Neugestaltung: Volkskundemuseum Wien wird ab 2026 "erweitertes kulturelles Wohnzimmer"

Das Volkskundemuseum in Wien zieht ab Oktober vorübergehend in den Pavillon 1 des Otto Wagner Areals – Bis Juni 2026 stehen 25 Millionen Euro aus dem österreichischen EU-Aufbauplan sowie 2,5 Millionen Euro aus dem Kulturbudget für die Generalsanierung zur Verfügung

Gruppenfoto v.l.n.r.: Tim Joris Kaiser, Oliver Schreiber, Gerald Beck, Christina Lang, Peter Rogl, Matthias Beitl
Gruppenfoto von links nach rechts: Tim Joris Kaiser, Oliver Schreiber, Gerald Beck, Christina Lang, Peter Rogl, Matthias Beitl Foto: Kollektiv Fischka

Anlässlich seiner Generalsanierung zieht das Museum für Volkskunde in Wien ab Oktober 2024 vom Stadtbezirk Josefstadt in den Pavillon 1 des Otto Wagner Areals in den Stadtbezirk Penzing. Bis 25. September 2024 gab eine "Planschau zur Generalsanierung" im Gartenpalais Schönborn Einblicke in die Sanierungs- und Zukunftspläne durch das beauftragte Wiener Architekturbüro Silberpfeil-Architekten, die für das Haus unter anderem Barrierefreiheit und Durchlässigkeit vorsehen. Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ist für das Bauprojektmanagement zuständig. Als Bauherr fungiert das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS).

Direktor Matthias Beitl: "Generalsanierung dank des EU-Aufbauplans nun durchführbar"

"Es ist ein spannender, geradezu historischer Moment für uns", sagte Direktor Matthias Beitl im Rahmen einer am 18. September 2024 stattfindenden Pressekonferenz im fast ganz ausgeräumten Volkskundemuseum. Seit dem Jahr 2007 stehe die Generalsanierung im Raum, die dank des österreichischen EU-Aufbauplans nun durchgeführt werden kann.

In den vergangenen 10 bis 12 Jahren habe man es geschafft, mit einem "sehr diversifizierten, teils experimentellen Programm und einem erweiterten Öffentlichkeitsbegriff" vermehrt wahrgenommen zu werden. Für die Zukunft laute das Motto: "Minimale interne Flächen, maximale öffentliche Flächenka, so Beitl.  

Neugestaltung und mehrjährige Themenschwerpunkte

Das künftige Raumprogramm für das Volkskundemuseum Wien verortet die Büros gleich im Erdgeschoß "an der öffentlichen Achse", wodurch Ausstellungsflächen im Obergeschoß frei würden. Zudem werde das Café erweitert, um das Museum als Aufenthaltsraum stärker zu positionieren. Inhaltlich wolle man ab Juni 2026 auf mehrjährige Themenschwerpunkte setzen, "um gemeinsam dieses Kultur- und Gesellschaftsmuseum weiterzuentwickeln", betonte der Museumsdirektor.

"In derlei Projekten werden die Förderungen des Fonds, die in Österreich insgesamt 4 Milliarden Euro umfassen, greifbar", unterstrich Tim Joris Kaiser von der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich. Oliver Schreiber vom BMKÖS freut sich vor allem auf eine "Neuordnung der Besucherinnen- und Besucherführung und Verbesserung der Raumqualität" sowie eine neue Durchlässigkeit, die das Volkskundemuseum  zu einem "erweiterten kulturellen Wohnzimmer" machen. Die Bauarbeiten beginnen laut Gerald Beck von der BIG noch im Jänner 2024 mit der Trockenlegung des Mauerwerks des Baus aus dem Jahre 1714. Weiters werde die Gasheizung auf eine Luft-Wärme-Pumpe umgestellt, Aufzüge eingebaut und das Haus in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt (BDA) saniert. "So eine Sanierung ist kein ´08/15-Projekt´", unterstrich er angesichts der Herausforderungen der Sanierung des historischen Gebäudes.

"Oft sind kleine Interventionen wesentlich komplexer als größere", pflichtete ihm Architekt Peter Rogl von Silberpfeil-Architekten bei. Das architektonische Konzept baue auf Öffnung: Künftig werde ein sogenannter "Kulturschanigarten" – ein kleiner möblierter, konsumfreier Bereich vor dem Haus – auf das Museum "auf audiovisuelle Art" aufmerksam machen, da Änderungen an der Fassade aufgrund des Denkmalschutzes nicht möglich seien. Man setze daher auf einen einladenden Empfangsbereich, der auch zum Verweilen einladen soll. Der Durchgang zum benachbarten Schönbornpark werde erhalten. Neben der barrierefreien Erschließung setzt man auch auf eine vergrößerte Ausstellungsfläche sowie Veranstaltungsräumlichkeiten im 1. Stock.

Hintergrund: 27,5 Millionen Euro Budget für Renovierung

Zu Kunst und Kultur findet sich im EU-Aufbauplan ein eigenes Kapitel, einschließlich des Punkts "Ökologische Sanierung der Praterateliers und des Volkskundemuseums Wien", das der Komponente 4, Subkomponente 4-C zuzuordnen (Zur Zuordnung der Komponente 4 siehe unter "Weitere Informationen" das PDF "Österreichischer Aufbau- und Resilienzplan 2020-2026", Seite 13 von 98). Beide Wirkungsstätten sollen zu Vorzeigeprojekten einer gelebten Baukultur und eines umweltbewussten Denkmalschutzes werden. Neben dem Erhalt der historischen Substanz und Erscheinung sollen die beiden Sanierungsprojekte zu einer deutlichen Steigerung der Energieeffizienz der denkmalgeschützten Gebäude beitragen.

Die Renovierung des Volkskundemuseums Wien, für die 25 Millionen Euro aus dem EU-Aufbauplan sowie 2,5 Millionen Euro aus dem Kulturbudget veranschlagt sind, soll im Juni 2026 abgeschlossen sein.

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