Kampagne gegen Antisemitismus

Die Kampagne

Antisemitismus in Österreich ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern eine akute Bedrohung in unserer Gesellschaft. Besonders im Internet verbreiten sich antisemitische Hassinhalte und Desinformation erschreckend schnell.

Die österreichische Bundesregierung präsentierte am 18. März 2024 das Maßnahmenpaket "Antisemitismus Online". Es ist eine Erweiterung zur österreichischen "Nationalen Strategie gegen Antisemitismus" für den digitalen Raum und sieht konkrete Maßnahmen gegen Online-Antisemitismus vor.

Eine Maßnahme ist die Erstellung einer Medienkampagne über Antisemitismus, dessen Erscheinungsformen und mögliche Folgen der Verbreitung im Internet in Kooperation mit sozialen und traditionellen Medien sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Maßnahmenpaket Antisemitismus Online (PDF, 408 KB)

"Niemals wieder ist jetzt!" – Über antisemitische Vorfälle in der Gegenwart

Adolf Silberstein

Holocaust-Überlebender Adolf Silberstein berichtet in 3 Kurzvideos über antisemitische Vorfälle in der Gegenwart

Weitere Kurzvideos

Heinrich Ehlers

Holocaust-Überlebender Heinrich Ehlers berichtet in 3 Kurzvideos über antisemitische Vorfälle in der Gegenwart

Weitere Kurzvideos

Fragen und Antworten zum Thema Antisemitismus

Antisemitismus hat viele Gesichter, bedeutet aber im Grunde eines: Judenhass. Österreich unterstützt die Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). Diese lautet: 

"Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen."

Antisemitismus besteht in verschiedensten Ausprägungen seit der Antike. In der Antisemitismusforschung wird heute beispielsweise zwischen folgenden Erscheinungsformen von Antisemitismus unterschieden: Antijudaismus, Rassistischer Antisemitismus, Sekundärer Antisemitismus, Israelbezogener Antisemitismus, Islamischer Antisemitismus. 

Weiterführende Informationen

Unter Holocaustleugnung versteht man das Abstreiten der historischen Realität und des Ausmaßes der Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten und ihre Komplizen während des Zweiten Weltkriegs (auch Holocaust oder Shoah genannt).

Von Verfälschung und Verharmlosung des Holocaust spricht man, wenn der Holocaust selbst zwar als historisch wahr angesehen, jedoch auf unterschiedliche Arten entschuldigt, verharmlost oder falsch dargestellt wird.

Weiterführende Informationen

Leugnung, Verfälschung und Verharmlosung des Holocausts

Ja! Das Veröffentlichen antisemitischer Inhalte kann nicht nur gegen die Gemeinschaftsstandards digitaler Plattformen verstoßen und damit zu einer Löschung der Beiträge und/oder Sperrung des Profils führen. 

Das Verbreiten antisemitischer Hassinhalte im Internet – egal, ob auf großen oder kleineren Plattformen, auf Webseiten, in Blogs, über Videospiele oder in den Kommentarspalten von Online-Medien – kann auch erhebliche rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Antisemitische Hasspostings im Internet können einerseits verschiedene Straftatbestände erfüllen. Neben Tatbeständen des Verbotsgesetzes kommen auch Tatbestände des österreichischen Strafgesetzbuches (StGB), wie etwa Verhetzung (§ 283 StGB) und Beleidigung (§§ 115 iVm 117 Abs. 3 StGB) in Betracht.

Darüber hinaus sind auch zivil- (Unterlassungs- und Schadenersatzansprüche) sowie medienrechtliche Konsequenzen denkbar.

Weiterführende Informationen

Antisemitismus im Internet – mögliche rechtliche Konsequenzen

Antisemitismus im Internet verletzt nicht nur unmittelbar Betroffene, sondern schadet unserer gesamten Gesellschaft. Durch unsere Reaktion können wir Betroffene unterstützen und zu einer sicheren Online-Umgebung beitragen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie du Antisemitismus im Internet aktiv bekämpfen kannst. Dazu gehören die Dokumentation von Hassbeiträgen, deren Meldung, Anzeigeerstattung, Gegenrede sowie das Ausdrücken von Solidarität mit Betroffenen.

