraxis und Information im Klimabereich werden die Verwaltungspraxis verbessern und das Bewusstsein für den Klimawandel mit einem Gesamtbudget von 7 Millionen Euro schärfen, von denen die EU knapp 4 Millionen Euro beisteuert.

Aktuelle österreichische "LIFE"-Projekte

Das "LIFE"-Programm wird seit dem Jahr 1992 durchgeführt und hat bis jetzt die Kofinanzierung von mehr als 5.500 Projekten in der gesamten EU und in Drittländern ermöglicht. Es sind jederzeit rund 1.100 Projekte in Umsetzung. Auch in Österreich gibt es zurzeit zahlreiche "LIFE"-Projekte in unterschiedlichen Bereichen:

  • Natur und Biodiversität: "LIFEstockProtect" ist ein Projekt zur Reduzierung der Konflikte zwischen Menschen und den Wölfen in den Alpen. Wölfe bevölkern das Alpen-Gebiet seit den 1990er Jahren. Die soziale Akzeptanz ist jedoch gering, insbesondere im Agrarsektor aufgrund der Viehzucht. Landwirtschafts- und Jagdgemeinschaften betrachten den Tierschutz nicht als angemessene Maßnahme zur Minimierung der Zerstörung durch die Wölfe und damit zur Verringerung von Konflikten zwischen Menschen und Wölfen. Dieses "LIFE"-Projekt ist das erste, welches von einem Bauernverband koordiniert wird. Mindestens 1.000 Landwirtinnen und Landwirte werden in Tierschutzmaßnahmen, wie dem Einsatz von Schutzhunden, geschult, die zum langfristigen Schutz der Wölfe in den Alpen beitragen. Ein Netzwerk von Freiwilligen sowie Expertinnen und Experten wird die Landwirtinnen und Landwirte bei der Umsetzung unterstützen. An dem Projekt sind Partner aus Österreich und Bayern sowie Italien (Trentino und Südtirol) beteiligt.
Lifestockprotect
Foto: European Wilderness Society
  • Anpassung an den Klimawandel: "LIFEEnCAM" widmet sich dem Themenbereich der zukunftssicheren Umweltgroßprojekte. Großstädte wie Wien leiden unter städtischen "Heat Island"-Effekten – Gebiete in Städten, die aufgrund von Infrastruktur und menschlicher Aktivität höhere Temperaturen aufweisen. Es wird erwartet, dass der Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten zusätzlich höhere Temperaturen mit stärkerem Regen und Perioden von Hitze und Dürre bringen wird. Um dies zu bewältigen und die Nachhaltigkeit großer Umweltprojekte zu gewährleisten, müssen Anpassungsmaßnahmen integriert werden. Die Stadt Wien wird mit diesem Projekt ihre Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel verbessern und zeigen, wie große Umweltprojekte Anpassungsanforderungen berücksichtigen können. Die Anpassung ausgewählter Abschnitte der Liesing, beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen, wird die Auswirkungen der städtischen Wärmeinsel verringern, die Attraktivität des Erholungsgebietes verbessern und gleichzeitig die biologische Vielfalt erhöhen.
  • Klimaschutz: "LIFE 3R" verfolgt das Ziel einer Kreislaufwirtschaft für fluorierte Treibhausgase. Fluorierte Treibhausgase (F-Gase) sind starke Treibhausgase, die in einer Reihe industrieller Anwendungen eingesetzt werden und deren Emissionen seit 1990 um 60 Prozent gestiegen sind. Das Unternehmen, das hinter diesem Projekt steht, "Daikin Airconditioning Central Europe", wird ein Ökosystem entwickeln, das F-Gase, die zuvor als Abfall gegolten haben, zur Nutzung in Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Kühlsystemen wiederverwendet. Das Ökosystem, das ursprünglich in der Slowakei, in Tschechien und in Ungarn eingesetzt wurde, wird einen neuen Online-Marktplatz umfassen, der Verkäuferinnen und Verkäufern sowie Käuferinnen und Käufern zuverlässigen Handel in Echtzeit bietet. Ziel des österreichischen Unternehmens ist es, das System nach Projektende in mindestens 13 anderen Mitgliedstaaten zu replizieren.

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