Chemnitz (Deutschland) und die Partnerstädte Nova Gorica (Slowenien) sowie Gorizia (Italien) sind "Kulturhauptstädte Europas" 2025

2025 setzen Chemnitz und Nova Gorica/Gorizia als "Kulturhauptstädte Europas" ein starkes Zeichen für die kulturelle Vielfalt und Einheit Europas – Während Chemnitz das Unentdeckte sichtbar machen und die Zivilgesellschaft in den Mittelpunkt rücken möchte, verbinden Nova Gorica und Gorizia grenzüberschreitend Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Feuerwerk über Chemnitz
Foto: Nasser Hashemi

Im Jahr 2025 tragen Chemnitz in Deutschland und die Grenzstädte Nova Gorica in Slowenien sowie Gorizia in Italien (die beiden letzteren gemeinsam) den prestigeträchtigen Titel einer "Kulturhauptstadt Europas". Mit ihren jeweiligen Programmen streben die beiden diesjährigen "Kulturhauptstädte Europas" nicht nur danach, die kulturelle Vielfalt Europas zu feiern, sondern auch danach, nachhaltige Impulse für ihre regionale Entwicklung und den sozialen Zusammenhalt zu setzen. Unter den Mottos "C the Unseen" für Chemnitz und "GO! Borderless" für Nova Gorica/Gorizia, laden die Städte dazu ein, neue Perspektiven auf ihre Geschichte, Kultur und Zukunft zu gewinnen. 

EU-Kommissar Micallef: "Ein ganzes Jahr voller Feierlichkeiten, die die Vielfalt, die Identitäten und die Werte der europäischen Kulturen hervorheben"

Glenn Micallef, EU-Kommissar für Generationengerechtigkeit, Jugend, Kultur und Sport, gratulierte den beiden Städten:

"Ich freue mich auf ein ganzes Jahr voller Feierlichkeiten, die die Vielfalt, die Identitäten und die Werte der europäischen Kulturen hervorheben und gleichzeitig deutlich machen, was die europäischen Bürgerinnen und Bürger zusammenbringt, um unsere Vielfalt, unsere Identitäten und unsere Werte zu feiern. Dies ist auch eine Gelegenheit, über die Auswirkungen dieser prestigeträchtigen Initiative in den vergangenen 40 Jahren nachzudenken."

"Kulturhauptstadt Europas" Chemnitz: Das Unsichtbare wird sichtbar

Chemnitz, eine Stadt im Herzen Ostdeutschlands, wurde zusammen mit 38 Gemeinden aus der Umgebung zur "Kulturhauptstadt Europas" 2025 ernannt. Die Eröffnung von Chemnitz als "Kulturhauptstadt Europas" findet am 18. Januar 2025 statt. Unter dem Motto "C the Unseen" will die Stadt bisher übersehene Aspekte ihrer Geschichte, Kultur und Gemeinschaft ins Rampenlicht rücken. Die Region, geprägt durch ein reiches industrielles und kulturelles Erbe, bietet die Bühne für ein Jahr voll inspirierender Projekte und Veranstaltungen. Das Programm von Chemnitz ist vielfältig und partizipativ angelegt. Es vereint lokale Akteurinnen und Akteure mit renommierten Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Europa. Die Bürgerinnen und Bürger der Region sollen aktiv eingebunden werden, um die Rolle der Zivilgesellschaft zu stärken sowie neue Verbindungen zwischen Kunst, Kultur und Demokratie zu schaffen. Eine zentrale Initiative hierfür ist der "Europäische Workshop für Kultur und Demokratie", der die Werte der Europäischen Union auf kreative Weise beleuchten und neu interpretieren soll.

Bild: Ansicht von Chemnitz mit Brunnen vor der Stadthalle
Foto: Ernesto Uhlmann

Eines der Highlights des Programms im Chemnitz und Umgebung ist das Projekt "#3000Garages", das sich den individuellen Geschichten von Garagennutzerinnen und -nutzern widmet. Die oft unscheinbaren Garagenhöfe werden zu Schauplätzen kultureller Aktivitäten, die auf innovative Weise die Stadtgeschichte erzählen. Ein weiteres Highlight ist der "Purple Path", ein Kunst- und Skulpturenpfad, der sich durch die 38 Partnergemeinden zieht. Die Werke renommierter Künstlerinnen und Künstler erzählen von der lokalen Geschichte und dem industriellen Handwerk, das die Region über Generationen hinweg geprägt hat. Kunstliebhaberinnen und -liebhaber können sich zudem auf große Ausstellungen freuen, darunter Präsentationen zu Edvard Munch und zu realistischen Bewegungen im Europa der 1920er- und 1930er-Jahre. Das reiche Kunst- und Kulturprogramm wird durch Konzerte, Theater, Festivals sowie kulinarische und sportliche Veranstaltungen ergänzt, die Chemnitz und seine Umgebung als ein pulsierendes kulturelles Zentrum Europas etablieren wollen.