Weiterführende Informationen

Wie kann ich auf Antisemitismus im Internet reagieren?

Wenn du antisemitische Vorfälle (online oder offline) erlebst oder beobachtest, besteht die Möglichkeit, den Vorfall bei spezifischen Melde- und Beratungseinrichtungen zu melden. Der Vorfall wird dokumentiert kann im Falle einer strafrechtlichen Relevanz auch der zuständigen Staatsanwaltschaft zur Kenntnis gebracht werden.

Dies ist eine einfache Möglichkeit, aktiv gegen Antisemitismus vorzugehen und unterstützt zudem die systematische Dokumentation antisemitischer Vorfälle in Österreich.

Darüber hinaus bieten einige Einrichtungen auch rechtliche und psychosoziale Beratungsleistungen für Betroffene an.

Die zentrale Anlaufstelle in Österreich zur Meldung und Beratung bei antisemitischen Vorfällen ist die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien.

Die Antisemitismus-Meldestelle der IKG Wien ist seit 2019 die Anlaufstelle für Betroffene und Zeugen von Antisemitismus. Zusätzlich dokumentiert und analysiert sie antisemitische Vorfälle, um das Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen und fundierte Maßnahmen zu dessen Bekämpfung zu entwickeln.

Weiterführende Informationen

Was hast Du aus der Geschichte gelernt?

Die Namensmauern Gedenkstätte für die in der Shoah ermordeten Kinder, Frauen und Männer aus Österreich

Um den österreichischen Opfern der Shoah einen würdigen Ort der Erinnerung zu widmen, entschied die österreichische Bundesregierung im Gedenkjahr 2018, die Pläne für eine Shoah Namensmauern Gedenkstätte des jüdischen Holocaust-Überlebenden Kurt Yakov Tutter aufzunehmen und umzusetzen.

Die Gedenkstätte ist innerhalb kürzester Zeit ein zentraler Ort der Begegnung und der Erinnerung an die österreichischen Opfer der Shoah geworden: nicht nur für Überlebende und deren Angehörige, sondern für all jene, die sich bewusst dort treffen oder zufällig an den Namensmauern vorbeigehen. Vielen wird beim Durchschreiten der Gedenkstätte das schiere Ausmaß des Unrechts, das vom Nationalsozialismus und seinen Anhängerinnen und Anhängern ausging, erst bewusst. Die Opferzahl erscheint mit 65.000 Namen unfassbar hoch und bildet doch nur einen Bruchteil der Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen ab. Sie stehen dort als in Stein gemeißeltes Zeugnis und lassen unwillkürlich die Worte "NIE WIEDER" aufkommen.

Shoah Namensmauern Gedenkstätte

Die Geschichten hinter den Namen

Porträt Julius Neumark

Julius Neumark

Julius Neumark war ein Baby, als seine Eltern ihn zu seinem Schutz aus dem Arbeiterghetto in Litauen schmuggelten, um sein Leben zu retten. Nach dem Krieg wurden sie wieder vereint und gingen gemeinsam nach Wien zurück. Der Großvater überlebte nicht, der Name von Hersch Neumann findet sich auf der Namensmauern Gedenkstätte. Er ist nicht vergessen.

Die Geschichte von Julius Neumark
Porträt Kurt Rosenkranz

Kurt Rosenkranz

Kurt Rosenkranz wurde am 2. August 1927 in Wien geboren. Seine Eltern waren aus Polen nach Österreich zugewandert. Um sich zu retten flüchtete die Familie nach Riga. Als sie die deutsche Wehrmacht dort einholte, wurden sie in sowjetischen Gefangenenlagern zuerst in Nowosibirsk und später in Karaganda interniert. Sie überlebten und kehrten nach Wien zurück, über 60 seiner Familienmitglieder wurden umgebracht. Vier ihrer Namen finden sich auf der Namensmauern Gedenkstätte.

Die Geschichte von Kurt Rosenkranz