Was ist Antisemitismus?

Antisemitismus ist ein jahrtausendealtes Phänomen, das schon seit jeher zur Vertreibung, Verfolgung und Vernichtung von Jüdinnen und Juden führte und in der Ermordung von 6 Millionen Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Terrorregime gipfelte. 

Im Gegensatz zu rassistischer Diskriminierung werden Jüdinnen und Juden im Antisemitismus nicht nur als minderwertig und unterlegen, sondern oft auch als überlegen und übermächtig dargestellt. 

Gemeinsam mit 24 weiteren EU-Mitgliedstaaten unterstützt Österreich die nicht rechtsverbindliche Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA).

IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus

Die folgende Arbeitsdefinition von Antisemitismus bietet eine gute Orientierung darüber, wie sich Antisemitismus konkret manifestieren kann:

"Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen."

Antisemitismus kann sich demnach auch gegen nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum wenden. 

Darüber hinaus kann sich Antisemitismus etwa auch gegen den Staat Israel richten. Israel wird dabei als jüdisches Kollektiv verstanden. Kritik an Israel ist jedoch nicht antisemitisch, wenn sie mit der an anderen Staaten vergleichbar ist. Siehe hierzu genauer: Israelbezogener Antisemitismus.

Antisemitismus hat heute viele Erscheinungsformen. Er manifestiert sich in Wort, Schrift und Bild sowie in anderen Handlungsformen und benutzt dabei negative Stereotype.

In der IHRA-Arbeitsdefinition werden folgende 11 Beispiele von Antisemitismus angeführt:

  1. Der Aufruf zur Tötung oder Schädigung von Jüdinnen und Juden im Namen einer radikalen Ideologie oder einer extremistischen Religionsanschauung sowie die Beihilfe zu solchen Taten oder ihre Rechtfertigung.
  2. Falsche, entmenschlichende, dämonisierende oder stereotype Anschuldigungen gegen Jüdinnen und Juden oder die Macht der Jüdinnen und Juden als Kollektiv – insbesondere aber nicht ausschließlich die Mythen über eine jüdische Weltverschwörung oder über die Kontrolle der Medien, Wirtschaft, Regierung oder anderer gesellschaftlicher Institutionen durch die Jüdinnen und Juden.
  3. Das Verantwortlichmachen der Jüdinnen und Juden als Volk für tatsächliches oder unterstelltes Fehlverhalten einzelner Jüdinnen und Juden, einzelner jüdischer Gruppen oder sogar von Nichtjüdinnen und Nichtjuden.
  4. Das Bestreiten der Tatsache, des Ausmaßes, der Mechanismen (zum Beispiel der Gaskammern) oder der Vorsätzlichkeit des Völkermordes an den Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Unterstützer und Komplizen während des Zweiten Weltkrieges (Holocaust).
  5. Der Vorwurf gegenüber den Jüdinnen und Juden als Volk oder dem Staat Israel, den Holocaust zu erfinden oder übertrieben darzustellen.
  6. Der Vorwurf gegenüber Jüdinnen und Juden, sie fühlten sich dem Staat Israel oder angeblich bestehenden weltweiten jüdischen Interessen stärker verpflichtet als den Interessen ihrer jeweiligen Heimatländer.
  7. Das Aberkennen des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, zum Beispiel durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen.
  8. Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet oder gefordert wird.
  9. Das Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (zum Beispiel der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben.
  10. Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.
  11. Das kollektive Verantwortlichmachen von Jüdinnen und Juden für Handlungen des Staates Israel.

Antisemitische Diskriminierung besteht darin, dass Jüdinnen und Juden aufgrund der Tatsache, dass sie jüdisch sind oder als jüdisch wahrgenommen werden, Möglichkeiten oder Leistungen vorenthalten werden, die anderen Menschen zur Verfügung stehen.

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