"Kulturhauptstadt Europas" Nova Gorica/Gorizia: Kultur überwindet Grenzen

Unter dem Motto "GO! Borderless" ist die Stadt Nova Gorica in Slowenien gemeinsam mit der benachbarten italienischen Stadt Gorizia "Kulturhauptstadt Europas" 2025. Die Städte teilen eine bewegte Geschichte, geprägt von Teilung und Wiedervereinigung, und nutzen das "Kulturhauptstadt Europas"-Jahr, um Grenzen physisch und symbolisch aufzuheben. Das Jahr 2025 soll nicht nur die historische Bedeutung dieser Grenzregion würdigen, sondern auch den Weg für ein gemeinsames kulturelles Erbe und eine friedliche Zukunft ebnen. Nova Gorica/Gorizia starten am 8. Februar 2025 offiziell in ihr "Kulturhauptstadt-Jahr". 

Das Programm von Nova Gorica/Gorizia umfasst eine Vielzahl innovativer Projekte, die sich mit den Themen Versöhnung, Kooperation und europäische Einheit auseinandersetzen. Mit der "Europäischen Plattform für die Interpretation des Jahrhunderts" wird ein Raum geschaffen, in dem antagonistische historische Narrative erforscht und in einen Dialog gebracht werden sollen. Diese Plattform wird am Europatag, dem 9. Mai 2025, eröffnet und lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, die Bedeutung von Erinnerung und Geschichte für die Gegenwart zu reflektieren. 

Eine besondere Attraktion der Kooperation zwischen Nova Gorica und Gorizia ist der "Weg des Friedens", der über 300 Denkmäler entlang eine Route von den Alpen bis zur Adria verbindet. Diese Strecke, die über 500 Kilometer umfasst, soll eine Botschaft des Friedens und der Freundschaft zwischen den Völkern vermitteln. Dabei erinnert der Weg an die Schrecken des Ersten Weltkriegs und zeigt zugleich die Kraft der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Ein weiterer Höhepunkt im Rahmen des gemeinsamen Programms ist die "Biennale der jungen Künstlerinnen und Künstler Europas und des Mittelmeerraums", in deren Rahmen Werke von 100 Kunstschaffenden unter 35 Jahren ausgestellt werden. Die Arbeiten, die im Rahmen von Residenzprojekten entstanden sind, zeigen die Vielfalt und Kreativität einer neuen Generation europäischer Künstlerinnen und Künstler. Ergänzt wird das Programm durch Ausstellungen zu Zoran Mušič (1909-2005), einem slowenischen Maler, dessen Werk als Symbol des künstlerischen Widerstands gegen die Katastrophen des 20. Jahrhunderts gilt.

Hintergrund: Die "Kulturhauptstädte Europas"

Auf Initiative der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri 1985 ins Leben gerufen, blicken die "Kulturhauptstädte Europas" auf eine beispiellose 40-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Ziel der "Kulturhauptstädte Europas" – seit 1985 hat es bereits über 60 gegeben – ist es, die kulturelle Vielfalt aufzuzeigen, die Kulturszene der ausgewählten Städte ins Rampenlicht zu rücken und Impulse für deren langfristige Entwicklung auszulösen. Die ausgewählten Städte erhalten als Anschubfinanzierung 1,5 Millionen Euro im Rahmen des Melina-Mercouri-Preises aus Mitteln des EU-Kulturförderprogramms "Creative Europe". Im Jahr 2026 werden Trenčín in der Slowakei und das finnische Oulu den Titel einer "Kulturhauptstadt Europas" tragen.

Ziele, Kriterien, Auswahlprozess und Reihenfolge der Länder sind im EU-Beschluss 445/2014/EU festgelegt. Jährlich teilen sich 2 Städte aus den EU-Mitgliedstaaten den Titel. Alle 3 Jahre kann sich neben den 27 EU-Mitgliedstaaten zusätzlich ein EU-Kandidatenland beziehungsweise EFTA-Land (Mitglieder der "Europäischen Freihandelsassoziation", Englisch: "European Free Trade Association") um den Titel einer "Kulturhauptstadt Europas" bewerben. 6 Jahre vor dem jeweiligen Titeljahr veröffentlichen die dazu berechtigten Mitgliedstaaten, vertreten meist durch ihre für Kunst- und Kulturangelegenheiten zuständigen Ministerien, eine Ausschreibung für Bewerbungen. Daraufhin übermitteln interessierte Städte einen Vorschlag zur Prüfung. Die übermittelten Bewerbungen werden im Zuge einer Vorauswahl durch unabhängige Expertinnen und Experten (EU-Ebene sowie nationale Ebene) aus dem Kunst- und Kulturbereich bewertet, deren Kriterienkatalog unter anderem folgende Aspekte umfasst:

  • Langzeitstrategie;
  • Europäische Dimension;
  • Kulturprogramm;
  • Durchführbarkeit (beispielsweise betreffend Infrastruktur, Finanzen);
  • Einbindung und Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern;
  • Management.

Das Expertinnen- und Expertenpanel einigt sich daraufhin auf eine Liste von Städten, deren Verantwortliche zur Übermittlung weiterer Information eingeladen werden. Nach Überprüfung der finalen Bewerbungen wird eine Stadt pro Staat für die Auszeichnung als "Kulturhauptstadt Europas" empfohlen und formell als solche bezeichnet. Die Rolle der Europäischen Kommission besteht darin, die Einhaltung der Regeln für die Designierung als "Kulturhauptstadt Europas" jederzeit sicherzustellen.
 

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